Viele Feldmäuse: Landwirte rechnen mit Ernteausfällen

Mainz · Sie fressen Samen, knabbern an Wurzeln, knicken Halme ab: Feldmäuse. In diesem Jahr dürften es in Rheinland-Pfalz besonders viele sein, darin sind sich Landwirte und Naturschützer einig. Die Schlussfolgerungen beider Seiten gehen aber auseinander.

"Wenn es so viele dieses Jahr gibt, werden sie im Herbst auch an die Weintrauben gehen", warnte Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Die Feldmaus vermehrt sich anders als etwa der vom Aussterben bedrohte Feldhamster sehr schnell. Frost setzt den Tieren zu, doch der blieb in diesem Winter weitgehend aus.

"Bei diesem sehr milden Winter sind Ernteausfälle vorprogrammiert", sagte Laura Kettering vom Naturschutzbund (Nabu) Rheinland-Pfalz. "Mit den Monokulturen hat man aber auch ein Mäuseparadies geschaffen". Die moderne Agrarlandschaft lasse zu wenig Platz für natürliche Feinde. Der Nabu empfiehlt, als Dauerlösung an Randstreifen von Feldern mehr Hecken und Bäume zu pflanzen, um Raubvögeln, Füchsen und Wildkatzen wieder ein Jagdversteck zu bieten. Aber so lange können und wollen die Landwirte nicht warten. Oft hilft ihnen zum Schutz der Ernte die sogenannte "Legeflinte". "Dabei wird vergifteter Weizen direkt in die Mäuselöcher gelegt, das sind viele Stunden Arbeit", erläuterte Köhr vom Bauernverband. Alles andere sei nicht erlaubt, um andere Tiere nicht zu gefährden. Doch auch diesen schonenden Einsatz von Gift sieht Kettering vom Nabu kritisch, da es ins Grundwasser gelange. "Ich kann die Landwirte gut verstehen, aber mit Gift gibt es Todesfälle unter den Raubvögeln", warnte Michael Schmolz von der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (GNOR). Für Waldohreule, Reiher, Turmfalke, Kauz und Storch sei die Mäuseplage ein "Schlaraffenland" - von dem fast ausgestorbene Arten wie der Raubwürger profitierten. Sitzstangen würden helfen, sie auf die Felder zu locken, aber da müsse auf das bedrohte Rebhuhn und den Feldhamster geachtet werden. "Artenvielfalt ist ein Allgemeingut - wenn die Landwirtschaft Schaden davon trägt, sollte es besser Entschädigungen für Ernteausfälle geben", riet Schmolz.

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