Vom Lehrer zum Hehler und Betrüger

Saarlouis/Schwalbach · In seiner Schule war er krank gemeldet. Lehrer B. (39) war statt im Unterricht als Betrüger und Hehler aktiv, saß drei Monate in Untersuchungshaft. Nach dem Urteil von einem Jahr und zehn Monaten Haft fliegt er aus dem Staatsdienst.

. Die Fahrt von der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken zum Amtsgericht Saarlouis erlebte Lehrer B. aus Schwalbach noch in einem unbequemen Gefangenentransporter. Zwei Justizbeamte begleiteten ihn. Knapp zwei Stunden später war der 39-Jährige frei. Michael Wagner, Vorsitzender des Schöffengerichtes, hob den Haftbefehl gegen den Mann, den er gerade wegen Hehlerei in acht Fällen, mehrfachen Betruges, versuchter Nötigung und bewaffneten Diebstahls zu einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis verurteilt hat, wieder auf. Das Urteil gegen den Realschullehrer (Monatsgehalt: 3100 Euro) wurde zur Bewährung ausgesetzt.

"Wenn Sie sich heute nicht so umfassend eingelassen hätten, wäre es sehr eng geworden", sagte Richter Wagner. Weil er alle Vorwürfe, die die Staatsanwältin in drei Anklageschriften aufgelistet hatte, einräumte und nicht vorbestraft war, kommt B. mit Bewährung davon. Strafmildernd wurde auch berücksichtigt, dass der Beamte nach diesem Urteil automatisch seine berufliche Existenz verliert, gefeuert wird. Wagner ließ etwas Skepsis durchblicken, ob der Lehrer für Deutsch, Englisch und Theologie künftig straffrei bleibt. "Jede Straftat, auch im Ausland, kann zum Widerruf der Bewährung führen." In Griechenland, wo B. nach eigenen Angaben Immobilien besitzt, läuft derzeit noch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn. Auch im Saarland laufen noch Betrugsermittlungen wegen Handels mit Mini-i-Pads über die Internetplattform Ebay.

Drei Monate saß B., der zuletzt ans Schengen-Lyzeum in Perl abgeordnet war, dort aber wegen eines Dauerkrankenscheins nie unterrichtete, hinter Gittern. "Drei Monate Untersuchungshaft haben meinen Mandanten erheblich beeindruckt", meinte Verteidiger Michael Rehberger. In Haft war er wegen Wiederholungs- und Fluchtgefahr gewandert. Obwohl er seit einer Durchsuchung, bei der geklaute Baumaschinen beschlagnahmt wurden, wusste, dass die Polizei ihm auf der Spur war, machte er weiter. Kernbohrer, Schweißmaschine, Rüttelplatten, Kompressoren und vieles mehr verkaufte er über Ebay.

Als bei einer zweiten Durchsuchung wieder Diebesgut entdeckt wurde, erging Haftbefehl. Die Ermittler überführten ihn außerdem mehrerer Urkundenfälschungen und Betrügereien. Seiner Krankenkasse und der staatlichen Beihilfe hatte er gefälschte Zahnarztrechnungen vorgelegt. Zudem räumte er einen bewaffneten Diebstahl ein.

B. war wohl in Geldnot, wollte sich mit kriminellen Geschäften den Lebensunterhalt finanzieren. Eines seiner Häuser in Schwalbach sei mit 700 000 Euro Schulden belastet, stehe vor der Versteigerung. Er hat angeblich "im Ausland" investiert. Da ein Mieter nicht mehr an ihn zahlen durfte, drohte er und baute die Haustüre aus. Versuchte Nötigung sei das gewesen, urteilte das Gericht, ebenso wie über eine Drohung gegen den Gerichtsvollzieher.

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