Pandemie macht Pläne zunichte Corona setzt Städtepartnerschaften zu

Zweibrücken · Die Partnerschaften zwischen Zweibrücken und den drei Städten Boulogne-sur-Mer, Yorktown und Barrie leiden unter der Corona-Pandemie. Besonders hart trifft dies die Schüler von Hofenfels- und Helmholtz-Gymnasium.

  Die Gäste aus Boulogne mit ihren Meeresfrüchten gehören seit Jahren zum Zweibrücker Stadtfest. Mit dem Stadtfest wurde aber auch dieser Besuch abgesagt – wie praktisch alle Aktivitäten mit den Partnerstädten seit der Pandemie . 

Die Gäste aus Boulogne mit ihren Meeresfrüchten gehören seit Jahren zum Zweibrücker Stadtfest. Mit dem Stadtfest wurde aber auch dieser Besuch abgesagt – wie praktisch alle Aktivitäten mit den Partnerstädten seit der Pandemie . 

Foto: Volker Baumann

Corona ist in diesem Jahr ein echter Spielverderber. Das Virus macht zuhauf Pläne zunichte, die Bürger, Unternehmer oder Vereine geschmiedet haben. Kein Wunder also, dass auch die Pflege der Städtepartnerschaften, die die Stadt Zweibrücken unterhält, unter der Pandemie zu leiden hat. Das macht Christine Brunner vom Kulturamt der Rosenstadt im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich.

Brunner ist seit 2012 für die Pflege der Beziehungen zu den drei Partnerstädten verantwortlich. „Damals war ich noch im Hauptamt tätig, seit 1. Mai arbeite ich im Kulturamt; weil mir das Thema Städtepartnerschaft sehr am Herzen liegt, durfte ich diese Aufgabe beibehalten“, erklärt sie. „Mir macht diese Tätigkeit viel Spaß, ich bin unseren Partnerstädten und den Akteuren verbunden“, sagt Brunner.

Die drei Partnerstädten haben mittlerweile tiefe Wurzeln geschlagen. Die erste Partnerschaft ging Zweibrücken bereits 1959 ein – mit der französischen Stadt Boulogne-sur-Mer. Yorktown in den USA wurde 1978 Partnerstadt Zweibrückens – als drittes im Bunde folgte im Jahr 1997 das kanadische Barrie.

Die gegenseitigen Treffen können in diesem Jahr nicht stattfinden. Corona lässt hierzu keine Chance, bedauert Brunner. Und weist darauf hin, dass gerade die jungen Menschen, die die Zukunft dieser Partnerschaft bilden, heuer besonders unter den Folgen des Virus zu leiden haben.

Hart traf es die Schüler des Hofenfels-Gymnasiums. Diese wollten dieses Jahr zwei Treffen durchführen. Der Plan war, dass die Hofenfelser im April nach Yorktown fliegen und im Gegenzug im Juni eine Besuchergruppe aus den USA empfangen. „In letzter Minute musste das April-Treffen abgesagt werden“, bedauert Brunner. „Es war alles vorbereitet, die Flüge waren bereits gebucht“, berichtet die Kulturamts-Mitarbeiterin.

„Zum Glück gab es keine finanziellen Probleme“, ist sie erleichtert. Denn aufgrund des Reisestopps der EU konnten die Flüge ohne ernste finanzielle Folgen storniert werden.

Nichtsdestotrotz: „Die Schüler waren enttäuscht, dass das Treffen ncht stattfinden konnte.“ Es sei „das erste Mal seit vielen Jahren“ gewesen, dass dieser Schüleraustausch nicht zustande kam, sagt Brunner.

Auch im Helmholtz-Gymnasium gilt es, eine Enttäuschung zu verarbeiten. „Jedes Jahr im Mai kommen Schüler aus Barrie nach Zweibrücken und treffen sich mit den Helmholtz-Schülern. Im September reist dann eine Gruppe aus Zweibrücken nach Kanada.“ Auch diese Treffen sind ausgesetzt. Auch hier ist der Katzenjammer groß.

Und es geht weiter mit der Liste der Absagen: Alle zwei Jahre reist eine offizielle Delegation aus Vertretern der Stadt Zweibrücken – zusätzlich zu den Schülertreffen – nach Yorktown, im Gegenzug kommt alle zwei Jahre eine offizielle Delegation aus den USA in die Rosenstadt.

Dieses Jahr, also erstmals nach vier Jahren, wären wieder Zweibrücker nach Yorktown gereist. „Hintergrund ist der Yorktown-Day, der am 19. Oktober gefeiert wird. Die US-Amerikaner gedenken an diesem Tag des wichtigen Beitrags, den damals Soldaten des Regimentes Royal Deux-Ponts im amerikanischen Unabhängigkeits-Krieg spielten“, erklärt Brunner.

Dieses Jahr werde nichts draus – dafür sei die Corona-Situation in den USA einfach zu schwierig. „Geplant ist jetzt, dass eine Zweibrücker Delegation 2021 nach Yorktown fliegt – wenn möglich“, macht sie deutlich, dass auch das nächste Jahr noch mit Unsicherheiten behaftet ist.

Der gestrichene Yorktown-Day-Besuch ist noch nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Corona-Absagen. „Auf Einladung des Deutsch-Kanadischen Clubs in Zweibrücken sollte der King-Edward-Chor aus Barrie am 10. Juli nach Zweibrücken kommen. Es waren mehrere Auftritte geplant, unter anderem im Rosengarten.“ Auch dieser Besuch wurde storniert.

Und weiter mit den Stornos: Beim Stadtfest hätte in diesem Jahr wieder eine Gruppe aus Boulogne-sur-Mer ihre beliebten Fischspezialitäten auf dem Schlossplatz anbieten sollen. Wie das mittlerweile eine liebgewonnene Tradition bei den Stadtfesten ist.“ Allerdings gab es kein Stadtfest – und folglich auch keine Meeresfrüchte aus Frankreich.

„Wir haben die Überlegung, einen Ausgleich zu schaffen. Wenn dieses Jahr im Dezember der Weihnachtsmarkt in Zweibrücken gefeiert werden kann – auch das ist ja noch ungewiss – kommt möglicherweise eine Delegation aus Boulogne und bietet dann auf dem Weihnachtsmarkt Spezialitäten an.“

Stornos über Stornos bislang also. Verbunden mit der Hoffnung, dass es in den nächsten Monaten besser wird. Und wie überwindet man diese schwierige Zeit bis dahin? Unter anderem mit freundlichen, tröstenden Worten, verdeutlicht die Städtepartnerschafts-Pflegerin.

„Oberbürgermeister Marold Wosnitza hat im April unsere drei Partnerstädte angeschrieben und seine Solidarität mit diesen Städten bekundet.“ Das habe beispielsweise in Barrie für großen Widerhall gesorgt: Die lokale Zeitung in Barrie druckte den Brief Wosnitzas ab, es gab viele positive Reaktionen hierauf, freut sich Brunner. Auch die anderen Städte hätten reagiert und ebenfalls Schreiben versandt, in denen sie ihre Zuversicht auf bessere Zeiten zum Ausdruck brachten.

 Christine Brunner hat sich die Mühe gemacht und auf einer Skizze ein Geflecht der Partnerstädte von Zweibrücken (und der Partnerstädte der Partnerstädte) festgehalten.

Christine Brunner hat sich die Mühe gemacht und auf einer Skizze ein Geflecht der Partnerstädte von Zweibrücken (und der Partnerstädte der Partnerstädte) festgehalten.

Foto: Mathias Schneck

Hoffen auf bessere Zeiten, auf die die Rückkehr der alten Normalität: Das ist wohl der größte Wunsch bei allen Beteiligten – ob sie nun in Zweibrücken oder in den Partnerstädten leben.

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