Der Kreuzberg als mahnendes Beispiel

Zweibrücken. Einstimmig hat der Stadtrat gestern Abend erste rechtliche Voraussetzungen für eine Sanierung der Canada-Siedlung am Zweibrücker Fasanerieberg beschlossen, und zwar in Form einer Sanierungssatzung und der Aufstellung eines Bebauungsplans. Zur Vorbereitung dieser Beschlüsse hatte die Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben

 Die Canada-Siedlung hat laut Gutachten viele "städtebauliche Missstände", vom hohen Leerstand bis zu Schimmel. Foto: voj

Die Canada-Siedlung hat laut Gutachten viele "städtebauliche Missstände", vom hohen Leerstand bis zu Schimmel. Foto: voj

Zweibrücken. Einstimmig hat der Stadtrat gestern Abend erste rechtliche Voraussetzungen für eine Sanierung der Canada-Siedlung am Zweibrücker Fasanerieberg beschlossen, und zwar in Form einer Sanierungssatzung und der Aufstellung eines Bebauungsplans. Zur Vorbereitung dieser Beschlüsse hatte die Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das Stadtplanungsbüro ISU empfiehlt darin, bis zu 17 der 102 Wohngebäude abzureißen. Doch darum gehe es in dieser Sitzung gar nicht, sagte eingangs Bürgermeister Heinz Heller (SPD). Den Vorschlag von Oberbürgermeister Helmut Reichling, sofort abzustimmen, vereitelte FDP-Fraktionschef Walter Hitschler: "Wird nicht diskutiert?!" Die FDP sei "erschrocken" über die Untersuchungsergebnisse, Hitschler vermutete "ein Gutachten auf Bestellung". In Wahrheit sei die ehemalige Militärsiedlung gar nicht so marode. Wenn der Eigentümer dies anders sehe, solle die Bundesbehörde die Häuser lieber verschenken, als sie abzureißen. Es gäbe sicher genug Interessenten, die dann auf eigene Kosten sanierten. SPD und Grüne Liste begrüßten, dass durch die Sanierungssatzung die Fehler von der Kreuzberg-Siedlung vermieden würden - dort hatte der Bund Häuser verkauft, bevor die Sanierung der, den deutschen Vorschriften nicht entsprechenden, Versorgungsleitungen geklärt war. Hauskäufer und -mieter waren dadurch in finanzielle Schwierigkeiten geraten, die Ausrufung eines "Königreichs" und Stromabschaltungen hatten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Martin Graßhoff (SPD) sagte, auch wenn es in dieser Sitzung nicht um einen Teilabriss gehe, wolle er Hitschler widersprechen: "Natürlich muss jedes erhaltenswerte Haus erhalten bleiben. Aber die offene Frage ist: Wie ist später der Bedarf? Man sollte jetzt nicht sagen, auf keinen Fall etwas zurückzubauen. Man muss erst sehen, wo Bedarf ist, wofür es Interessenten gibt - und dann Entscheidungen treffen."Schon heute steht in der Siedlung jede zweite Wohnung leer. Bei sinkenden Bevölkerungszahlen könnte sich zwar auch Hitschler vorstellen, darüber zu diskutieren, "den Wohnungsbestand zu verknappen". Er sehe aber "große Chancen durch eine industrielle und gewerbliche Entwicklung am Flugplatz in den nächsten Jahren", für Beschäftigte dort sei die Canada-Siedlung ideal gelegen. CDU, FWG und Linke äußerten sich dagegen nicht. "Wir sind erschrocken über das Gutachten!"Walter Hitschler, FDP

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