Bruder-Konrad-Ritt Tradition wieder aufgenommen

Wallhalben · Nach zwei Jahren Zwangspause sind Reiter und Kutschfahrer wieder zum Bruder-Konrad-Ritt aufgebrochen.

 Nach dem Festgottesdienst bei der Kirche Allerheiligen auf dem Ochsenberg von Wallhalben segnete Kaplan Antony Anchury Reiterinnen, Reiter und Kutschenfahrer.

Nach dem Festgottesdienst bei der Kirche Allerheiligen auf dem Ochsenberg von Wallhalben segnete Kaplan Antony Anchury Reiterinnen, Reiter und Kutschenfahrer.

Foto: Norbert Schwarz

Was in der 75-jährigen Geschichte der Reiterprozession vom historischen Gotteshaus in Labach hinunter zur Kirche Allerheiligen nur einmal wegen der Witterung ausgesetzt werden musste, hatte die Corona-Pandemie in den beiden zurückliegenden Jahren ohne wenn und aber fertiggebracht. Keine Traditionspflege! Am Sonntag jedoch war es wieder soweit, wie gewohnt fand der beliebte Bruder-Konrad-Ritt im Jahr 2022 statt. Mit einer überschaubaren Pferdeschar, Kutschengespannen und Pfarrer Bernhard Selinger, der erstmals nicht hoch zu Ross, vielmehr von der Kutsche aus die Reliquienmonstranz mitführte. Ein Pferd, das den Geistlichen sicher und gefahrlos von Labach nach Wallhalben im Schritt getragen hätte, war nicht aufzutreiben gewesen.

Der Freude darüber, dass die alte Tradition nach der widerwilligen Zwangspause erneut aufleben konnte, ist jedoch allenthalben groß gewesen. Gut 300 Gottesdienstbesucher, so die Organisationsverantwortlichen der Großpfarrei Heiliger Bruder Konrad, hätten dem Festgottesdienst beigewohnt und damit einmal mehr die passende Kulisse für Prozession und anschließenden Gottesdienst unterm freien Himmel bei strahlender Maisonne abgegeben.

Den Willkommensgruß übermittelte namens der Kirchengemeinde Allerheiligen Wallhalben Günther Dinges. Dieser war es auch, der daran erinnerte, dass die Tradition des Bruder-Konrad-Rittes 1931 begann und bis zum Jahr 2019 wetterbedingt nur einmal hatte ausfallen müssen. Nach der zweijährigen Zwangspause sei deshalb die Freude allenthalben groß, dass Reiterprozession und Gottesdienst nunmehr erneut aufleben konnten. Mit mehr als 30 Pferden, die Reiterinnen und Reiter trugen oder vor Kutschen in verschiedenen Ausführungen gespannt waren, sei der Zuspruch passabel und annehmbar. Im Vorab dankte Günther Dinges auch den vielen Helfern aus der großen Familie der Wallhalbener Dorfvereine, welche nach dem Festgottesdienst zu Ehren des Schutzheiligen Bruder Konrad auf dem Käthe-Dassler-Platz das Bewirten der Gästeschar übernehme. Eine kleine Stärkung war den Reitern bereits nach dem Eintreffen auf dem Ochsenberg in Wallhalben gereicht worden. 

Bevor noch Pfarrer Bernhard Selinger in der Festpredigt näher auf das Leben des Schutzheiligen, der auch als Schutzpatron der Landwirte gilt, eingehen konnte, stellte Kaplan Antony Anchury die Frage, ob denn in der Gegenwart eine solche Reitprozession überhaupt noch passend sei. Kaplan Anchury bejahte, erinnerte die vielen Gläubigen und Gottesdienstbesucher daran, dass der Heilige Bruder Konrad aus Parzham Schutzpatron der Felder, Fluren und Tiere ist. Der Naturschutz sei gerade heute in aller Munde.

„Vom Pflug hinweg rief mich der Herr in sein Heiligtum.“ In großen Buchstabe stehe diese Aussage über dem Bruder-Konrad-Altar des Wallhalbener Gotteshauses auf dem Ochsenberg, stellte Pfarrer Bernhard Selinger in der Festpredigt fest und ging damit einmal mehr näher auf des Leben des Schutzheiligen ein, den weiterhin viele Menschen auf der Sickingerhöhe verehren. In einer sehr pointtierten Festpredigt schilderte Pfarrer Selinger das einfache Leben des Kapuziner-Mönches beim Kloster Altötting, wo an der Pforte sein Platz gewesen ist. Bruder Konrad sei ein stiller Beter gewesen, jemand, der durch kleine Dinge die Heiligsprechung erlangt habe und von dem der Aussprach kam: „Das Kreuz ist mein Buch!“

 Lisa Richtscheid und Kai Klingel waren mit ihrem Kutschengespann aus Queidersbach nach Labach gefahren um an der Prozession teilzunehmen. Die 13-jährige Lucy Weber aus Thaleischweiler hatte erstmals ihr Pferd Morena für den Bruder-Konrad-Ritt gesattelt, unterstützt wurde sie von der Familie und im kommenden Jahr will sie wieder mit von der Partie sein, Aus Schönenberg war mit seinem Zweispänner Bernhard Mayer in aller Frühe aufgebrochen, um rechtzeitig beim Start in Labach dabei sein zu können. Max und Veili, zwei schon ältere Pferde der Schweizer Rasse Freiberger sollten bei der Prozession dann für zahlreiche Film- und Fotofreunde zu einem Blickfang wergen.

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