Damit die Südwestpfalz den Anschluss nicht verliert „Kompletter vierspuriger Ausbau der B 10 ist unbedingt erforderlich“

Wolfgang Getfert, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis, kämpft darum, Unternehmer anzulocken und Wegzüge zu verhindern

Wenn Wolfgang Getfert eine gute Fee erschiene und er drei Wünsche äußern dürfte, dann würden diese wohl wie folgt lauten: „Ich wünsche mir, dass der Landkreis flächendeckend an schnelles Internet angeschlossen wird, dass die B 10 komplett vierspurig ausgebaut wird und dass wir genügend freie Flächen für Ansiedlungen anbieten können.“ Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Und gute Feen erscheinen auch eher selten. So bleibt Getfert (Foto: eck), seines Zeichens Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz, nichts anderes übrig, als in täglicher Kärrnerarbeit Unternehmer trotz nicht immer optimaler Standortbedingungen den Landkreis Südwestpfalz schmackhaft zu machen.

Im Oktober 1995 wurde die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Landkreis gegründet, dieses Jahr kann Getfert, der von Anfang an Geschäftsführer war, also 15-jähriges Bestehen feiern. Anlass für den Merkur , einmal Getfert über die Schulter zu blicken und zu fragen: Was macht eigentlich der Wirtschaftsförderer für den Landkreis Südwestpfalz genau?

„Ich bin Ansprechpartner für Unternehmer, die einen Standort in der Südwestpfalz suchen, ich zeige ihnen die Vorteile auf, die die Region bietet. Ferner berate ich Existenzgründer und gebe ihnen Tipps zur möglichen Förderung ihres Unternehmens.“

Wie lautet seine Bilanz nach knapp 15 Jahren als Chef der Wirtschaftsförderung? Getfert gibt offen zu: „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Im Schnitt begleiten wir im Jahr zwei bis fünf Ansiedlungen.“ Die meisten Unternehmer, die hier ihre Zelte aufschlügen, stammten aus der Großregion. „Es kommt eher selten vor, dass ein Unternehmer aus Norddeutschland oder Bayern sich bei uns engagieren will“, so Getfert. Anfragen von Existenzgründern habe er „in guten Jahren etwa 50, in den beiden vergangenen Jahren waren es, wegen der Wirtschaftskrise, etwas weniger. 2009 gab es 35 Anfragen, 2008 42.“ Von diesen Anfragen, die bei Getfert vorstellig werden, um sich etwa nach Fördermöglichkeiten zu erkundigen, würden rund 40 Prozent dann auch tatsächlich ihren Plan, ein Unternehmen zu gründen, realisieren. Einige würden drei bis vier Monate nach den Beratungsgesprächen mit Getfert loslegen, andere ließen sich mehr Zeit. Die meisten Existenzgründer fingen klein an, oft sei es etwa ein Mann, der sich selbstständig mache und von seiner Frau unterstützt werden, maximal komme dann noch ein Angestellter dazu. „Aber dabei muss es nicht bleiben. Ich habe Fälle, da sind diese Unternehmen kräftig gewachsen und haben mittlerweile 20 oder 30 Mitarbeiter.“ Aber solche Fälle sind halt eher die Ausnahme.

Wie gesagt: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Getfert erscheint keine gute Fee, er muss mit dem wuchern, was der Landkreis hergibt. Und da sei leider einiges verbesserungsbedürftig, erklärt der 60-Jährige.

„Wir brauchen flächendeckend schnelles Internet im Landkreis. Das Thema Breitbandanschluss ist auf meiner Agenda ganz oben angesiedelt“, verdeutlicht er. Die Bedeutung des schnellen Internets dürfe nicht unterschätzt werden.

Nicht nur für Unternehmer sei das eine entscheidende Standortfrage. Auch Privathaushalte würden dies bei der Entscheidung, wo sie hinziehen, ein Häuschen bauen, immer öfter berücksichtigen. Getferts Erfahrung: „Familien benötigen schnelles Internet, weil ihre Kinder verstärkt für die Schule in das Internet gehen und Sachen herunterladen müssen. Wenn das ewig dauert, ist das ein Manko.“ Wenn der Landkreis nicht schnell flächendeckenden Breitbandanschluss bekomme, drohe die Gefahr, dass er den Anschluss verliere „und dass Facharbeiter wegziehen“, sorgt er sich.

Neben dem Thema Breitbandanschluss und vierspuriger Ausbau der B 10 (siehe nebenstehenden Text) hat Getfert noch mit einem weiteren Stolperstein zu kämpfen, der sich aber – im Vergleich zu den erstgenannten – kaum aus der Welt räumen lässt. Getfert: „Es gibt aufgrund unser Topographie nicht viele größere freie Flächen. Zumeist kann ich nur kleinere Flächen vorweisen.“ Möglicherweise auch aus diesem Grund stellten Interessenten gerade in den vergangenen Jahren stark zielgerichtete Anfragen, hat der Diplom-Volkswirt beobachtet: „Es ist auffällig, dass die Anfragen sich auf ganz bestimmte Objekte konzentrierten.“ Die genauen Hintergründe für diese mögliche Rosinenpickerei sei im Einzelfall aber schwer zu klären. Glasklar stehe hingegen fest, dass das Thema Bildung ein entscheidender Standortfaktor sei. Getfert sieht es daher als eines der wichtigsten Ziele an, künftig „den Technologietransfer zwischen den Fachhochschulen in Zweibrücken und Pirmasens, der TU in Kaiserslautern und den Unternehmen zu verbessern“. Daraus könnten dann vermehrt Existenzgründungen erwachsen. Zweibrücken/Pirmasens. Die B 10 ist eine der wichtigsten Verkehrsadern in der Südwestpfalz. Aus eben diesem Grund ist es für Wolfgang Getfert, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz mbH, unabdingbar, dass „die B 10 komplett vierspurig ausgebaut wird, bis zum Anschluss an die A 65“, wie er erklärt. Bislang sei diese wichtige Straße von Pirmasens kommend nur bis Walmersbach (hinter dem Beckenhof) vierspurig ausgebaut. Für Getfert eindeutig zu wenig. „Der Ausbau soll ja weitergehen, aber das zieht sich ewig hin“, stöhnt der Wirtschaftsförderer. Grund sei, dass es „mehrere Bürgerproteste gegen die weiteren Ausbauarbeiten gibt“. Getfert kann diese Vorbehalte zwar nachvollziehen, aber aus Sicht eines Wirtschaftsförderers sei „der komplette vierspurige Ausbau der B 10 unbedingt erforderlich“, appelliert er an die Politik. Seine Begründung: „Es gibt zahlreiche Anfrage von Unternehmern, die sich in unserem Landkreis für einen Standort interessieren bezüglich der Verkehrsanbindung, speziell der B 10. Auch für Unternehmer aus Zweibrücken hat diese Bundesstraße teils große Bedeutung.“ Er habe schon mehrfach erlebt, dass der zögerliche Ausbau dieser Verkehrsader potenzielle Interessenten davon abgehalten habe, sich im Landkreis zu engagieren, bedauert der Wirtschaftsförderer. Neben dem Thema Breitbandanschluss (siehe nebenstehenden Text) sei der Ausbau der B 10 „eine ganz wichtige Standortbedingung“. Ferner sieht es Getfert als wichtig an, dass im Bereich Hauenstein und Wilgartswiesen weitere freie Gewerbefläche geschaffen werden. „Entsprechende Planungen laufen bereits; für die kommunale Leistungsfähigkeit ist das von großer Bedeutung“, unterstreicht Geschäftsführer Getfert.

Zur Person


Wolfgang Getfert ist seit der Gründung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz deren Geschäftsführer. Zuvor war der 1949 in Bielefeld geborene Diplom-Volkswirt unter anderem in München (1974 bis 1976) in der räumlichen Entwicklungsplanung und im Großherzogtum Luxemburg (1980 bis 1990) für Wirtschaftsförderung zuständig. 1990 übernahm er dann die Wirtschaftsförderung für den Landkreis.
eck

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