Theater Beim Erben hört die Freundschaft auf

Rosenkopf · Die Rosenkopfer Laienspieler überzeugen mit „Hausbesuche sind auch Sprechstunden“.

 Kleider machen Leute. Arztkittel besonders.

Kleider machen Leute. Arztkittel besonders.

Foto: Norbert Schwarz

Ein proppenvoller Zuschauersaal und ein Bühnen-Ensemble, das es diesmal mit dem Dreiakter „Hausbesuche sind auch Sprechstunden“ problemlos schafft, alle restlos zu begeistern: Das war die jüngste Aufführung der Rosenkopfer Laienspieler.

Landarzt Albert Schnell lacht sich bereits eins ins Fäustchen. Nur noch drei Wochen, dann wird die Erbschaft des verstorbenen Tantchens ein sorgenfreies Leben garantieren. Können die bekloppten Landbewohner sich doch weiter dann das Maul fransig reden, ob „Aljoscha“ Albert Schnell mit dem starken russischen Akzent eher doch Tierarzt denn Humanmediziner ist. Daumendrücken und durchhalten ist für „Aljoscha“ die innere Parole, Schwester Agnes, in der Praxis als Hilfe und Krankenschwester fest eingebunden, wird auf jeden Fall nichts vom Erbe bekommen.

Dennoch, in der Praxis braut sich was zusammen. Es gibt nämlich völlig überraschenden Besuch. Im bekannten Ringelstreifendress und Brecheisen steigt Anton Knack nicht nur einmal durchs Fenster ins Behandlungszimmer der Landpraxis ein, gibt sich gegenüber Max, einem ehemaligen Preisboxer und Onkel von Steffi, als Fensterputzer aus und streift sich, weil ihm kalt sei, nicht grundlos einen herrenlosen Arztkittel über. Äußerst zwielichtig das alles, zudem bekommt Schwester Agnes Wind vom Tantchen-Testament und möchte die Pläne des Bruders dadurch durchkreuzen, dass sie ihrerseits den Lebensbund schließt und damit das Bruderherz in Schwierigkeiten bringt.

Dorfpfarrer Schwarz, der gern seinen Jugendtraum als zweiter „Sherlock Holms“ pflegt und dabei auch dem Alkohol zugetan ist, wird ungewollt zum Testamentsüberbringer der Tante. Steffi, gleichfalls aus den sibirischen Weiten ihrem „Bärchen Albert“ gefolgt, gibt der Spielhandlung ebenso die Würze wie Dolores Ambroselli welche es als Auszeichnung betrachtet, von „ihrem Doktorchen“ als chronische Nymphomanin charakterisiert zu werden und geradezu beglückt darum bittet, das doch schriftlich zu bekommen, damit das beim Kaffeekränzchen genauer besprochen werden kann.

Renate von Rabenstein derweil hilft gern dem Dorfpfarrer beim Lösen der Kriminalfälle und steht der Frauengruppe „Angriff ist besser als Verteidigung“ vor. Natürlich auch Patientin von Dr. „Aljoscha“ Albert Schnell der sich dank solcher „Dauerpatienten“ mit der Landpraxis über Wasser halten kann. Sein Privatpatient Nummer eins: Paul Tölpel, dem die Gesundheit über alles geht.

Großartig, wie Markus Plagemann den  Landarzt „Aljoscha“ Albert Schnell für alle rüberbringt und nicht allein die Zuschauer zum Toben bringt, wenn die nach männlicher Zärtlichkeit gierende Dolores Ambroselli sich hinter dem Paravent  entkleidet. Maria Fier kommt mit dem passenden Bühnenoutfit glänzend klar, spielt sich in die Herzen aller. Gleiches gilt für alle Mitwirkenden im Dreiakter, gleich ob mit längerer Auftrittfolge oder nicht. Etwa Stefanie Plagemann als Praxishilfe und Krankenschwester, die wie ein Wirbelwind rotiert, sich schlagfertig gibt und sich mit Dauerpatient Paul Tölpel herrliche Dialoge liefert. Eine Paraderolle einmal mehr für Jürgen Plagemann, der darin wie eh und je aufgeht. Wie stets steht ihm darin Bruder Joachim Plagemann als Anton Knack in nichts nach.

Zusammen mit dem Gottesmann pflegt Renate von Rabenstein dessen kriminalistische Neigungen überzeugend, Klara Mlekus weiß diesen Part überzeugend zu mimen und kann zudem mit der Handfeuerwaffe umgehen. Tanja Keßler-Rudolphi überzeugt restlos als Natascha, die ihrem Bärchen „Aljoscha“ folgte und schließlich in anderen Arme zu liegen kommt. Kai Jelinik mimt diesmal den Onkel Ivan von Natascha und löste auch das Rätsel, woher ihm dieser „Knastkollege“ bekannt vorkommt. Ein Happy End gibt es zudem. Alles in allem ein Theaterabend, den man so schnell nicht vergisst.

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