Innovatives Bewirtschaftungskonzept Waldgäste aus dem Sauerland
Großsteinhausen · Eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen wollte sich über die Waldbewirtschaftung in Großsteinhausen informieren.
Gäste aus dem Märkischen Sauerland nahmen jetzt den Großsteinhauser Gemeindewald unter die Lupe. Der Grund: Die Waldbewirtschaftung im westpfälzischen Gemeindewald von Großsteinhausen könnte ein Vorbild für die Kahlflächen im Märkischen Sauerlandwald sein. Über den langjährigen Förster Uli Osterheld, damals noch direkt bei Waldwirtschaft Schmitz aus Ormont in Diensten, wurde das Großsteinhauser Waldbewirtschaftungsmodell publiziert und vorgestellt.
Für Ortsbürgermeister Volker Schmitt wie auch für Förster Uli Osterheld, der heute als Gesellschafter von Pro Jagdkonzept Verantwortung übernommen hat, als Vorderweidenthaler aber weiterhin in Großsteinhausen präsent ist, war es eine passende Gelegenheit, die langjährigen Erfahrungen bei Waldbewirtschaftung und Wildbejagung zu erläutern. Die damaligen Vorurteile für das neue Konzept, zu dem sich die Ratsmitglieder von Großsteinhausen durchgerungen hatten, standen dabei im Mittelpunkt. Ortsbürgermeister Schmitt und Förster Uli Osterheld wussten sehr detailliert darüber zu berichten, dass das Aufeinanderprallen von Neuerungen insbesondere bei den Jägern in der Region auf allergrößten Widerstand gestoßen war. Volker Schmitt erinnert sich noch gut an die Überschriften bei den Tageszeitungen. Von leergefegtem Wildbestand sei damals ebenso die Rede gewesen wie von regelrechten Treibjagden auf Rehwild.
Ähnlich sei der Umdenkungsprozess zur neuen Waldbewirtschaftung, wie von der Firma Schmitz unter der damaligen Obhut von Förster Uli Osterheld eingeleitet. Der Begriff „Kahlhiebe“ sei durch die Gazetten gegeistert, die Bürger selbst seien kritisch und beunruhigt gewesen. Doch wie Ortsbürgermeister Schmitt den sauerländischen Gästen im Großsteinhauser Wald versichern konnte, Bürger und Ortsgemeinde seien weiterhin auf ihren Gemeindewald mehr als stolz. Die neue Art der Waldbewirtschaftung habe längst auch bei anderen Kommunen in der Region regelrecht Schule gemacht, konnte Volker Schmitt bei seiner Begrüßung feststellen.
Aus den unterschiedlichsten Forstbereichen setzte sich die Besucherschar des Großsteinhauser Gemeindewaldes zusammen. Forstwirte wie Sachbearbeiter, Forstwirtschaftsmeister wie Revierleiter, sie alle waren in die Südwestpfalz gekommen, um vor Ort den Großsteinhauser Gemeindewald als Beispielsforst der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft unter die Lupe zu nehmen und Erfahrungen sozusagen aus erster Hand zu bekommen.
Dabei stellten die Gäste ihrerseits nochmals in den Mittelpunkt der Waldexkursion, dass sich im Bundesland Nordrhein-Westfalen derzeit 17.000 Hektar Privatwaldflächen in einer Kahllage befinden. Der Grund dafür: Fichtenborkenkäfer. 17 000 Hektar, die aufgeforstet werden müssen. Ein regelrechtes „Waldbaden“ wie jetzt im Großsteinhauser Scheuerwald, ist dort nicht mehr möglich. Besagter Walddistrikt präsentiert sich weiterhin für Mensch und Tier als grüne Zufluchtsstätte. Kühl und dicht, wie Volker Schmitt und Uli Osterheld festsstellten.
Trotzdem, Förster Uli Osterheld konnte den Berufskollegen durchaus auch hierzulande die Spuren und Auswirkungen des Klimawandels zeigen. Selbst im Scheuerwald ist das Absterben von älteren Buchenbäumen erkennbar. Wo es machbar sei, würden Bäume als sogenannte Habitatsbäume erhalten. Der natürliche Zerfall sei dabei eingeplant. Auf die dabei notwendige Abwägung bei der Waldbewirtschaftung ging vor allem Förster Uli Osterheld ganz konkret ein. „Wir müssten sonst ein Betretungsverbot aussprechen, weil herabstürzende Kronenteile und umstürzende Bäume jeden Waldbesucher gefährden würden!“
Feststellen konnten die Waldbesucher am Exkursionstag aber auch, dass trotz des Verschwindens von alten Bäumen im Oberbestand sich im „unteren Stockwerk des Waldes“ der Nachwuchs bereits wohlfühlt. Dabei konnte Osterheld auch dafür Gründe nennen: Das durchdachte Bejagungskonzept und seine konsequente Umsetzung seien dafür ein Schwerpunkt. Neben dem Baumnachwuchs an Buchen gelte das zudem für Kirsch- oder Eichenbäume. Ein Umstand, der andernorts ohne Wildschutzzäune oder Verbissschutzhüllen so nicht vorkomme, wussten Schmitt und Osterheld zu versichern, was den Ortsbürgermeister zur Feststellung verleitete: „Darauf, dass unser Gemeindewald weiter nachgefragt wird, darauf sind wir schon ein bisschen stolz!“