Aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst"Es lauern einige Überraschungen"

Von Außen betrachtet, ist es eine einzige, gähnende Leere. Passanten und Autofahrer, die die Weiße Kaserne an der Oselbach- oder 22er-Straße in Zweibrücken passieren, sehen einen friedlich vor sich hin schlummernden Gebäudekomplex, an dem der Zahn der Zeit kräftig genagt hat. Aber innen herrscht emsiges Treiben

Von Außen betrachtet, ist es eine einzige, gähnende Leere. Passanten und Autofahrer, die die Weiße Kaserne an der Oselbach- oder 22er-Straße in Zweibrücken passieren, sehen einen friedlich vor sich hin schlummernden Gebäudekomplex, an dem der Zahn der Zeit kräftig genagt hat. Aber innen herrscht emsiges Treiben. In der Alten Kommandantur an der Oselbachstraße wird gebohrt und gesägt, gehämmert und geschweißt. Gabriele Hummel beobachtet den Baufortschritt mit kritischem Blick. Sie weiß: Das Gemäuer ist so alt, so sehr in einen Dornröschenschlaf verfallen, dass das Wachküssen nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen ist. Hinter jeder Mauer, hinter jedem Gebälk lauern unangenehme Überraschungen. Bernd Hummel hat dennoch diese Herkules-Aufgabe nicht gescheut. Seit einem Jahr hat er - nachdem es im Vorfeld mannigfaltige Streitpunkte mit der Stadt auszuräumen galt - die Baugenehmigung für die Weiße Kaserne. Seine Gattin Gabriele zeichnet für das Projekt verantwortlich. Wo zuerst anfangen, mag sich der Investor gedacht haben, angesichts der Größe des Komplexes. Die Wahl fiel auf die Alte Kommandantur, die - seit geraumer Zeit voll eingerüstet - an der Oselbachstraße steht. Gabriele Hummel führt durch das Gebäude. "Das Erdgeschoss ist 240 Quadratmeter groß und kann in neun Räume aufgeteilt werden. Derzeit ist es für eine Einheit als Gewerbefläche konzipiert", erläutert sie. Das erste Obergeschoss umfasst 260 Quadratmeter, geplant ist, es in zwei Einheiten aufzuteilen - eine Einheit mit drei Büroräumen, Küche und WC, eine Einheit mit fünf Büroräumen, ebenfalls mit Küche und WC. Das zweite Obergeschoss hat 280 Quadratmeter. Hier sollen später vier kleine Büroräume oder ein kleiner Bürosaal mit Küche und WC sein. Das dritte Obergeschoss, das Dachgeschoss, soll als klassischer Wohnraum genutzt werden. "Entweder in zwei kleinen Einheiten à45 Quadratmetern oder in einer Einheit mit 90 Quadratmetern." Die 48-Jährige zum Zeitplan: "Ursprünglich wollten wir April 2009 fertig sein mit der Alten Kommandantur. Aber aufgrund der alten Bausubstanz, der ganzen Überraschungen, die wir hier erleben, wird es Juli 2009 werden." Dafür wird alles modern, mit energieffizienten Maßnahmen gespickt. So ist eine sparsame Pellets-Heizung vorgesehen. Noch liegt Dreck in der Luft, nur im Ansatz, mit architektonischem Fachblick lässt sich erkennen, wie das historische Gemäuer neu erstrahlen wird. Aber das hindert nicht erste Interessenten daran, Begehrlichkeiten anzumelden. Hummel: "Es gibt bereits zwei Interessenten, beide aus der Großregion, Bereich Dienstleistungen, für dieses Gebäude." Wer jetzt nicht zum Zuge kommt, muss nicht verzagen. Schritt für Schritt werden die weiteren Gebäude auf dem Areal saniert. Da ist noch viel Platz für Wohnräume und Wohnträume. Frau Hummel, erleben Sie bei der Sanierung der Weißen Kaserne viele Überraschungen?Gabriele Hummel: Oh ja! In dem Bauwerk lauern einige Überraschungen. Die treten dann zutage, wenn die Decken entfernt werden. Dann stoßen die Arbeiter oft auf Stroh oder Holzballen in der Konstruktion. Das Gebäude ist zum Teil sehr marode, neue Unterzüge müssen eingebaut werden. Das hemmt den Baufortschritt. Leider sind wir bislang nicht, wie ich erhoffte, auf historische Funde gestoßen (lacht).Was macht für Sie den besonderen Reiz der Weißen Kaserne aus?Gabriele Hummel: Zum einen ist es die lange Geschichte, die in dem Gebäude steckt. Dazu kommt, dass die Weiße Kaserne praktisch mitten in der Stadt liegt. Die Fußgängerzone ist zu Fuß in wenigen Minuten erreichen. Diese Kombination, ein historischer Bau, mitten in der Stadt - das ist etwas besonderes. Und dann sind da ja noch die Kastanienbäume auf dem Kasernen-Gelände. Wenn die im Frühjahr wieder blühen, ist das herrlich. Wie würden Sie ihre Arbeitsphilosophie beschreiben?Gabriele Hummel: "Wir übernehmen immer Projekte in unserem Einzugsbereich, wozu auch Zweibrücken zählt. Wir verfolgen immer eine ,Stück-für-Stück-Philosophie' bei der Sanierung. Meinung

Vielversprechende Aussichten

Von Merkur-RedakteurMathias Schneck Was länge währt, wird endlich gut, sagt bereits ein Sprichwort. Auch im Fall der Weißen Kaserne scheint sich dies zu bewahrheiten, wie ein Blick hinter die Kulissen des viele Jahre leerstehenden Komplexes zeigt. Mit dem Pirmasenser Bernd Hummel hat sich ein hochkarätiger, bereits mehrfach mit Architektur-Preisen ausgezeichneter Investor des - überaus schwierigen - Vorhabens angenommen, neues Leben in das alte Gemäuer zu hauchen. Viel Kritik musste Hummel seit dem Kauf der Kaserne einstecken. Die Stadt hat es ihm nicht immer leicht gemacht. Schwamm drüber, sagt seine Gattin Gabriele, die für das Projekt verantwortlich zeichnet. Die offenkundige Liebe zum Detail, die sie an den Tag legt, lässt die Hoffnung keimen, dass hier vielversprechendes gedeiht. HintergrundDie Weiße Kaserne in Zweibrücken erstreckt sich über ein Areal von 45000 Quadratmetern. Der Gebäudebestand weist ein Fläche von 17000 Quadratmetern auf. In den Jahren 1892 bis 1893 erbaut, ist sie die älteste militärische Anlage im Zweibrücker Stadtgebiet. Die Bernd Hummel Holding GmbH (derzeit 104 Mitarbeiter) zeichnet für die Sanierung verantwortlich. 1997 wurde der Kaufvertrag für die Weiße Kaserne zwischen der Stadt und Hummel geschlossen. Noch im selben Jahr vorbereitende Untersuchungen. 2002 bis 2005 wurde der Bebauungsplan erstellt. Vor einem Jahr wurde die Baugenehmigung erteilt. Hummels Gattin Gabriele obliegt die Federführung für das Projekt. eck

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