Unwetter wüten über der Region

Sulzbach/Mainz · Das bislang stärkste Unwetter dieses Jahres hielt am Samstag im Saarland und in Rheinland-Pfalz hunderte Rettungskräfte in Atem. Im Hoppstädten im Landkreis Kusel wurden 33 Menschen durch einen Blitzeinschlag verletzt.

 Mit einem Schlauchboot rettete die Feuerwehr drei Männer, die Zuchtvögel aus einer Voliere holen wollten. Fotos: Becker&Bredel

Mit einem Schlauchboot rettete die Feuerwehr drei Männer, die Zuchtvögel aus einer Voliere holen wollten. Fotos: Becker&Bredel

Starke Gewitter und heftiger Regen mit Wassermassen von bis zu 40 Liter pro Quadratmeter haben am Wochenende im Saarland und in Rheinland-Pfalz erhebliche Schäden angerichtet. "Dabei lag der Kern der Gewitterzelle über dem Sulzbachtal und zog dann über den Kreis Neunkirchen weiter in Richtung Pfalz", fasste ein Sprecher der Polizei im Lagezentrum Saarbrücken die Geschehnisse vom Samstag zusammen.

"Insgesamt sind 350 Einsatzmeldungen rausgegangen. Davon betrafen etwa 250 den Regionalverband Saarbrücken", berichtet Tony Bender, Brandinspekteur im Regionalverband Saarbrücken. Angeführt wird die Einsatzliste vom Wochenende laut Bender von Sulzbach mit 96; 75 Mal mussten die Hilfskräfte in Quierschied ausrücken, immerhin noch 43 Mal in Friedrichsthal. "Dabei ging es überwiegend um vollgelaufene Keller", sagt Bender und spricht von rund 400 Männern und Frauen, die bei Feuerwehr, Technischem Hilfswerk oder den Rettungskräften zum Einsatz kamen.

Durch den lang anhaltenden Starkregen wurde eine Vielzahl von Straßen überflutet und Kanaldeckel angehoben. Auf der überfluteten A 623 bildete sich ein Stau, da die Fahrzeuge teilweise im Wasser stecken blieben. In Sulzbach brannte nach Polizeiangaben nach einem Blitzeinschlag ein Gartenschuppen völlig nieder. Im Ortskern von Friedrichsthal wurden Fahrbahnabschnitte und Bürgersteige teils so stark unterspült, dass sie gesperrt werden mussten. Die Polizei registrierte insgesamt rund 200 Meldungen wegen vollgelaufener Keller oder vereinzelt umgestürzter Bäume.

Besonders spektakulär war jedoch ein Einsatz in der Sulzbachtalstraße in Sulzbach, wo drei Männer bei einer Vogel-Rettungsaktion vom sprunghaft steigenden Wasser des nahe gelegenen Sulzbachs überrascht und eingeschlossen wurden. Nachdem sie sich samt der Zuchtvögel auf das Dach einer Voliere retten konnten, brachten Feuerwehrleute die Eingeschlossenen mit einem Schlauchboot in Sicherheit.

Am schlimmsten vom bislang stärksten Unwetter des Jahres war saarlandweit der Bereich um das Sulzbacher Salzbrunnenhaus betroffen, wo mehrere Fahrzeuge zum Teil bis zum Dach unter Wasser standen. "Bei allen Sachschäden ist aber festzuhalten, dass kein Mensch ernsthaft verletzt wurde", sagte Bender. Anders im rheinland-pfälzischen Hoppstädten im Landkreis Kusel, wo durch einen Blitzeinschlag nach Abpfiff eines Jugend-Fußballspiels 33 Menschen teils schwer verletzt wurden, darunter 29 Kinder. Dabei war der Blitz am Samstag buchstäblich aus heiterem Himmel auf dem Fußballplatz eingeschlagen. Einen 45-jährigen Betreuer traf es besonders schlimm - der Mann musste nach einem Herzkreislauf-Stillstand reanimiert werden.

Im Kreis Mayen-Koblenz in der Eifel war das Unwetter in der Umgebung von Mendig bis Waldesch am heftigsten. In Mendig lagen nach Polizeiangaben stellenweise bis zu 30 Zentimeter Hagel auf der Straße, teilweise mussten Bagger beim Aufräumen helfen. Wegen vollgelaufener Keller und umgefallener Bäume waren Polizei und Feuerwehren im Dauereinsatz. "Das Telefon stand hier nicht mehr still", sagte der Sprecher. Auf der A 61 kam der Verkehr zeitweise zum Erliegen. In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz schlug ein Blitz am Samstagabend in eine 25 Meter hohe Fichte ein. Der direkt neben einem Kinderspielplatz gelegene Baum im Stadtteil Gonsenheim wurde auf ganzer Länge gespalten. In Kaiserslautern setzte Starkregen mehrere Straßen unter Wasser . Weiter gesperrt war gestern die Bahnstrecke zwischen Kaiserslautern und Lampertsmühle-Otterbach, wo starke Regenfälle das Gleis unterspült hatten. Diese Sperrung werde voraussichtlich bis zum heutigen Montag andauern, sagte der Bahnsprecher.

Das Unwetter hat auch die Feuerwehr Neunkirchen in Atem gehalten. Den größten Einsatz gab es an einem Baumarkt in der unteren Bliesstraße, der einige Zentimeter überflutet wurde. 100 Einsatzkräfte brauchten mehrere Stunden, um den Markt mit Wassersaugern trocken zu legen. Auf der Bahnstrecke zwischen Neunkirchen und Wellesweiler krachte eine mit sieben Fahrgästen besetzte Regionalbahn gegen Mitternacht gegen einen auf die Oberleitung gestürzten Ast. Die Fahrgäste sowie der Zugführer und die Kontrolleurin blieben dabei unverletzt und kamen mit dem Schrecken davon. Sie konnten gegen zwei Uhr mit Taxis weiterreisen. Die Strecke zwischen Neunkirchen und Homburg wurde gestern Morgen wieder freigegeben.

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