100 Tage im Amt Gute Gespräche, große Pläne

Zweibrücken-Land · Björn Bernhard zieht eine positive Bilanz seiner ersten 100 Tage als Verbandsgemeinde-Bürgermeister.

 Björn Bernhard an seinem Schreibtisch in der Verbandsgemeinde-Verwaltung.

Björn Bernhard an seinem Schreibtisch in der Verbandsgemeinde-Verwaltung.

Foto: Norbert Schwarz

Ansprechpartner für jeden Bürger sein, die Verwaltung auf neuen technischen  Stand bringen, sie modernisieren – zwei herausgegriffene Schlagworte, mit denen Verbandsbürgermeister Björn Bernhard antrat,  das Unmöglich erscheinende doch möglich zu machen: Verbandsbürgermeister von Zweibrücken-Land  zu werden. Seit dem Überreichen der Ernennungsurkunde zum Wahlbeamten als Bürgermeister sind in dieser Woche 100 Tage vergangen. 100 in jeder Beziehung spannende, teils sogar aufregende und so nicht vorstellbare Tage, wie Björn Bernhard in einem Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur bestätigt.

„Kaffee? Mit Milch und Zucker?“  Im weißen Hemd mit offenen Kragen steuert der neue Amtsinhaber die im Vorzimmer stehende Maschine selbst an. „Bürgermeister undMädchen für alles?“ Die Frage wird mit einem Lächeln quittiert. „Nein, auf keinen Fall. Beide Vorzimmerdamen sind verhindert. Büroleiter Karl-Heinz Brügel gibt von seinem Schreibtisch aus die letzte Anweisung: „Den schwarzen Knopf rechts unten“ und schon macht sich der angenehme Duft des frischen Elixiers im Vorzimmer breit. „Muss ich zuhause ja auch machen. Nur bedienen lassen–- ist nicht mein Ding.“

Sein Vorhaben, mit allen Bediensteten im Verwaltungsgebäude, den Werken, Kindergärten und 115 Personen an den Grundschulen der Verbandsgemeinde, zu sprechen, habe Kraft gekostet, sei aber für ihn selbst sehr bereichernd gewesen. „Die Mitarbeiter sind froh darüber gewesen, unvoreingenommen und persönlich zu Wort zu kommen und ich durfte schnell fest stellen, dass es offenen Gespräche waren“, schildert er seinen Eindruck.

Dass das Führen einer Verwaltung bisweilen doch sehr komplex ist und trotz fortschreitender Digitalisierung nicht mit der Arbeit in der freien Wirtschaft verglichen werden kann, musste Björn Bernhard in diesen ersten 100 Tagen seines Wirkens selbst feststellen. „Als ehrenamtlicher Beigeordneter der Verbandsgemeindeverwaltung Zweibrücken-Land konnte ich ja bereits Erfahrung sammeln. Dennoch, wenn ich in meinem bisherigen Beruf als Banker Entscheidungen traf, dann sind die in kürzester Zeit umgesetzt worden. Gut, dass mir ausgebildete Verwaltungsfachkräfte zur Seite stehen und mit Gesetzeshinweisen, Ratschlägen oder sachlichen Empfehlungen die Verwaltungsabläufe transparenter machen.“

Für Björn Bernhard ist es deshalb auch eine Selbstverständlichkeit gewesen, sich in diesen ersten 100 Tagen bei den wichtigen Ministerien und Behörden persönlich vorzustellen und für die Belange der Menschen in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land zu werben.  Ein enger Austausch mit der Landrätin Susanne Ganster sei selbstverständlich, gleiches gelte für die Verbandsgemeinden der Nachbarschaft. „Mit dem Kollegen Emich habe ich den Kooperationsvertrag für eine Nachbarschaftshilfe im Brandfall für die Orte Bechhofen und Lambsborn auf den Weg gebracht“, in Landstuhl erfuhr Björn Bernhard aus der Praxis, wie eine E-Akte im digitalen Zeitalter Zeit, Wege, und Kosten einspart. „Stichwort Digital – da muss ich leider feststellen, dass wir noch einen ganz enormen Aufholbedarf haben. In diesem speziellen Punkt hätte ich mir eine bessere Startposition gewünscht!“

Die Mitarbeiter hätten den neuen Schwung bereits positiv zu spüren bekommen. Allen stünden jetzt neue, zeitgemäße und arbeitskonforme Bildschirme am Arbeitsplatz zur Verfügung. Das Einführen der E-Akte werde die Arbeit aller Ortsbürgermeister erleichtern, die Verwaltungsabläufe beschleunigen. Das digitale Ratsinformationssystem soll eingeführt werden, die gesamte Datentechnik der Verwaltung steht auf dem Prüfstand.

Das Ordnungsamt kam im zurückliegenden Wahlkampf ungewollt in die „Schusslinie“, weil beim ruhenden Straßenverkehr oder der Straßenreinigung keine Präsenz zu erkennen sei. Björn Bernhard: „Wir haben personelle Veränderung und seit dem 1. Juni dieses Jahres gab es allein ab dieser Zeit 127 Ordnungswidrigkeitsverfahren beim Ruhenden Straßenverkehr und 31 bei der Straßenreinigung. Im gesamten Jahr 2019 sind es 27 Verfahren im Ruhenden Straßenverkehr und 25 bei der Straßenreinigung gewesen.“

Die Unterhaltung der Gewässer 3. Ordnung forcierte Björn Bernhard, weil dieserhalb viele Klagen zu hören sind. Bei den Werken draußen am Standort Contwig soll eine Photovoltaikanlage mithelfen die eigenen hohen Stromverbrauchskosten spürbar zu senken. Zusammen mit Energieversorgungsunternehmen soll zudem geprüft werden, wie die vielen Dachflächen von öffentlichen Gebäuden  innerhalb der VG sinnvoll für die Eigenversorgung zu nutzen sind. Ein „Bauhof“ als kleiner Wirtschaftsbetrieb soll zudem hinterfragt werden. Björn Bernhard: „Bechhofen, Contwig, Hornbach und andere Orte können auch größere Gerätschaften im gemeindeeigenen Bauhof vorhalten. Aber wir haben ja auch kleine Gemeinde im Verbandsgemeindegebiet und für die soll eine bessere Versorgungsmöglichkeit geschaffen werden die ich für sinnvoll halte. Darüber werden wir reden und entscheiden.“

Alles positiv? Ja, große Enttäuschungen seien  in diesen 100 Tagen auch nicht ausgeblieben. Stichwort Gastschulbeiträge für die Grundschule Bottenbach. Bernhard: „Noch ist nichts entschieden, es wird derzeit nur hinterfragt und geprüft, wie es der Ausschuss beschlossen hat. Was ich aber in der Ratssitzung in Kleinsteinhausen erleben musste, war mehr als ein rauher Wind, zumal Ortsbsürgermeister Weber aus Bottenbach mir als Zwischenrufer in der Sitzung vorwarf, ich würde mit falschen Zahlen argumentieren und in den sozialen Medien mir eine Donald-Trump-Methode unterstellt worden ist. Das ging unter die Haut. Aber die von unserem Kämmerer Knecht zusammengestellten Zahlen waren stimmig und richtig. 834 000 Euro haben wir bisher bezahlt. Jetzt werden Gespräche geführt und dann muss der Verbandsgemeinderat eine Entscheidung fällen.“ Es bleibt also noch genug zu tun für die nächsten Jahre.

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