Protest gegen Filialschließung der Sparkasse Südwestpfalz 140 Demonstranten vor der Sparkassen-Hauptstelle

Pirmasens/Zweibrücken · Heltersberger Bürger machen gegen geplante Filialschließung mobil. Auch vier Orte im Zweibrücker Land sind betroffen.

 Lautstark machten die Demonstranten aus Heltersberg vor der Zentrale der Sparkasse ihrem Unmut Luft.

Lautstark machten die Demonstranten aus Heltersberg vor der Zentrale der Sparkasse ihrem Unmut Luft.

Foto: Norman Fritzinger

Wie bereits bei einer Kundgebung vor einer Woche in Waldfischbach-Burgalben angekündigt, zogen die Demonstranten gegen die beschlossene Schließung der Sparkassenfiliale in Heltersberg und für den Erhalt von wenigstens einem Bankautomaten gestern mit einem größeren Aufgebot von gut 140 von Polizei und Ordnungsamt flankierten Demonstranten vom Exerzierplatz vor die Hauptstelle der Sparkasse Südwestpfalz in der Pirmasenser Bahnhofstraße.

„Die wolle sich verpisse – das Holzland werd beschisse!“, skandierten die mit Transparenten, Trillerpfeifen und Ratschen bewaffneten Demonstranten unter der Führung der Initiatoren Peter Jochum, Wolfgang Vatter und Egbert Besier aus Heltersberg vorm Eingang der Sparkasse.

„Das Erbe ihrer Gründungsväter wird nicht nur von der Bank, sondern auch den politischen Akteuren mit Füßen getreten!“, echauffierte sich Vatter am Mikrofon darüber, dass die gewählten Volksvertreter sich ihrer Verantwortung entzögen und stattdessen lieber saturiert in den Bankengremien säßen. Während Filiale um Filiale geschlossen wird, erlaube sich die Sparkasse im selben Zug allein für den Verwaltungsrat jährlich etwa 170 000 Euro auszugeben. „Das sind pro Sitzungsteilnehmer im Schnitt rund 3000 Euro pro Jahr für Leute, die das Geld eigentlich gar nicht nötig haben“, sah Vatter es als kaum verwunderlich an, wenn die Bürger mit Politikverdrossenheit reagierten. Dazu trage nicht zuletzt auch Landrätin Susanne Ganster bei, die zugleich Vorsitzende des Sparkassen-Verwaltungsrates ist. „Wir müssen aber auch so ehrlich sein und die Schuld für das Aussterben der Geschäfte in den Dörfern auch bei uns selbst suchen“, zeigte sich Vatter mit Blick auf das geänderte Einkaufsverhalten der Leute auf dem Land selbstkritisch.

„Wenn ihr wollt, dass euch die Leute im Holzland auch weiterhin die Treue halten, dann lasst uns wenigstens einen Automaten!“, forderte lautstark das langjährige Heltersberger Gemeinderatsmitglied Albrecht Mänges (CDU). Bezeichnend sei, dass kein Mitglied des Bankenvorstandes Mumm habe und sich vor die Tür traue, um mit den unzufriedenen Bürgern zu sprechen.

Im Anschluss verlas er den Brief einer Frau aus dem Holzland, die wie auch die meisten anderen Einwohner der Dörfer der Sparkasse jahrzehntelang die Treue gehalten hatte und nun bestürzt erfahren musste, dafür nun zum unrentablen Kostenfaktor degradiert und ausrangiert zu werden.

„Wir stehen hier, weil wir das Verhalten einfach nicht verstehen können“, forderte Besier von Seiten der Sparkasse als auch der gewählten Kommunalpolitiker offene und klare Worte statt euphemistisch verbrämender Worthülsen ein. Er hoffe, dass das Signal angekommen sei und endlich auch andernorts von den Bürgern als Vorbild genommen werde, um sich nicht länger auf der Nase herumtanzen zu lassen und stattdessen zu wehren. „Wenn Wahlen wären, würden die Politiker hier Spalier stehen“, sah ein Teilnehmer der Demonstration von vielen Politikern die vielbeschworene Bürgernähe geheuchelt und nur dann öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt, wenn ihre persönliche Wiederwahl anstehe.

Als kleinen Erfolg wertete Jochum, dass am Donnerstag, 27. Februar, ein Gespräch des Bankenvorstandes mit den Initiatoren und dem Heltersberger Ortsbürgermeister Ralf Mohrhardt stattfinden soll. Darüber hinaus warb er um Unterstützung für eine Demonstration, die am Freitag, 28. Februar, ab 10.30 Uhr vor der Kreisverwaltung Südwestpfalz in Pirmasens stattfinden soll.

Im Laufe dieses Jahres will die Sparkasse Südwestpfalz von ihren 20 mit Personal besetzten Filialen 9 schließen, die von immer weniger Kunden worden seien. Im Zweibrücker Land (betroffen sind Zweibrücken-Niederauerbach, Rieschweiler, Wallhalben und Hornbach, dort sollen jedoch jeweils Geldautomaten verbleiben) gab es, anders als in Heltersberg, nur milde Kritik (wir berichteten).

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