Von Lukas- bis Grumbeere-Markt

Speyer/Wallhalben · Auf rheinland-pfälzischen Dorfplätzen und Festwiesen wird es bunt – zahlreiche Märkte und Messen präsentieren sich im Herbst. Viele haben eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht.

Zuckerwatte, grelle Lichter und das Blöken von Schafen: Der Lukasmarkt in Mayen vereint alte und neue Elemente. Er ist einer von vielen Märkten in Rheinland-Pfalz mit langer Tradition. Am 10. Oktober geht der neuntägige Lukasmarkt offiziell in die 610. Runde. "Wahrscheinlich ist der Markt aber noch viel älter", sagt Alfred Hoffmann von der Stadt Mayen. Der Ort sei zu Beginn ein wichtiger Händlertreff gewesen, der diesem schließlich Marktrechte und 1291 Stadtrechte eingebracht habe. Inzwischen ist der Lukasmarkt mit durchschnittlich rund 300 000 Besuchern den Angaben zufolge das größte Volksfest im nördlichen Rheinland-Pfalz. An die Ursprünge erinnern noch der landesweit einzige Schafsmarkt sowie der Pferde- und Viehmarkt. Wer es etwas bewegter mag, kann Mayen bei der Weinprobe im Riesenrad überblicken. Die Ursprünge der Herbstmesse in Speyer (16. bis 25. Oktober) reichen sogar 770 Jahre zurück. Ebenso wie in Mayen war die Messe im Mittelalter weniger zur Unterhaltung gedacht. Es sei vielmehr darum gegangen, dass Händler ihre Waren hätten verkaufen können, sagt Katrin Hopstock vom Stadtarchiv Speyer. Heutzutage hat die Messe eher Jahrmarktcharakter mit Riesenschaukeln, Biergarten und Autoscooter. Trotzdem: Ein wenig knüpft die Stadt auch im 21. Jahrhundert an Altes an - laut der Speyerer Marktmeisterin Eva Neskudla aber eher im Rahmen der Frühjahrsmesse, bei der zuletzt auch Gaukler waren. Ihre Geschichte sei immerhin schon 435 Jahre alt, sagt die Marktmeisterin. Eine deutlich jüngere Veranstaltung ist der jährliche Töpfermarkt in Ransbach-Baumbach im Westerwaldkreis. Zum 31. Mal präsentieren am 10. und 11. Oktober rund 120 Töpfer aus Deutschland und Europa ihr Handwerk. Aber auch wenn der Markt noch nicht alt ist - das Töpfern im Westerwald ist es. "Auf jeden Fall gab es das schon vor 1500 in der Region", sagt Ernst Arndt vom Dokumentationszentrum Keramik. In frühen Jahren habe es allerdings einfache Gefäße mit brauner Lehmglasur gegeben. Um 1500 seien dann zwei Töpfergruppen eingereist, eine aus der Nähe von Aachen, die andere aus der Siegburger Gegend, und die brachten neue Techniken mit.

In der Pfalz hingegen steht am 3. und 4. Oktober die Grumbeere im Vordergrund, die von Nicht-Eingeweihten auch Kartoffel genannt wird. Alle zwei Jahre zieht es 5000 bis 10 000 Besucher nach Wallhalben im Kreis Südwestpfalz zum Sickinger Grumbeere-Markt. Dort geben dieses Jahr zum 13. Mal surrende Spinnräder und das Klopfen der Dreschflegel einen Eindruck längst vergangener Zeiten. Und natürlich gibt es die Grumbeere in diversen süßen und deftigen Varianten an den Marktständen.

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