Tote Frau in Seniorenheim – Pfleger gesteht Tat

Frankenthal · Der 23-Jährige gibt zu, eine 85-Jährige erstickt zu haben. Seine mitverdächtigen Kollegen bleiben in Haft, weil es noch ungeklärte Todesfälle gibt.

Nach dem Tod einer Seniorin im Pflegeheim im pfälzischen Lambrecht (wir berichteten) hat ein Pfleger ein Geständnis abgelegt. Der 23-jährige Verdächtige räumte im Zuge der Ermittlungen ein, die 85-jährige Frau mit einem Kissen erstickt zu haben, wie die Staatsanwaltschaft Frankenthal am gestrigen Montag auf Nachfrage erklärte. Diese Information sei den Ermittlern schon länger bekannt, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung über das Geständnis berichtet.

In dem Heim sollen nach Angaben des Verdächtigen "chaotische Zustände" geherrscht haben. "Mit den alten Leuten wurden üble Späße getrieben. Wir setzten den Bewohnern Hüte auf, bespritzten sie mit Wasser, lachten sie aus, nahmen Scherz-Videos auf", teilte der Verdächtige über seinen Anwalt zunächst der "Bild" mit. Ähnlich äußerte sich der Verteidiger gestern gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Markus Brockmann als Verantwortlicher des Heims hatte die Videos schon zuvor als "entsetzlich" bezeichnet. Daran habe sich nichts geändert, erklärte der Geschäftsführer des Bezirksverbandes Pfalz der Arbeiterwohlfahrt am gestrigen Montag.

Neben dem ehemaligen Mitarbeiter des Heims, der nun über seinen Anwalt die Mithilfe zur Aufklärung angekündigt hat, sitzen noch zwei weitere Verdächtige - ebenfalls frühere Angestellte der Pflegeeinrichtung - in Untersuchungshaft: eine 26 Jahre alte Frau und ein 47-Jähriger. Von ihnen liegt bislang allerdings noch kein Geständnis vor.

Der mutmaßliche Täter habe vor seinem Geständnis zunächst eine andere Person der Misshandlung von Schutzbefohlenen in dem Altenheim bezichtigt, sagte Ströber. Erst durch diese Anschuldigung ergaben sich weitere konkrete Hinweise auf den mutmaßlichen Mord in der Pfalz. Die Staatsanwaltschaft prüft nun auch alle weiteren 40 Todesfälle, die sich in dem Pflegeheim zwischen Dezember 2015 und September 2016 ereignet haben.

"Ich gehe überhaupt nicht davon aus, dass es sich bei jedem um ein Tötungsdelikt handelt", erklärte Ströber. Jedoch gebe es bei mindestens einem weiteren Bewohner konkrete Hinweise auf ein Tötungsdelikt des verdächtigen Trios. Erschwerend könnte sich auf die Ermittlungen auswirken, dass sich viele Menschen nach dem Tod verbrennen lassen. Exhumierungen hätten bislang nicht stattgefunden, sagte Ströber. Dafür brauche es konkrete Hinweise auf einen möglichen Erkenntnisgewinn.

Auf die Spur gekommen waren die Ermittler dem Trio dank einer Mitarbeiterin, die von Handyaufnahmen erfahren und die Heimleitung darüber informiert hatte. Dadurch hatten sich Hinweise auf Misshandlungen und Demütigungen der teilweise dementen Heimbewohner ergeben. Der Verteidiger betonte, sein Mandant habe das Handy bei der Polizei abgegeben und damit selbst maßgeblich zur Aufklärung der Straftaten beigetragen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz teilte indes mit: "Eine Kultur des Hinschauens scheint es in Lambrecht nicht gegeben zu haben. Wichtig ist, dass der Träger jetzt weiter für eine lückenlose Aufklärung sorgt."

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