Ortsgemeinderat Reifenberg Der Dorfsegen hängt schief

Reifenberg · In Reifenberg gibt es Unmut über landwirtschaftliche Gerüche und Feiern an ungeeigneten Orten.

 Ohne die speziellen landwirtschaftliche Duftnote ist ein Leben auf dem Lande nicht möglich. Deshalb muss der Bauer auch ganz bestimmte Verarbeitungsvorschriften beim Ausbringen von Gülle (Bild) und ähnlichen, natürlichen Düngemitteln beachten.

Ohne die speziellen landwirtschaftliche Duftnote ist ein Leben auf dem Lande nicht möglich. Deshalb muss der Bauer auch ganz bestimmte Verarbeitungsvorschriften beim Ausbringen von Gülle (Bild) und ähnlichen, natürlichen Düngemitteln beachten.

Foto: Norbert Schwarz

Leben auf dem Lande bedeutet, auch mit der ganz spezifischen „Landluft“ klarzukommen. Deshalb sah sich Ortsbürgermeister Pirmin Zimmer in der jüngsten Ratssitzung genötigt, eine Lanze für die Landwirtschaft im Dorf zu brechen. Zimmer las denen die Leviten, die mit dem Auto die Hunde auf Feld und Fluren Gassi fahren oder zum Spaziergang kommen, dann aber das Auto einfach auf den landwirtschaftlichen Verkehrswegen abstellen.

Wie es scheint, ist das Verhältnis zwischen einem Teil der Dorfbewohner und den noch im Ort ansässigen, hauptberuflichen Landwirten getrübt, um es ganz vorsichtig auszudrücken. Ausgangspunkt für die Geruchsbelästigung, die in vielen Teilen des Ortsgebietes wahrnehmbar gewesen ist, war das Ausbringen eines Biokompostdüngers durch einen ortsansässigen Landwirt. Dieser hatte sich zwar an die Ausbringungsvorschriften gehalten, doch die Wetterkonstellation scheint nicht die beste gewesen zu sein.

Ortsbürgermeister Zimmer ist jedenfalls mit Telefonanrufen regelrecht „bombadiert“ worden und ging der Sache auf den Grund. Derweil machten die unmöglichsten Vermutungen im Dorf die Runde. Natürlich blieb auch der Name des Verursachers kein Geheimnis. Ein Dorfbewohner ist bei dem Landwirt gar vorstellig geworden, soll diesen übel beschimpft und als Retourkutsche für den landwirtschaftlichen Geruch „Buttersäure“ an der Haustür des Landwirts versprüht haben.

Soweit die Vorgeschichte, die den Ortsbürgermeister Zimmer in der jüngsten Sitzung veranlasste, gewisse Überlegungen zum friedlichen Zusammenleben auf dem Land an alle zu richten. Pirmin Zimmer bei der Sitzung: „Wir sind seit Generationen ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Das ist gut und so soll es auch bleiben. Unsere Landwirte sorgen täglich dafür, dass der Nachschub für unsere Grundversorgung gesichert bleibt. Nicht zu vergessen die Pflege der Kulturlandschaften“.

Allein aus dieser Warte heraus betrachtet ist es für den Reifenberger Ortsbürgermeister doch ziemlich eindeutig, dass die Feld- und Wirtschaftswege vorrangig dem landwirtschaftlichen Verkehr dienen. Dass diese Verkehrswege sich bestens auch zum ausgedehnten Spaziergang eignen, wolle niemand bestreiten und schon gar nicht verbieten, weil das auch ein verbrieftes Recht sei. „Trotzdem muss doch soviel Vernunft aufkommen, dass ein Spaziergänger auf einem Feldweg leichter einem Traktor ausweichen kann als umgekehrt,“ hielt Pirmin Zimmer bei der Ratssitzung fest. Sein Appell deshalb an die Flurenspaziergänger: „Nutzen Sie doch bitte die ausgewiesenen Parkplätze oder noch besser, lassen sie einfach ihr Auto zuhause in der Garage stehen.“

Dass das Befahren der Wirtschaftswege ohnehin eine Ordnungswidrigkeit ist, ließ der Ortsbürgermeister in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt. Dass im Augenblick, gleich wie, der Umgang mit der „Landwirtschaft“ in dem Dorf auf der Sickingerhöhe etwas gestört ist und Landwirte gar mit nächtlichen Drohanrufen attackiert würden, hielt Ortsbürgermeister Zimmer für nicht tragbar. „Solche Taten stimmen mich mehr als traurig und entbehren jeglicher Grundlage.“

Dabei erinnerte Zimmer auch nochmals an die Unvernunft jener, die beim dörflichen Wahrzeichen, dem Kapellchen, bei noch nicht abgeernteten Getreidefeldern offenes Feuer entfacht hatten oder die gemeindeeigene Grünfläche neben der Ruheband als großzügige Parkfläche für abend- und nächtliche Partys nutzen würden. „Das ist kein Campingplatz. Beim hinterlassenen Unrat, der zerstörten Zaunanlagen und ähnlichen Dingen kann ich nur eine Feststellung treffen: ein Scherbenhaufen im wahrsten Wortsinn.“

Damit nicht genug, inzwischen habe sich beim ehemaligen Waschbrunnen ein weiterer „Schauplatz von Unannehmlichkeiten“ etabliert. „Immer häufiger ist festzustellen, dass die von ehrenamtlichen Helfern herausgeputzte Kneippanlage dazu zweckentfremdet wird, um dem Vierbeiner eine Abkühlung zu verschaffen. Das geht einfach nicht, denn nicht jeder Mensch ist zugleich Hundefreund. Die Hunde können sich auch im nahen Bachlauf erfrischt werden.“ Mit Herbsteinzug wird sich diese Situation wohl von selbst entspannen. Ortsbürgermeister Zimmer verwies in der Sitzung aber vorsorglich darauf hin, dass notfalls die Ortsgemeinde die Becken leeren und die Gesamtanlage für den Zugang sperren muss.

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