Bottenbacherin Sabine Hofmann schreibt Masterarbeit über Luther und Bach Bachs Lust auf Luthers Psalmlieder

Bottenbach · Dass sich jemand, der Musik und Theologie fürs Lehramt studiert, für die Vertonung der Psalmlieder von Martin Luther (1483-1546) bei Johann Sebastian Bach interessiert, erscheint nachvollziehbar. Das Erstaunliche an der Masterarbeit „Luthers Psalmlieder und ihre Vertonung von Johann Sebastian Bach“ von Sabine Hofmann: Die gebürtige Bottenbacherin ist katholisch.

 Stolz präsentiert Sabine Hofmann ihre Masterarbeit auf dem Gelände der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Die angehende Lehrerin hat auch einen Lehrauftrag am Institut für Kirchenmusik in Mainz.	  Foto: privat

Stolz präsentiert Sabine Hofmann ihre Masterarbeit auf dem Gelände der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Die angehende Lehrerin hat auch einen Lehrauftrag am Institut für Kirchenmusik in Mainz. Foto: privat

Foto: Sabine Hofmann

„Man kann das eine nur verstehen, wenn man das andere auch kennen gelernt hat“, erklärt die 25-jährige Bottenbacherin Sabine Hofmann ihre Auseinandersetzung mit dem protestantischen Reformator Martin Luther. Dabei habe sie erkannt: „Luther hat seine theologische Botschaft über die Musik vermittelt.“ Angeregt durch das Luther-Jahr 2017, forschte sie auf der Suche nach einem Thema für ihre Masterarbeit neugierig über den Zusammenhang zwischen dem evangelischen Theologen, Dichter und Komponisten des 15. Jahrhunderts und dem Komponisten und Leipziger Thomas-Kantor (1685-1750).

Bach nutzte sechs von Luthers sieben Psalmliedern als Grundlage für eigene Schöpfungen. Angeregt zu ihrer gut 100-Seiten starken Masterarbeit wurde Sabine Hofmann durch die Thüringer Bach-Wochen, die sich im Lutherjahr genau diesen Bach-Werken widmeten. In dem begleitenden Programmheft stolperte sie über die These: „Bach hat die musikalischen Ideen Luthers vollendet.“ Die Pädagogin erklärt: „In meiner Arbeit im Fach Musik wollte ich aufzeigen, ob das stimmt.“

Die größte Herausforderung sei es gewesen, in der Fülle der Betrachtungsmöglichkeiten einen Schwerpunkt und eine Struktur zu finden, sagt sie über die lange Zeit der Recherche und Vorarbeit. Bach hat die Luther-Psalmen zum Teil nicht nur in einem Werk, sondern in verschiedenen Gattungen wie Orgelwerken, Chorälen oder Kantaten umgesetzt. Da diese den Aufbau des Gottesdienstes spiegeln und Martin Luther dem Kirchenlied eine feste Bedeutung in der Liturgie gegeben hatte, damit die Gemeinde einbezogen ist und über den Gesang Bibelworte besser verstehen kann, konzentrierte sich die Studentin auf Bachs Luther-Kantaten. Der Thomas-Kantor müsse den Reformator regelrecht studiert haben, denn „in seinen Kompositionen geht er ganz auf seine Theologie und Musik ein“. Etwas, das sie so bei keinem anderen „Luther-Komponisten“ gefunden habe.

Die musikalische Karriere der vielfachen Preisträgerin bei „Jugend musiziert“, die es einmal als Landesbeste sogar bis zur Teilnahme am Bundesentscheid schaffte, begann bei der Musikschule Renita in Pirmasens. Mit vier Jahren fing Sabine Hofmann dort mit dem Klavierspielen an. Ihr Interesse an der Kirchenmusik weckte der mittlerweile verstorbene Großsteinhauser Pfarrer Gerhard Schanne. „Noch gesuchter als Messdiener sind Organisten“, habe der allseits beliebte Zweibrücker Geistliche die engagierte Messdienerin bereits als Kind immer wieder dazu animiert, doch auch das Orgelspiel zu erlernen.

Mit elf Jahren gab die talentierte Pianistin dem Drängen nach und begann ihre kirchenmusikalische Ausbildung. Dem Stambacher Musiker Oliver Duymel verdankt Sabine Hofmann eine einschneidendes Erlebnis das „sicherlich zu meiner Berufsentscheidung beigetragen hat“. Unverhofft forderte er die Jugendliche auf, einen gesamten Gottesdienst zu begleiten, als sie noch recht am Anfang ihrer Organisten-Karriere stand. „Ich habe gelernt, was es bedeutet, wenn man Menschen etwas zutraut“, nimmt die angehende Lehrerin seine Förderung als Ethos für ihren Beruf mit.

Seit 2012 steht die Organistin im Bistum Speyer unter Vertrag und musiziert neben ihrer Heimatgemeinde außerdem in der Pfarreiengemeinschaft Pirminius Contwig und seit 2017 zudem in ihrem Studienort Mainz. Eine besondere Ehre war es für die junge Musikerin, die mittlerweile in Wiesbaden wohnt, dass sie bei dem virtuellen Adventskalender des Bistums Mainz gemeinsam mit Bischof Peter Kohlgraf das erste Türchen einspielen durfte, aufgenommen in der Krypta des Mainzer Doms.

Nachdem sie 2020 ihre Ausbildung zur Nebenamtlichen Kirchenmusikerin abgeschlossen hatte, erhielt sie gleich einen Lehrauftrag am Institut für Kirchenmusik in Mainz. Doch auch im normalen Schulunterricht will Sabine Hofmann die Erkenntnisse aus ihrer Masterarbeit einbringen. Das Niveau spiele dabei keine Rolle und lasse sich anpassen.

Sabine Hofmann findet: „Gerade weil das Thema so komplex ist, passt es in viele Kontexte.“ Zusammen mit Oliver Duymel plant sie bereits an einer regionalen Kulturveranstaltung rund um die Erkenntnisse aus ihrer Masterarbeit.

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