„Die Gier nach Geld hat die Hirne zerfressen“

Battweiler · Die Ökumenische Sozialstation der Verbandsgemeinden Thaleischweiler-Fröschen-Wallhalben und Zweibrücken-Land ist jetzt offiziell an ihrem neuen Standort Battweiler daheim. Über 200 Gäste wohnten dem Einweihungs-Festakt bei.

 Der langjährige Sozialminister von Rheinland-Pfalz und ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler (rechts) am Samstag bei seiner Festrede in der Battweiler Kirche. Foto: Norbert Schwarz

Der langjährige Sozialminister von Rheinland-Pfalz und ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler (rechts) am Samstag bei seiner Festrede in der Battweiler Kirche. Foto: Norbert Schwarz

Foto: Norbert Schwarz

Längst hat sich die Ökumenische Sozialstation der beiden Verbandsgemeinden an ihrem neuen Standort etabliert, die Pflegearbeit der ihr anvertrauten Menschen nach dem Wechsel von Maßweiler hinüber nach Battweiler fortgesetzt. Beim ehemaligen Dorfladen entstand für 1,3 Millionen Euro ein neues Gemeinde- und Pflegezentrum. Jetzt ist die Zeit reif gewesen, einen Tag innezuhalten und das neue Zentrum offiziell einzuweihen.

Die Pflege kranker und alter Menschen dürfe nicht zum reinen Objekt werden. Der Mensch müsse im Mittelpunkt bleiben. Alle Menschen müssten angenommen werden, wie sie sind, weil alle Edelsteine in der Schatzkiste Gottes sind. Das forderte beim Festgottesdienstes vor mehr als 200 Besuchern Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr. Mit einem geschichtlichen Rückblick über die Arbeit der Landgräfin Elisabeth von Thüringen spannte Bähr den Bogen zur gegenwärtigen Arbeit des Pflegepersonals in den Sozialstationen. Die Achtung des Menschen müsse wie beim geschichtlichen Vorbild im Mittelpunkt stehen, sagte der Pfarrer. Die Wahrung der Würde des Menschen, die Qualität der Leistungen durch die Sozialstation und die Wirtschaftlichkeit müssten die Faktoren sein, die die Arbeit aller Pflegerinnen und Pfleger ausmachen. Pflege sei ein Beziehungsgeschehen, stellte Bähr fest und begründete, warum der zu versorgende Mensch auch ein Gespräch, einen zarten Händedruck, zuhörende Ohren und vielleicht auch schweigende Herzen als mitmenschliche Leistung braucht. Dieses Beziehungsgeschehen trage keine Krankenkasse mit, allein die zuarbeitenden Krankenpflege-, Elisabethen- oder Diakonievereine ermöglichten dies. Mit seinem kritischen Blick in die Zukunft forderte der Landesdiakoniepfarrer eine Kompetenzerweiterung für das Pflegepersonal . Die Anerkennung der Pflegeberufe müsse steigen, verbal und finanziell.

Als Gründungsvater der Sozialstationen bezeichnete Geschäftsführer Peter Haase den Festredner Heiner Geißler , der in den Mittelpunkt seines hörenswerten Festbeitrages die "Drei G's" stellte: Geiz, Geld und Gier. Geißler kritisierte, dass in der Pflege des Menschen nicht mehr der Mensch zähle, sondern nur noch die Kosten. Mit seiner pointierten Rede fesselte Geißler die Zuhörer. "Die Gier nach Geld hat die Hirne zerfressen." Eine soziale, ethische Intelligenz sei wieder notwendig. Geißler beklagte auch die andauernde Diskriminierung von Frauen. Ein Bereich, in welchem gerade die katholische Kirche noch zusätzliche Probleme aufzuarbeiten habe.

Höchstes Lob zollte Geißler dagegen der Ökumenischen Sozialstation und ihrem Geschäftsführer Peter Haase. Nicht die Gewinnmaximierung könne bei dem mittelständischen Unternehmen mit fast 70 Mitarbeiterin im Mittelpunkt stehen. Dennoch werde eine qualitativ hochwertige Leistung gefordert und erbracht.

Die Landtagsabgeordnete Susanne Ganster (CDU ) lobte Geißlers Worte. Rheinland-Pfalz habe mit dem Einrichten der Pflegekammer einen wichtigen und richtigen Zukunftsschritt getan, mit der vollen Unterstützung der Opposition.

Kreisbeigeordneter Ernst Hügel ging auf die geschichtliche Entwicklung der Sozialstation näher ein. Der Thaleischweiler Verbandsbürgermeister Thomas Peifer (der mit den "Schwarzbachtaler Blasmusikanten auch musizierte) würdigte die professionelle Arbeit der Pfleger. Nicht umsonst sei vom christlichen Menschbild bei dieser Festveranstaltung viel zu hören gewesen, so Peifer. Sein Amtskollege Jürgen Gundacker von Zweibrücken-Land zeigte auf, weshalb die Arbeit der Ökumenischen Sozialstation gerade in einer Region hier so wichtig sei: Sie ist für den Menschen im kleinsten Dorf, im letzten Winkel da.

Ortsbürgermeister Werner Veith dankte den vielen Mitstreitern, dass es gelang, der Sozialstation in Battweiler eine neue Heimat zu geben.

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