Soko zur Terror-Abwehr

Saarbrücken · Der Staatsschutz bei der Polizei geht davon aus, dass der Saarbrücker Ali D. (21) für die Terrormiliz IS kämpft. Derweil prüft eine Sonderkommission alle nach den Pariser Anschlägen eingegangenen Hinweise.

Nach den folgenschweren Anschlägen islamistischer Terroristen in Paris sind die Saarländer stark sensibilisiert. Bei der Polizei macht sich dies unter anderem dadurch bemerkbar, dass verstärkt Hinweise aus der Bevölkerung auf mögliche Gefahrensituationen und mutmaßliche Verbindungen zu Terroristen eingehen. Aufmerksame Bürger informieren die Fahnder. Diese Hinweise seien in den letzten Wochen sowohl qualitativ, wie auch von der Zahl her gestiegen, wahrscheinlich auch wegen der Grenzlage, berichtet Kripochef Harald Schnur. Er leitet die Direktion Kriminalitätsbekämpfung beim Landespolizeipräsidium und ist in dieser Funktion Chef des ins Landespolizeipräsidium eingegliederten Landeskriminalamtes (LKA). Schnur ist damit Vorgesetzter von 400 meist spezialisierten Kriminalisten .

In Sachen Terrorabwehr hat Schnur jetzt eine eigene Sonderkommission (Soko) eingerichtet. 20 Ermittler arbeiten unter der Leitung von Kriminalrat Karsten Klein, stellvertretender Leiter der Staatsschutzabteilung. "Favorit" haben die Kriminalisten diese Soko getauft. Ihr Ziel: "Den favorisierten Hinweis und die Spur zu finden, um letztlich einen mutmaßlichen Anschlag verhindern zu können." Für die Soko gibt es viel zu tun. 67 Hinweise sind seit dem Anschlag am 13. November in Paris bei der Saar-Polizei eingegangen. Daraus sind 63 Spuren entstanden, von denen derzeit sieben ohne Ergebnis abgehakt sind.

Schnur kann auf Erfahrung bei der Terrorabwehr verweisen. Er war vor Jahren als früherer Leiter der Staatsschutzabteilung eng in die länderübergreifenden Ermittlungen gegen die so genannte Sauerland-Gruppe eingebunden. Damals konnte ein geplanter Bombenanschlag verhindert werden. Heute sagt Schnur: "Wir haben eine neue Qualität des islamistischen Terrorismus in Europa. Die Islamistenszene ist europaweit vernetzt." Gleichzeitig betont er, dass in Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris bislang keine Verbindung ins Saarland festgestellt werden konnte. Es seien keine Hinweise auf mögliche Anschläge im Saarland bekannt. Es gelte aber als wahrscheinlich, dass zumindest zwei der Pariser Attentäter mit vom Islamischen Staat (IS) erbeuteten syrischen Pässen im Flüchtlingsstrom nach Europa kamen. Schnur dazu: "Die Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder berücksichtigen diesen Umstand im Rahmen der Hinweisbearbeitung." Das Bundeskriminalamt (BKA), das eine Sonderkommission "Echo" eingerichtet hat, wird über jeden Hinweis, der im Saarland überprüft wird, unmittelbar informiert.

Welcher Güte sind diese Hinweise? Ein Beispiel: Einer Autofahrerin fiel ein vorausfahrender Kleintransporter mit französischem Kennzeichen auf. Durch die Heckscheibe glaubte sie schemenhaft zwei mit Gewehren bewaffnete Männer zu erkennen. Sie schickte der Polizei ein Handyfoto. Die Ermittler versuchen jetzt mit den französischen Sicherheitskräften zu klären, ob tatsächlich Bewaffnete in dem Lieferwagen unterwegs waren, oder ob es doch nur Maler mit ihrem Werkzeug waren.

Kripochef Schnur präzisiert derweil Angaben von Verfassungsschutzchef Helmut Albert. Der hat kürzlich erklärt, es habe sich noch kein Saarländer in Syrien oder dem Irak dem IS angeschlossen. Schnur verweist darauf, dass seine Staatsschutzabteilung Informationen habe, wonach der 21-jährige Metallbauer Ali D., ein Pakistani, der von 2004 bis Januar 2015 in Saarbrücken lebte, vermutlich für die Terrormiliz IS kämpft. Von Zafer S., einem Islamisten aus Neunkirchen, fehle weiter jede Spur.

Die Soko ist erreichbar unter Tel. (06 81) 9 62 21 33 oder E-Mail: LPP212@polizei.slpol.de

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