Nach Erdrutsch Anfang Februar Wie ein Ort ohne Straße nach draußen klarkommt

Kordel · Kordel-Hochmark ist nach einem Erdrutsch ohne Zufahrtsstraße. Die Einwohner gehen jetzt neue Wege – aber nur mit Geländewagen.

 Ein Spezialbagger arbeitet an der Stelle, wo Anfang Februar die K29 bei einem Erdrutsch abgesackt ist. Ein PKW und ein Langholz-LKW waren in das Loch gefahren und in die Tiefe gerutscht.

Ein Spezialbagger arbeitet an der Stelle, wo Anfang Februar die K29 bei einem Erdrutsch abgesackt ist. Ein PKW und ein Langholz-LKW waren in das Loch gefahren und in die Tiefe gerutscht.

Foto: dpa/Harald Tittel

Mal eben schnell zum Einkaufen fahren – das geht im rheinland-pfälzischen Kordel-Hochmark gerade gar nicht. Vorher muss man sich erst mal einen Geländewagen organisieren, denn der einzige Fahrweg von der Anhöhe geht derzeit über matschige Waldwege ins Tal. „Man kann nur langsam fahren. 20 Minuten für fünf Kilometer, die brauche ich schon, bis ich in Kordel bin“, sagt Sonja Reuter-Höling auf der Hochmark nördlich von Trier. „Da fährt man nicht für eine kleine Erledigung wohin.“

Die einzige Verbindungsstraße zu dem Ortsteil mit rund 40 Einwohnern ist seit Anfang Februar gekappt. Nach heftigen Regenfällen hatte es an der K29 einen Erdrutsch gegeben, der die Straße über eine Länge von rund zehn Meter etwa vier Meter tief einbrechen ließ. Ein Auto und ein unbeladener Holztransporter rutschten an dem Steilhang in den Krater, die Fahrer wurden verletzt.

Während die Reparaturarbeiten Anfang der Woche begonnen haben, organisieren sich die Einwohner auf der Hochmark inzwischen gut. „Wir sind nicht so von der Außenwelt abgeschlossen, dass sich jemand um uns Sorgen machen müsste“, sagt Reuter-Höling, die die Grundschule in Zemmer-Rodt leitet. Der Landkreis Trier-Saarburg habe einen Geländewagen für die Einwohner zur Verfügung gestellt. „Den kann man sich ausleihen oder Fahrgemeinschaften bilden.“

Zudem gebe es noch privat weitere Geländewagen im Ort. „Man spricht sich ab. Wenn jemand fährt, fragt er bei den Nachbarn ab, ob jemand was braucht“, erzählt Reuter-Höling (46). Auch zur Arbeit schließe man sich kurz. „Es ist alles bisschen komplizierter als sonst, aber es ist machbar.“

Ortsbürgermeister Medard Roth (parteilos) meint, dass die Extremsituation die Bürger zusammenschweißt. „Wir haben hier in einer ländlichen Region einen anderen Zusammenhalt. Man kennt sich, man hilft sich“, sagt er.

Nun wird es aber wohl ungefähr noch bis zum 8. März dauern, bis die schmale Straße wieder repariert ist. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz hat für die Arbeiten vier Wochen veranschlagt. Voraussetzung: Der Frost macht keinen Strich durch die Rechnung.

So lange sei die Hochmark bislang noch nicht getrennt gewesen, sagt Roth. An der Stelle, wo der Krater klafft, soll der Straßendamm mittels Erdbeton wieder aufgebaut werden. Die Kosten belaufen sich laut LBM auf einen niedrigen sechsstelligen Euro-Betrag.

Vier Wochen sei schon eine Zeit, aber die Corona-Krise spiele den Hochmarkern in die Hände, sagt Reuter-Höling. Man habe derzeit sowieso weniger Termine.

Die Gemeinde Kordel mit 2200 Einwohnern unterstützt derzeit, wo es nur geht. Die Mülltonnen würden mit einem Radlader plus Anhänger durch den Wald abtransportiert, erzählt Roth. Für den Fall, dass es auf der Anhöhe einen Brand geben sollte, habe die Feuerwehr fürs Erste eine Löschtruppenausrüstung mit Schläuchen und Strahlrohren hoch gebracht. Bei Notfällen sei die medizinische Versorgung gewährleistet.

Der 18-jährige Sohn von Reuter-Höling, Niklas Höling, war mit seinem Auto an dem Unglückstag in die Tiefe gerutscht. „Ich habe es psychisch eigentlich alles ganz gut verkraftet. Die Schmerzen werden auch weniger“, sagt er, nachdem er das Krankenhaus wieder verlassen durfte. Die Fahrt sei seine erste Autofahrt alleine zur Arbeit gewesen.

 Sonja Reuter-Höling lehnt auf einem Waldweg an einem Allrad-Fahrzeug.

Sonja Reuter-Höling lehnt auf einem Waldweg an einem Allrad-Fahrzeug.

Foto: dpa/Harald Tittel

Stefanie Maier, die auf der Hochmark ein Gasthaus betreibt, ist nur froh, dass der Einbruch der Straße zur einer Zeit kam, in der ihr Gasthaus ohnehin wegen der Pandemie geschlossen hat. Sie habe jetzt nur Bedenken, dass Ausflügler künftig Angst davor haben könnten, die Straße auf die Anhöhe zu fahren. „Wir haben sonst immer sehr viele Gäste hier oben.“

(dpa)
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