Summen über Rheinland-Pfalz

Koblenz · Wer in Rheinland-Pfalz den Blick nach oben richtet, kann immer häufiger Drohnen sehen. Mit ihrer Hilfe wird gefilmt, fotografiert, begutachtet – und manchmal auch verscheucht.

 Zwei Männer lassen eine Mini-Drohne aufsteigen. Erkennbar sind die Geräte auch akustisch – an dem summenden Geräusch. Foto: dpa

Zwei Männer lassen eine Mini-Drohne aufsteigen. Erkennbar sind die Geräte auch akustisch – an dem summenden Geräusch. Foto: dpa

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Drohnen sind wendig, können problemlos Kameras tragen und kosten im Vergleich zu einem Helikopter nicht viel. Deswegen werden sie für ganz verschiedene Aufgaben eingesetzt, vom Werbefilm bis hin zum Verscheuchen von Tieren. Auch in Rheinland-Pfalz haben sich zahlreiche Menschen eine Drohne gekauft und setzen diese ein. Acht Beispiele:

Imagefilm: Der VW-Club VW Freaks beauftragte Markus Borlinghaus, einen Imagefilm zu drehen. Borlinghaus aus Rheinzabern im Kreis Germersheim setzte seinen Oktokopter - eine Drohne mit acht Motoren - ein, um für das Video Einstellungen von oben drehen zu können, etwa einen Schwenk über den Rhein und dann ein Hinunterfliegen zu den Autos. Borlinghaus kombiniert die Luftbilder mit Bodeneinstellungen und sucht auch die Musik dazu. "Mein Schwager hat ein Tonstudio, dann können wir das alles aus einer Hand liefern", sagt er.

Reparaturen: Dachdecker und Industriebetriebe machen sich Drohnen zu nutze, um ohne Kräne und Leitern Dächer anschauen zu können. "Einmal habe ich den Schornstein einer Tierkadaver-Verbrennungsanlage auf Risse überprüft", erzählt Ralf Schneider aus Waxweiler im Kreis Bitburg-Prüm. Ein anderes Mal sei ein Schieferdach abgeflogen worden, um anhand der sichtbaren Schäden einen Kostenvoranschlag machen zu können. "Auf einem sieben Zoll großen Tablet sehe ich direkt, was die Kamera sieht", sagt er.

Privatfotos: Viele Menschen möchten ihr Haus gerne einmal aus einer anderen Perspektive sehen. "Bei uns im Ahrtal kennen viele ihr Haus von oben, weil sie es von den Hängen im Tal sehen können", sagt Michael Streich aus Mayschoss (Kreis Ahrweiler). Andernorts gehe das nicht, also buchten sie etwa seinen Multikopter mit Kamera. Streich erzählt von den Ergebnissen: "Die Leute flippen aus und sagen: So habe ich das noch nie gesehen."

Unfälle: Bei Verkehrsunfällen sind die Bremsspuren und das Trümmerfeld oft am besten von oben zu sehen. Uwe Schumann aus Neuwied ist als Blaulichtreporter manchmal vor Ort und bietet seinen Multikopter dann der Polizei an, wenn das Gerät gerade im Kofferraum liegt. "Ich habe einen Grundsatz: Einsatzkräfte kriegen meine Arbeit kostenlos", sagt er. Die rheinland-pfälzische Polizei hat derzeit keine Drohnen . Das Land prüft nach Angaben des Innenministeriums aber gerade die Anschaffung als Einsatzmittel für Spezialeinheiten.

Veranstaltungen: Egal ob Dorffest oder Lauf-Event, viele Organisatoren wollen schöne Aufnahmen von ihren Veranstaltungen. 2015 habe er den Firmenlauf in Koblenz aus der Luft gefilmt, erzählt Stephan Mahlow aus Winningen. "Allerdings von der anderen Moselseite aus." Denn weder über Flüssen noch direkt über Menschengruppen dürfen die Drohnen fliegen.

Landwirtschaft: Vor der Ernte kann mit Hilfe von Drohnen geschaut werden, ob sich Rehe und Wildschweine in den Feldern und hohen Wiesen verstecken. Das Interesse der Bauern sei da, sagt Kopterpilot Schumann. Auch Schneider kann sich das gut vorstellen. "Mit einer Infrarot-Kamera könnten wir Rehkitze aufspüren", sagt er. Über großen Solarparks könne mit Hilfe der Drohnen auch gut erkannt werden, ob eine Reinigung nötig sei oder irgendwo Schäden seien.

Hochbau : Beim Bau großer Anlagen wie etwa Windräder sind die Baufortschritte in einer Serie von Bildern besonders gut darstellbar. "Die Multikopter können mit Hilfe eines Barometers (Höhenmessgeräts) und eines GPS-Geräts immer wieder an genau die gleiche Stelle fliegen", sagt Borlinghaus aus Rheinzabern. Komme der Drohnenpilot alle paar Tage, könne man in den Bildern sehen, wie das Gebäude in die Höhe wächst.

Gänse verjagen: Im Koblenzer Freibad Oberwerth wurden in diesem Sommer mit einer Drohne Wildgänse verjagt, die auf den Liegewiesen und am Beckenrand mit ihrem Kot für Unmut sorgten. Pilot Achim Stephan sagt, zunächst sei er mit dem Gerät bis auf vier oder fünf Meter rangeflogen, ehe die Gänse davon watschelten. Später sei es ausreichend gewesen, die Drohne kurz aufsteigen zu lassen. Ein Sprecher der Stadt aber erklärte: "Der Erfolg war nur kurzfristig, denn die Tiere ließen sich zwar von den Fluggeräten vertreiben, kehrten aber kurze Zeit später zurück."

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Hintergrund Wer eine Drohne steuern will, muss einiges beachten. Gewicht: Bis zu einem Gewicht von fünf Kilogramm ist der Betrieb ohne Erlaubnis möglich. Fluggeräte, die mehr wiegen, darf man nur mit Einverständnis der Flugverkehrskontrolle steigen lassen. Genehmigung: Für die gewerbliche Nutzung ist eine Aufstiegsgenehmigung Pflicht. Diese kostet in Rheinland-Pfalz 200 Euro pro Jahr. Vor dem Flug müssen diejenigen, die Geld mit der Drohne verdienen, ihr Vorhaben bei Polizei und Ordnungsamt anmelden. Steuerung und Sicht: Der Drohnenpilot muss während des Betriebs sein Fluggerät jederzeit ohne Hilfsmittel sehen können - also ohne Fernglas oder Nachtsichtgerät. Bemannten Luftfahrzeugen muss ein Drohnenpilot stets ausweichen. Steuern unter Drogen- oder Alkoholeinfluss ist verboten. Höhe: Die maximale Flughöhe darf bei gewerblicher Nutzung 100 Meter nicht übersteigen. Für alle, die eine Drohne in ihrer Freizeit steigen lassen, gilt eine Grenze von 762 Metern - solange keine andere Regel dagegenspricht. In Großstädten mit internationalem Flughafen sind vielerorts nur 30 Meter erlaubt. Überflug: Über Menschen ist der Überflug verboten, ebenso über Krankenhäusern, Kraftwerken und Gefängnissen. dpa

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