Die Angst vor dem Abstellgleis

Zweibrücken. Fährt ein Zug nach Nirgendwo. . . Soweit ist es nach der Auffassung der Diskutanten zwar noch nicht. Aber die Anbindung der Rosenstadt an das große weite Schienennetz ist dennoch mehr als überschaubar, klagen Wolfgang Staedtler und Dieter Franck

Zweibrücken. Fährt ein Zug nach Nirgendwo. . . Soweit ist es nach der Auffassung der Diskutanten zwar noch nicht. Aber die Anbindung der Rosenstadt an das große weite Schienennetz ist dennoch mehr als überschaubar, klagen Wolfgang Staedtler und Dieter Franck.Die beiden Vertreter des Bahnstrecken-Arbeitskreises, der für die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke zwischen Zweibrücken und Homburg kämpft, machen aus ihrer Meinung keinen Hehl: Wenn sich nichts ändert, dann wird Zweibrücken in Sachen Verkehrsanbindung in Zukunft auf dem Abstellgleis stehen. Die beiden Verfechter der Strecken-Reaktivierung erhalten von den anderen Teilnehmern im Zweibrücker Mehrgenerationenhaus breite Zustimmung. Der Pfälzische Merkur hat zur zweiten Auflage der Gesprächsreihe "Merkur im Dialog", moderiert von Merkur-Chefredakteur Michael Klein, gebeten, wollte dort von den Bürgern wissen, was sie umtreibt, welche Veränderungen, Verbesserungen sie sich für Zweibrücken wünschen - und schnell kristallisiert sich der Wunsch nach der Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke als dominierendes Thema heraus.

Bei den beiden SPD-Ratsmitgliedern Walter Rimbrecht und Berni Düker, die die Diskussion aufmerksam verfolgen, rennen Staedtler und Franck offene Türen ein. Rimbrecht: "Sicher leben wir in Zeiten knapper Kassen. Aber gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Mittel effektiv eingesetzt werden. Und in dieser Hinsicht ist eine Investition in die Verkehrsanbindung, die Eisenbahn, richtig." Düker ärgert sich über die festgefahrenen Verhandlungen mit dem Saarland über die Reaktivierung. "Wir kommen bei den Saarländern einfach nicht weiter. Von dort kommen nur Lippenbekenntnisse. Aber den Schwarzen Peter hin und her zu schieben, bringt es auch nicht." Oberbürgermeister Helmut Reichling müsse sich vehement für die Reaktivierung einsetzen, fordert Düker.

Martin Krück sieht bereits deutliche Anzeichen dafür, dass Zweibrücken wegen der schlechten Zuganbindungen ins Hintertreffen gerät. "Mir hat der Direktor der Zweibrücker Fachhochschule gesagt, dass sie externe Referenten, die sie für einen Vortrag an die Hochschule eingeladen haben, beispielsweise in Frankfurt mit dem Auto abholen." Und zwar mit dem Hinweis, es sei für sie nicht hinnehmbar, die Strecke von Homburg nach Zweibrücken mit dem Bus zu zuckeln. Merkur-Chefredakteur Klein hakt nach: "Ist wirklich das Potenzial da, das es rechtfertigt, diese Strecke wiederaufleben zu lassen?" Rimbrecht wirft ein klares "Ja" in die Runde und begründet dies mit einem Beispiel: "Ich habe drei Töchter. Wie oft habe ich die schon mit dem Auto von Zweibrücken nach Homburg an den Bahnhof gefahren. . ."

Verärgert fügt er hinzu: "Und dann habe ich in Homburg, wenn ich kurz aus dem Pkw ausgestiegen und meine Kinder begleitet habe, kurz darauf ein Knöllchen in Höhe von 27,60 Euro an der Windschutzscheibe hängen gehabt." So wie ihm gehe es sicher vielen anderen auch. Man setze sich halt ins Auto und fahre an den Bahnhof nach Homburg, weil man sich oder anderen die Fahrerei mit dem Bus nicht zumuten wolle. Staedtler macht klar: "Es sind bislang zwölf Strecken im Land reaktiviert worden - keine war unrentabel." Rimbrecht zieht das Fazit: "Der Wunsch der Bürger ist klar vorhanden. Jetzt muss man endlich etwas daraus machen." Anne Bauer blickt in Sachen Verhandlungen mit dem Saarland optimistisch nach vorne: "Bald sind ja Wahlen im Saarland. Warten wir mal ab, ob sich die Einstellung zur Reaktivierung nicht danach ändert."

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