Botschafter für die Südwestpfalz

Zweibrücken. Sein Traum war es immer, Koch zu werden. Aber wie das Leben so spielt: Aus Torsten Töllner wurde ein Philosoph. Und Unternehmensberater. Und Krimi-Autor. Und schließlich ein Botschafter für die Südwestpfalz. Aber eines nach dem anderen

Zweibrücken. Sein Traum war es immer, Koch zu werden. Aber wie das Leben so spielt: Aus Torsten Töllner wurde ein Philosoph. Und Unternehmensberater. Und Krimi-Autor. Und schließlich ein Botschafter für die Südwestpfalz.Aber eines nach dem anderen. Als Torsten Töllner nahe Bremen das Licht der Welt erblickte, deutete noch nichts darauf hin, dass er einmal für die Stadt Zweibrücken und die Südwestpfalz als ehrenamtlicher Repräsentant ("siehe Stichwort") arbeiten würde. Seine Familie, das waren Hanseaten und diese waren von Kopf bis Fuß - auf Pudding eingestellt!

"Meine Familie besaß die Töllner Puddingwerke in Bremen", berichtet Torsten Töllner. Das Werk wurde schließlich an Dr. Oetker verkauft. Und Töllner schwankte, welcher Leidenschaft er nachgeben sollte: der zum Kochen oder der zum Philosophieren. Die Liebe zur Philosophie obsiegte und Töllner begann ein entsprechendes Studium. Auch danach wollte er den Kochlöffel zumindest nicht beruflich schwingen. Stattdessen reizte ihn die Wirtschaft. Er stieg bei der Norddeutschen Landesbank ein. Dort wurde er Personalchef. Schließlich reizte ihn eine neue berufliche Herausforderung - die ihn ganz nah an die Region führte. "Ich begann eine Tätigkeit bei AOL in Saarbrücken." Zweibrücken war nicht mehr fern. Aber die Rosenstadt war mittlerweile ohnehin in seinem Herzen. Töllner lernte in Zweibrücken seine spätere Frau kennen. Auch diese stammt aus einer Unternehmerfamilie. "Der Vater meiner Gattin war Albert Haag. Er war Schuhfabrikant und führte ein Stammwerk in Zweibrücken sowie einen weiteren Standort in Bärenhütte bei Münchweiler."

Die Liebe zu seiner Frau bedeutete zugleich die Liebe zur Stadt Zweibrücken und der Region, unterstreicht Töllner. "Ich mag Zweibrücken und die Südwestpfalz sehr, ich finde, diese Region hat ihren ganz eigenen Charme", begeistert sich Töllner, der Mitglied der SPD ist. Auch wenn er mittlerweile - noch - in der Schweiz beim Tüv als Vertriebsleiter und Geschäftsführer tätig ist. Und ab 1. Februar, wenn er eine neue berufliche Herausforderung als Unternehmensberater bei Procedera in Berlin wahrnimmt. Die Schweiz und Berlin, das sind für Töllner zwar attraktive Stationen. "Aber ich bleibe in Zweibrücken wohnen", hebt er hervor. Mit dem Flieger gehe es künftig nach Berlin. "Leider nicht mehr mit Germanwings von Zweibrücken aus", bedauert er. Aber die Air-Berlin-Verbindung ab Ensheim gehe ja auch.

Von Zweibrücken nach Saarbrücken nach Ensheim nach Berlin - und wieder zurück: Bleibt bei einem solchen anstrengenden Arbeitspensum überhaupt noch Zeit, sich als Botschafter für die Heimat einzusetzen? Töllner sieht keinen Spagat zwischen zeitintensivem Beruf und ehrenamtlicher Tätigkeit. Im Gegenteil: Beides lasse sich ideal miteinander kombinieren. Töllner: "Ich habe Kontakt zu vielen Unternehmen und Führungskräften. Denen will ich von der Attraktivität Zweibrückens und der Südwestpfalz berichten."

Die persönlichen Netzwerke, die er beruflich aufgebaut habe, seien ein großes Plus. Und mit den Unternehmern könne er auf Augenhöhe sprechen, weil seine Gattin und er selbst schließlich aus Unternehmerfamilien stammten und die Probleme, die diese umtrieben, sehr gut nachvollziehen könnten.

Seine Heimatregion habe keinen guten Grund, sich zu verstecken; es gelte vielmehr, sich selbstbewusst zu präsentieren. "Dafür gibt es gute Gründe. Wir müssen aufhören, zu glauben, Zweibrücken, Pirmasens und die Südwestpfalz lägen irgendwo im letzten Zipfel der Republik. Das hier ist das Herz Europas", trommelt Töllner.

Dieses Selbstbewusstsein in die Herzen und Köpfe der Menschen zurückzubringen, sei eine der wichtigsten Aufgaben, die er als Botschafter der Südwestpfalz angehen wolle, unterstreicht er. Die Politik habe in der Vergangenheit hier beklagenswert wenig getan. "Wichtige Aufgaben wurden sträflich versäumt. So hat die Politik nicht begriffen, dass wir mit dem grenznahen Frankreich enger zusammenarbeiten müssen. Momentan gibt es kaum eine Zusammenarbeit. Und bezüglich der Infrastruktur - Stichwort Ausbau der Bundesstraße B10 - liegt einiges im Argen", kritisiert er deutlich.

Jede Menge Baustellen für den neuen Botschafter. Töllner will sie anpacken.

Stichwort

Die Botschafter für die Südwestpfalz wurden dieser Tage in der Verwaltung der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land ernannt. Das erklärt Michaela Wrobel, Managerin für das Projekt Standortinitiative Südwestpfalz, im Gespräch mit dem Merkur. Die Standortinitiative Südwestpfalz, an der sich die Städte Zweibrücken und Pirmasens, der Kreis und die umliegenden acht Verbandsgemeinden beteiligen, ist ein Resultat aus dem Ideenwettbewerb Ile (Integrierte ländliche Entwicklung; wir berichteten mehrfach). Die frisch gekürten 30 Botschafter haben die Aufgabe, die Südwestpfalz zu repräsentieren. "Diese Arbeit ist ehrenamtlich", erklärt Wrobel. Die Botschafter sollen in Diskussion treten mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft zu Themen wie Lebensraum Südwestpfalz, Bildung, Fachkräftemangel und mehr, erläutert die Projektmanagerin. eck

Auf einen Blick

Neun Zweibrücker befinden sich unter den 30 frisch gekürten Botschaftern für die Region Südwestpfalz: Kurt Pirmann, Verbandsbürgermeister von Zweibrücken Land und Oberbürgermeister Zweibrückens in spe, Zweibrückens Kultur- und Verkehrsamtsleiter Thilo Huble, Zweibrückens Wirtschaftsförderin Anne Kraft, Jürgen Klein (DVAG), Rainer Redinger und Dieter Holzdeppe (beide Turbo Lufttechnik), Marcus Reister (Wolf und Sofsky), Martina Denzer (Thalia-Buchhandlung) und Torsten Töllner (Unternehmensberater). eck

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