Vor allem Allgemeinmediziner Thema Allianz gegen Ärztemangel

Pirmasens/Zweibrücken · Pirmasens will Unterversorgung bekämpfen, der Landkreis Südwestpfalz und Zweibrücken wollen vorbeugen.

Die Stadt Pirmasens, der Landkreis Südwestpfalz und die Stadt Zweibrücken wollen sich gemeinsam gegen den drohenden Ärztemangel, vor allem im Bereich der Hausärzte, stellen. Das haben Vertreter der drei Kommunen gestern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärt. Konkret wollen sie dabei den handelnden Akteuren unter die Arme greifen, etwa um neue Betriebsformen anzustoßen und zu entwickeln. Eine aktivere Rolle, beispielsweise als Betreiber von Ärztezentren, ist nicht vorgesehen. Die hausärztliche Versorgung sei ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung einer Region, sagte Pirmasens’ Bürgermeister Markus Zwick gestern. Aktuell gebe es auch darüber keinen Grund zur Sorge, momentan sei die Versorgung sichergestellt. Engpässe werden allerdings für die nahe Zukunft prognostiziert. Vor allem in Pirmasens herrsche aufgrund der Altersstruktur der Ärzte in den kommenden Jahren ein hoher Nachbesetzungsbedarf (73 Prozent bis zum Jahr 2020), in den beiden anderen Kommunen stelle sich die Situation nicht ganz so gravierend dar. Der Urologe Horst Brenneis hatte darauf bereits 2015 auf diese Entwicklung hingewiesen.

Doch viele Ärzte finden keinen Nachfolger, wie auch das Beispiel von Günter Theis belegt, der seine Praxis in der Volksgartenstraße sogar verschenken wollte. Pirmasens sei laut Zwick zwar ein attraktiver Medizinstandort, unattraktiv für junge Ärzte seien aber vor allem das Modell der Einzelpraxen. Gründe hierfür sind die wachsende Bürokratie, das zu tragende unternehmerische Risiko und die unflexiblen Arbeitszeiten. Ein Großteil von Nachwuchsmediziner seien zudem Frauen.

Neue Organisationsformen für Ärzte im Sinne von Zusammenschlüssen seien nach Meinung aller Beteiligten eine Lösung für das Problem. Denkbar seien unterschiedliche Möglichkeiten, beispielsweise ein Ärztezentrum oder eine gemeinsame Verwaltung für mehrere Praxen. Doch auch für gut funktionierende Einzelpraxen könnten die Kommunen nach eventuellen Fördermöglichkeiten oder Synergieeffekten schauen. In den kommenden sechs Monaten sollen deshalb viele Gespräche mit den Ärzten der Region geführt werden, um sich ein Bild von der aktuellen und künftigen Situation sowie den Plänen und Ideen der Ärzte zu machen. „Dann wissen wir, wo wir stehen“, unterstrich Landrätin Susanne Ganster, die in der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland für das nächste Jahr Handlungsbedarf sehe.

Die Rolle der Schnittstelle zwischen den Kommunen und den Medizinern nimmt Axel Motzenbäcker ein, Geschäftsführer des Ärztenetzes Süd-West und von Medi-Südwest. Er kennt die medizinische Situation der Region genau. Wichtig sei es demnach, in den nächsten Monaten einen Prozess zu initiieren und mit möglichst vielen Ärzten zu sprechen und sie zusammenzubringen. Dazu seien gemeinsame Veranstaltungen geplant. Analysiert werden soll dabei, wo Handlungsbedarf besteht. Die Allianz zwischen den Kommunen sei ein neuer Ansatz der Zusammenarbeit, der ihm in dieser Form von woanders nicht bekannt sei.

Eine der Aufgaben, die den Kommunen zufalle, sei das Marketing direkt an Universitäten. Junge Medizinstudenten soll die Region als attraktiver Ärztestandort schmackhaft gemacht werden, damit sie sich hier niederlassen. „Das können die Ärzte selbst nicht leisten“, sieht Motzenbäcker die kommunale Unterstützung als großen Gewinn. Die Finanzierung solcher Werbeaktionen wollen sich Pirmasens, der Landkreis und Zweibrücken teilen. Die drei sehen sich dennoch nur in einer begleitenden Rolle, es sei ausdrücklich nicht das Ziel, ein Ärztezentrum zu betreiben.

„Entscheidend ist vor allem die Botschaft, dass gemeinsam was gemacht wird, ein Nebeneinanderdenken wird es bei dem Thema nicht geben“, betonte Landrätin Ganster, dass die Region als Ganzes im Auge behalten werde. Für Zweibrücken sei die Teilnahme an dem Projekt trotz wesentlich besserer Zahlen selbstverständlich gewesen, erklärt der Bürgermeister der Rosenstadt, Christian Gauf (CDU): „Die medizinische Versorgung kann sich ganz schnell ändern. Das haben wir bei der Schließung des evangelischen Krankenhauses gemerkt“.

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