Misereror-Fastenwoche Sie will die Welt der Armen verändern

Contwig · Schwester Dorothy Gabriel Fernandes sprach im Rahmen der Misereror-Fastenwoche in Contwig.

 Schwester Dorothy Gabriel Fernandes, Gründerin und Leiterin der Misereror-Partnerorganisation JKGVS, sprach in Contwig.

Schwester Dorothy Gabriel Fernandes, Gründerin und Leiterin der Misereror-Partnerorganisation JKGVS, sprach in Contwig.

Foto: Cordula von Waldow

„Wir unterstützen die Frauen in Indien nicht direkt mit Geld, sondern wir ermutigen sie dazu, für ihre Rechte einzutreten und begleiten sie dabei“, erklärte Schwester Dorothy Gabriel Fernandes. Die katholische Gründerin und Leiterin der Misereror-Partnerorganisation JKGVS (Vereinigung für Wohlfahrt und ländliche Entwicklung) im nordindischen Patna, ist im Rahmen der Misereror-Fastenwoche erstmals in Deutschland unterwegs.

Unter dem Titel „Heute schon die Welt verändert“, berichtete sie über ihre Arbeit in Patna, wo sie sich massiv für die Rechte der Arbeiter, Frauen und Obdachlosen einsetzt. Rund zwei Drittel der rund 1,4 Milliarden Menschen in Indien leben in Armutsvierteln.

Ganz stolz zeigt sie einen Film, in dem sich Frauen, wie die mittlerweile selbstbewusste Sarasvati Devi, für ihre Belange einsetzen. Immer wieder sucht die Organisation JKGVS auch Kontakt zu führenden Politikern oder lädt den Polizeichef ein, um über die eigene Arbeit zu informieren. „Das kostet oft stundenlange Wartezeit, ist jedoch ein wichtiger Schritt“, weiß die Schwester. Aufklärung benötigen auch die unterdrückten, ausgebeuteten Frauen oder Berufsgruppen wie Bauarbeiter. Erst, wenn sie namentlich erfasst sind, steht ihnen eine Krankenversicherung zu. „Diese Registrierung übernehmen wir, auch für die Straßenhändler“, erzählte die 64-jährige studierte Soziologin und Pädagogin. Damit sei in den letzten Jahren schon vielen Menschen geholfen worden. Die Demonstration gegen den Abbruch des Armenviertels, in dem Sarasvati lebte, zu Gunsten von Parkplätzen hat diesen zwar nicht verhindern können, doch dank Schwester Dorothys Unterstützung kämpfen die Menschen jetzt für neue Unterkünfte, die ihnen per Gesetz zustehen. Sie betonte: „Wir sind die Stimme derer, die keine Stimme haben und die Kraft derer, die keine Kraft haben!“

In ihrem Team wirken dabei nur zwei Christinnen, die übrigen Helfer sind vorwiegend Hindus, wie die indische Bevölkerung auch. Lediglich zwei Prozent sind Christen und 13 Prozent Moslems. Indien ist vorwiegend landwirtschaftlich geprägt, doch die Wetterkapriolen mit Fluten oder ausbleibendem Monsunregen vernichten in manchen Regionen immer wieder die Ernten.

In sechs Trainingszentren der JKGVS werden junge Mädchen als Kosmetik-Stylistinnen oder Näherinnen ausgebildet. Sie erlernen daneben ein Sparprogramm, so dass sie am Ende ihrer Ausbildung das halbe Geld für eine Nähmaschine zusammen haben. „Den Rest geben wir ihnen, damit sie mit ihrem Kleingewerbe sofort starten können“, skizzierte die Schwester. Nur eine Frau, die zum Verdienst des Lebensunterhalts beitrage, sei in ihrer Familie geachtet. Schwester Dorothy erklärte: „Wir helfen den Frauen da, wo sie stehen.“ Deshalb rät sie jungen Mädchen, zunächst einen Beruf zu ergreifen und mit der Heirat noch zu warten. Deren größtes Anliegen sei, ihre Kinder später einmal zur Schule zu schicken. Drei Stunden am Tag werden selbst die Kinder in den von der JKGVS eingerichteten Schulen unterrichtet, die mit ihren Familien etwa Müll sammeln gehen, damit sie Chancen auf eine bessere Zukunft haben. „Gut für meine Eltern sorgen“, ist das Anliegen einer Sechsjährigen, sobald sie richtig Geld verdiene. Mit Sport und Spiel-Angeboten fördert die Institution auch die Lebensfreude der jungen Menschen.

Da auch die medizinische Versorgung zwar gut, für die Armen jedoch unerschwinglich ist, schult Schwester Dorothys Zentrum die Anwendung der überlieferten, aryurvedischen Hausmittel, damit diese nicht in Vergessenheit geraten.

Seit zehn Jahren arbeitet die 1999 gegründete JKGVS vertrauensvoll mit Misereror zusammen und hat bereits vielen Menschen helfen und mit der Aufklärungsarbeit viel bewirken können. Auch in Indien werde aktuell gefastet, wie in Deutschland. „Wir werden uns Hand in Hand einsetzen, denn wir haben nur eine gemeinsame Erde und müssen gemeinsam sehen, dass die Welt ein besserer Ort wird“, ist ein Anliegen, das auch die Contwiger Gemeinde Sankt Laurentius teilt.

So fließt der Erlös des Fastenessens mit einer Indischen Suppe am Sonntag, 18. März, diesmal auch in das indische Miserior-Projekt, verkündet Gemeinderätin Hedi Bender abschließend.

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