Grenzgänger in Corona-Zeiten „Das ist wie Mobbing“

Schweyen · Die Bürgermeisterin von Schweyen ist unzufrieden mit den wegen der Virus-Mutanten geltenden Regeln für französische Pendler.

 Cathia Heim ist Bürgermeisterin von Schweyen.

Cathia Heim ist Bürgermeisterin von Schweyen.

Foto: Hedi Danner

Die Bürgermeisterin von Schweyen   ist sauer. Die parteilose Cathia Heim erste Bürgerin des 300-Seelen-Ortes kann die deutschen Vorgaben für französische Pendler nicht verstehen. Diese müssen derzeit bekanntlich einen negativen Corona-Test vorweisen können, da das Département Moselle aufgrund der dort grassierenden südafrikanischen Mutante des Coronavirus zum Virusvarianten-Gebiet erklärt wurde.

„Wir leben in einem Europa und wir haben eine Pandemiekrise, aber wir sollten, gerade auch deshalb die Beschlüsse, was unsere Grenzregion angeht zusammen beschließen“, findet sie. Es könne nicht sein, „dass die Regierung in Berlin vom Schreibtisch aus entscheidet, was wir hier zu tun haben, schließlich geht es auch um die deutschen Staatsbürger , die hier wohnen und in Deutschland arbeiten“ so die Bürgermeisterin.

„Ich weiß, dass Moselle als Risikogebiet für Mutanten vom RKI ausgewiesen wurde, aber wir haben hier keinen einzigen Fall“, so Heim. Nun müssten alle darunter leiden. Die Anweisung, alle 48 Stunden einen negativen Test in der Tasche zu haben, sei rein technisch nicht zu bewerkstelligen, zumal die Franzosen immer noch eine Ausgangssperre hätten und alle um 18 Uhr in ihrem Haus sein müssen.

„Wer arbeitet, soll dann noch im Anschluss nach Bitsch fahren und sich dort alle zwei Tage testen lassen, obwohl er nicht mehr als einen Kilometer von der Grenze entfernt wohnt? Das ist zeitlich nicht zu machen, das geht einfach nicht“, sagt Cathia Heim.

Am Montag soll in Deutschland wieder der Wechselunterricht mit Präsenspflicht in den Schulen beginnen. Für die deutschen Schülerinnen und Schüler, die in Frankreich wohnen, ist auch das ein Problem, denn auch sie sollen alle zwei Tage einen negativen Schnelltest nachweisen können. Mit einer Testung einmal in der Woche hätten die wenigsten ein Problem, das wäre ohne weiteres machbar.

„Gleichzeitig muss aber auch gesagt werden, dass die Deutschen einreisen können.  Auch mit einem negativen Schnelltest , aber der ist nur alle 72 Stunden zu erneuern. Das ist sinnvoll!“ Die Angst vor einer Variante oder einer Mutation ist für Cathia  Heim nicht nachvollziehbar, denn schließlich konnten die Deutschen die ganze Zeit in  Frankreich einreisen zum Einkaufen oder auch, um Verwandte  zu besuchen. „Da hat niemand was dagegen gehabt, im Gegenteil, wir freuen uns, wenn sich die Deutschen bei uns wohl fühlen!“

Cathia Heim beschwört die Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen, gerade in einem vereinten Europa. Da könne sie nicht verstehen,  dass die Franzosen, die jetzt ins Nachbarland fahren, nun wieder mit Ressentiments belegt werden. „Das ist wie Mobbing“, ärgert sich Heim. „ Wir sollten doch gemeinsam diese Krise bewältigen und nicht wieder die alten Vorurteile ausgraben…..!“ 

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