„Der Islam ist nicht extremistisch“

Zweibrücken · Ziad Al-Hussin stammt aus Syrien und fungiert als Imam der islamischen Gemeinde Zweibrücken. Im Gespräch mit dem Merkur bedauert er die Lage im Nahen Osten und betont die Friedfertigkeit des Islam.

Die tägliche Flut von Schreckensmeldungen aus Syrien scheint kein Ende zu nehmen und auch die Bilder im Fernsehen oder im Internet aus seiner Heimat kann Ziad Al-Hussin, Imam der Zweibrücker islamischen Gemeinde, nicht mehr sehen: "Ich bin unendlich traurig, denn Syrien ist mein Land", sagt er traurig. Derzeit wird der Haddsch gefeiert, das Fest der großen Pilgerfahrt der Muslime nach Mekka - auch Ziad Al-Hussin fastet in diesen Tagen.

Der heute 43-Jährige ist 2000 mit seiner Frau nach Deutschland geflüchtet, seit 2008 deutscher Staatsbürger und lebt mit seiner Familie in der Rosenstadt. "Ich hatte schon damals Schreckliches in Syrien sehen müssen, doch niemand hatte anfänglich gedacht, dass es so schlimm kommen würde". Er ist sich sicher, dass das syrische Problem größer ist, als man gemeinhin denkt. "Anfänglich war es ein Aufstand der Menschen aller Volks- und Glaubensgruppen gegen ein diktatorisches Regime, doch dann kamen die Waffen und heute mischen zu viele Hände mit eigenen Interessen und Zielen im Land mit, neben dem Diktator, die USA, der Iran, Russland, irakische Milizen, die Hisbollah aus dem Libanon und andere. Dies schafft Abhängigkeiten und Macht."

Niemand kann heute wissen, wie lange dieser Krieg noch andauern wird. "In Zweibrücken hat die Islamische Gemeinde mit Hilfe auch des Roten Kreuzes letztes Jahr Essen, Kleider und medizinische Geräte gesammelt und durch Vertrauenspersonen nach Syrien bringen lassen, heute können wir leider nicht viel tun". "Wir treffen uns zum Gespräch und zum Gebet und manchmal auch zu gemeinsamen Essen. Das Thema der Radikalisierung haben wir bereits lange vor den Medien angesprochen", erzählt der Imam. "Wir sind eine offene Gemeinde, auch ein Vertreter der evangelischen Kirche war bereits bei uns". Wichtig ist Ziad Al-Hussin die Botschaft, dass der Islam eine Religion der Toleranz und des Friedens ist. "Unser Gruß ist Salam und dies bedeutet Frieden. Der Islam ist nicht extremistisch, er verbietet es, unschuldige Menschen zu töten und Glaubenseinrichtungen auch anderer Religionen sind unantastbar". Ziad Al-Hussin ist auch überzeugt, dass die islamistische Terrormiliz IS nicht militärisch zu bekämpfen ist, sondern die Köpfe und das Denken dieser Menschen muss gewonnen werden. "Der IS ist nicht plötzlich aus dem Nichts entstanden, sondern begann 2003 mit dem Irakkrieg. Meiner Meinung nach genossen sie auch die Unterstützung des syrischen Regimes, denn die "Hauptstadt" des IS, Rakka, wird seit März 2013 Jahren nicht angegriffen".

"Ich wollte Syrien nie verlassen, es ist ein schönes Land und meine Familie lebt noch dort". In Deutschland und Zweibrücken hat Ziad Al-Hussin gute Erfahrungen gemacht. "Deutschland ist nicht wie derzeit die Skandale in NRW in Flüchtlingsheimen aufzeigen, hier kenne ich nur kompetente Beamte, die den Flüchtlingen mit Würde begegnen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort