Ernte auf der Sickinger Höhe 2020 ist ein gutes Kartoffeljahr

Lambsborn · Landwirt Gortner ist zufrieden mit dem Ertrag und erinnert sich an die Rolle der Kartoffelernte in vergangenen Zeiten.

 Die Qualität stimmt, versichert Kartoffelbauer Karl Gortner.

Die Qualität stimmt, versichert Kartoffelbauer Karl Gortner.

Foto: Norbert Schwarz

(cos) Zufrieden ist der Lambsborner Kartoffelanbauer Karl Gortner mit der diesjährigen Kartoffelernte. Insbesondere die Qualität stimme, was für die Kundschaft aus der Region und dem benachbarten Saarland besonders wichtig sei. 30 bis 40 Tonnen je Hektar Anbaufläche seien eine gute Ertragsbasis. Das seit vielen Jahren beliebte Hoffest fällt aus. Zum Ersatz können bis Samstag zwischen 10 und 18 Uhr im hofeigenen Dorfladen die verschiedenen Kartoffeln verkostet werden. Erweitert wird das Ladenangebot mit Kürbissen und frisch geernteten Äpfeln.

„Zu meiner Zeit waren die Herbstferien stets fürs Kartoffelausmachen gemünzt. Groß und klein aus dem Dorf haben dann den hiesigen Bauern bei der Ernte geholfen. Die stundenlange Bückhaltung, das Schleppen der schweren Körbe, manchmal schon kalte Tage – alles Vergangenheit“, meint der Hofbauer aus der Lambsborner Talstraße. „Die Grumbeere hann bei uns schon immer e besonnerie Roll gespielt. Mehr als 100 Joor hat es bei uns auf em Hof Brennrechte und dodemit e Brennerei geb“, stellt Karl Gortner im besten Lambsborner Dialekt fest und steht allein mit dieser Aussage voll und ganz zur bäuerlichen Hoftradition, welche nunmehr auch Sohn William fortsetzt.

Dass die westpfälzische „Grumbeer“ geschmacklich den Kartoffeln aus anderen Anbaugebieten, insbesondere auch denen zum Rhein hin etwas voraus habe, ist für den engagierten Anbauer keine Frage: „Hier gibt es keine Wasserärsch, hier bei uns in der Westpfalz werden die Kartoffeläcker nicht bewässert.“ Bei der Ernte konnte das Karl Gortner wieder feststellen. Es habe Gemarkungsteile gegeben, wo Niederschläge verzeichnet wurden und andere, wo das nicht der Fall war. Das sei dann auch bei der Ernte spürbar gewesen. Der spürbare Klimawandel habe andere Folgen. So sei die Zeit der Aussaat früher, die der Ernte folglich auch. „Fer die Schulkinner hätts in dem Joor merm Grumbeere ausmache nimmi gelangt, mit em Vollernter ging dass ratzfatz.“

Zu schaffen machten dem Anbauer in den letzten Jahren verstärkt die natürlichen Schädlinge, Drahtwürmer, Engerlinge und Mäuse. „Die nagen die Wurzeln der Kartoffelstöcke an, weil sie sonst im trocknen Erdreich kein Wasser bekommen.“ Dass die Tierwelt im Untergrund auch was braucht, um überleben zu können, dafür bringt Karl Gortner durchaus Verständnis auf und für ihn wie Sohn William ist Klar: Insektizide werden bei uns auf den Äckern keine eingesetzt!

Mit einem weiter klimatischen Phänomen musste der Kartoffelanbauer dieses Jahr zusätzlich fertig werden: Die hochsommerliche Gluthitze trocknete den Boden aus. Tiefe Furchen und Risse in den Ackerböden ließen die Sonnenstrahlen bis zu den Knollen vordringen. So hätten die Kartoffeln tatsächlich mitunter „Sonnenbrand“ bekommen. Vom Anblick nicht gerade von Vorteil, doch den Geschmack beeinträchtige dieses Erscheinungsbild nicht.

 Karl Gortner hat auch viele Tipps rund um die Kartoffel parat. Etwa, wie sie auch in kleineren Mengen richtig gelagert wird. „Zu meiner Kindheit fuhren wir im Spätherbst selbst die Kartoffel gleich zentnerweise zu den Städtern. Heute wird alles kiloweise eingekauft, doch auch dabei sollte man auf die richtige Lagerung, kein Tageslicht, achten.“ Verführerische weibliche Namen tragen die verschiedenen Kartoffelsorten. Für Karl Gortner ist die Belana weiterhin die, die den Konsumenten besonders gut schmeckt. „Festkochend und ausgezeichnet haltbar. Etwas, worauf jede Hausfrau Wert legt.“ Laura ist ein rotschaliger Erdapfel, Marabel und Concordia vorwiegend festkochend. Die Sorte „Talent“ steht für mehlig und gleichfalls gut lagerfähig.

Die Westpfalz mit der Sickingerhöhe ist einst ein Hauptanbaugebiet der Kartoffel gewesen. Die Städter wurden mit diesem Nahrungsmittel versorgt. Kein Bauer ist ohne die Kartoffel ausgekommen, da sie auch bei der Viehfütterung eine Rolle spielte. Und heute? Sieht es etwas anders aus. Karl Gortner schätzt, dass in der Westpfalz gerademal noch 50 Hektar für den Kartoffelanbau genutzt werden.

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