VG-Bürgermeisterwahl Zweibrücken-Land Bernhard besiegt Amtsinhaber Gundacker klar

Zweibrücken/Dietrichingen · Der Christdemokrat tritt sein Amt als Verbandsbürgermeister von Zweibrücken-Land am 1. Juni 2020 an. Ärger über Hetz-Flugblatt.

 Björn Bernhard (CDU) mit seinen Kindern Phil und Zoe sowie Ehefrau Monika Bernhard nach dem Wahlsieg am Sonntagabend im Dorfgemeinschaftshaus Dietrichingen, wo er von seiner Frau einen Kuchen mit dem vor anderthalb Wochen von der Wahlleitung untersagten Feuerwehr-Motiv geschenkt bekam. Einen Eilantrag Bernhards gegen die Verbots-Entscheidung hatte das Verwaltungsgericht Neustadt am Freitag abgelehnt (wir berichteten).

Björn Bernhard (CDU) mit seinen Kindern Phil und Zoe sowie Ehefrau Monika Bernhard nach dem Wahlsieg am Sonntagabend im Dorfgemeinschaftshaus Dietrichingen, wo er von seiner Frau einen Kuchen mit dem vor anderthalb Wochen von der Wahlleitung untersagten Feuerwehr-Motiv geschenkt bekam. Einen Eilantrag Bernhards gegen die Verbots-Entscheidung hatte das Verwaltungsgericht Neustadt am Freitag abgelehnt (wir berichteten).

Foto: Norbert Schwarz

Politischer Erdrutsch in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land: Herausforderer Björn Bernhard hat die Direktwahl am Sonntag gewonnen, und das mit angesichts des Wahlergebnisses vor siebeneinhalb Jahren überraschend klarem Vorsprung. 56,5 Prozent der Wähler stimmten für den CDU-Kandidaten. Amtsinhaber Jürgen Gundacker (SPD) kam lediglich auf 43,5 Prozent.

Bernhard tritt sein Amt am 1. Juni 2020 an. Dann wird Zweibrücken-Land erstmals seit 28 Jahren nicht mehr von einem Sozialdemokraten geführt. Der Christdemokrat muss allerdings im Verbandsgemeinderat mit der diesen Juni gegründeten Ampelkoalition (SPD, FDP, Grüne) zusammenarbeiten.

Bei der letzten Verbandsbürgermeister-Wahl 2012 hatte sich Gundacker (67,0 Prozent) gegen den damaligen CDU-Bewerber Paul Sefrin (33,0 Prozent) noch triumphal durchgesetzt, beide waren damals zum ersten Mal angetreten.

Die Wahlbeteiligung lag bei 56,4 Prozent, und damit etwas höher als vor siebeneinhalb Jahren (54,4 %).

Um 18.10 Uhr sah es noch gut aus für Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker: Die Mauschbacher hatten am schnellsten gezählt. Und in Mauschbach erhielt Gundacker 80 Stimmen, Bernhard 66. Danach lief das Ergebnisse aus Dietrichingen ein (wo Bernhard wohnt) – und Bernhard überholte den Amtsinhaber. Die Verhältnisse drehten auch die bald einlaufenden guten Ergebnisse für Gundacker in Hornbach und Käshhofen nicht mehr. Gundacker und weitere Parteifreunde, sowie Hornbachs Bürgermeister Reiner Hohn (FDP) und die Grünen Fred Konrad und der Beigeordnete Bernd Hofer (Grüne) rechneten die einlaufenden Ergebnisse in der Verbandsgemeindeverwaltung in Zweibrücken mit zunehmend betreteneren Mienen zusammen.

Nachdem gegen 18.30 Uhr die Ergebnisse der beiden ersten von vier Contwiger Wahllokalen eingelaufen waren – Gundacker wohnt in Contwig – meinte Hohn: „Das ist durch.“ Und Gundacker merkte an: „Das hole ich nicht mehr auf.“ Und keine zehn Minuten später sagte der 49-Jährige: „Ich gratuliere herzlich meinem Mitbewerber und wünsche ihm bei allen Entscheidungen eine glückliche Hand.“ Die Gratulation wiederholte er später auf dem Anrufbeantworter.

„Das war der Wählerwille. Das ist Demokratie“, nahm der „tief enttäuschte“ Gundacker das Wahlergebnis an. Gleich nach der Wahl wollte er das Ergebnis noch nicht bewerten. Ab 1. Juni stehe er dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Für Reiner Hohn war es ein „völlig überraschendes“ Ergebnis. Ihn überraschte, dass in den SPD-Hochburgen Althornbach und Dellfeld Bernhard die Mehrheit gewonnen hat. Hohn bedauerte die Niederlage: „Gundacker hat sehr gute Arbeit geleistet und sich für die Ortsgemeinden eingesetzt.“

„Wir sind mit der SPD und der FDP in einer Koalition“, sagte Fred Konrad (Grüne). Die dabei begonnene „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ werde nach der Wahl fortgesetzt. Konrad kann das Ergebnis nach der Arbeit von Bernhard als Beigeordneter (bis zur Gründung der Ampelkoalition im Juni) und der CDU im Verbandsgemeinderat nicht nachvollziehen. Gleichwohl bot Konrad dem neuen Bürgermeister eine konstruktive Zusammenarbeit an.

Bernhard war am am Sonntagabend nicht in der Verbandsgemeindezentrale: Der Baufinanzierungs-Marktgebietsleiter bei der Postbank in Zweibrücken verfolgte den Eingang der Ergebnisse im Dorfgemeinschaftshaus Dietrichingen, weil am Wochenende Dietrichinger Kerwe gefeiert wurde, erläuterte Bernhard. Die Stimmung im DGH war schnell regelrecht überschäumend. Jede Wahlbezirksergebnis-Bekanntgabe wurde mit frenetischem Beifall quittiert. Als „Hochburgen“ für den Kontrahenten Gundacker wie Althornbach oder Dellfeld fielen, war der Beifall ohrenbetäubend, lagen sich viele Besucher in den Armen. „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ skandieren lautstark und aus mehr als 100 Kehlen die Anhänger von Björn Bernhard, der diese Ovation bescheiden entgegennahm.

Was sich bei Bekanntwerden des Endergebnisses des in Bechhofen aufgewachsenen künftigen Verbandsbürgermeisters abspielt, ist kaum beschreibbar. Bürger, Freunde, Anhänger, Verwandte – alle wollen sie dem 37-Jährigen die Hand drücken. Der ergreift dann nach Gesang und dauern aufbrandendem frenetischem Jubel das Wort und sagt einfach Danke. Dank für jene, die ihn in den letzten Monaten, Wochen und Tagen unterstützt, gestärkt und ihm Kraft gegeben haben das alles durchzustehen. Die Reihe derer ist lange. Es ist ihm jedoch zugleich ein Herzensanliegen, insbesondere auf eine Tatsache in diesem Moment einzugehen:. Das Flugblatt, welches in der Nacht von zu Samstag in Contwig verteilt wurde. Björn Bernhard distanziert sich davon voll und ganz. Sagt, dass dieses Flugblatt nicht von der CDU stamme, schon gar nicht von ihm selbst. Björn Bernhard zeigt sich beschämt und meint zum Pfälzischen Merkur: „Ich schieße mir doch nicht selbst ins Knie!, Einen Tag vor der Wahl sowas.“ Auf dem anonymen Flugblatt steht: „Die VG braucht einen Wechsel. Nero hat Rom niedergebrannt – Gundacker die VG!“ Bernhard geht davon aus, dass ihn dieser Flyer mit Sicherheit Stimmeinbußen bescherte. Andererseits kritisiert Bernhard aber auch, dass die SPD diesen Flyer aufgegriffen und daraus Kapital zu schlagen versucht habe.

 Jürgen Gundacker, neben ihm seine Ehefrau Silke Gundacker, war sichtlich betroffen von seiner überraschend klaren Abwahl.

Jürgen Gundacker, neben ihm seine Ehefrau Silke Gundacker, war sichtlich betroffen von seiner überraschend klaren Abwahl.

Foto: Volker Baumann
 Bürgermeisterwahl Verbandsgemeinde Zweibrücken Land

Bürgermeisterwahl Verbandsgemeinde Zweibrücken Land

Foto: SZ/Müller, Astrid

Ortsgemeinde-Ergebnisse (in Klammern die Prozente für Bernhard/Gundacker: Althornbach (61,4 / 38,6), Battweiler (49,8 / 50,2), Bechhofen (68,7 / 31,3), Contwig (53,4 / 46,6), Dellfeld (57,5 / 42,5), Dietrichingen (73,8 / 26,2), Großbundenbach (44,9 / 55,1), Großsteinhausen (51,5 / 48,5), Hornbach (47,8 / 52,2), Käshofen (46,8 / 53,2), Kleinbundenbach (58,2 / 51,8), Kleinsteinhausen (58,7 / 41,3), Mauschbach (45,2 / 54,8), Riedelberg (68,6 / 31,4), Rosenkopf (51,6 / 48,4), Walshausen (42,3 / 57,7), Wiesbach (67,8 / 32,2).

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