„Rock am Ring“ wieder am Ring?

Nürburg/Mendig · „Rock am Ring“: 29 Jahre am Nürburgring, 2015 und 2016 in Mendig – und langfristig? Veranstalter Marek Lieberberg dementiert eine Rückkehr zur Rennstrecke. Derweil werden die Karten im Festivalmarkt neu gemischt.

Wo geht "Rock am Ring" künftig über die Bühne? Nach fast drei Jahrzehnten am Nürburgring ist Deutschlands Festivalklassiker im Juni 2015 ins nahe Mendig abgewandert - wegen eines Streits ums Geld mit den neuen Besitzern der Rennstrecke. Doch nun keimen Spekulationen auf, "Rock am Ring" könnte langfristig an den Eifel-Ring zurückkehren. Der Erfinder des Musikspektakels, Marek Lieberberg (69), suche dort wieder das Gespräch, heißt es rund um den Ring, im politischen Mainz und in Medienberichten. Derweil werden die Karten im deutschen Festivalmarkt neu gemischt: Lieberberg wechselt Anfang 2016 zur US-Konkurrenz Live Nation.

Energisches Dementi

Er ist Deutschlands wohl bekanntester Veranstalter von Rockkonzerten. Eine Rückkehr an den Nürburgring dementiert er "ganz energisch". Lieberberg sagt: "Es handelt sich um reine Spekulationen, deren Wahrheitsgehalt gleich null ist." Mit seinem Sohn Andre (38) und seiner Münchner Muttergesellschaft CTS Eventim arbeite er schon mit Nachdruck an "Rock am Ring" in Mendig und dem Zwillingsfestival "Rock im Park" in Nürnberg vom 3. bis 5. Juni 2016. "Wir beschäftigen uns bereits mit Buchungen von Bands."

Lieberberg hat einen Fünf-Jahres-Vertrag für Mendig abgeschlossen. Die erfolgreiche Premiere im Juni 2015 war mit 90 000 Besuchern ausverkauft. Das 9000-Einwohner-Städtchen bietet auf seinem Flugplatz mehr Fläche als der 30 Kilometer entfernte Nürburgring - erstmals konnte die Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) mit Sitz in Frankfurt bei "Rock am Ring" vier statt drei Bühnen bespielen.

Und doch gibt es Fragezeichen. Voraussetzung für das Festhalten an Mendig sei, "dass die Auflagen wirtschaftlich vertretbar sind und durch Konversionsmaßnahmen erhebliche Erleichterungen für die zukünftige Durchführung erreicht werden", teilt MLK-Sprecherin Katharina Wenisch mit. "Der Vorverkauf für "Rock am Ring" 2016 ist unter diesen Prämissen für September 2015 geplant." Wegen der hohen Anlaufkosten für Naturschutzauflagen, Wasserleitungen und andere Infrastruktur soll die Konzertagentur mit dem Festival 2015 - anders als früher am Ring - Medienberichten zufolge keinen Gewinn verbucht haben. Dazu schweigt die Sprecherin.

Direkte Landeshilfe unmöglich

Direkte Subventionen des Landes wären nicht möglich, betont der Sprecher des Innenministeriums in Mainz, Marco Pecht. Privater Konzertveranstalter, private Fläche: In Mendig könnte es höchstens Konversionsmaßnahmen geben, also die Förderung von öffentlicher Infrastruktur. Innenminister Roger Lewentz (SPD ), Lieberberg und kommunale Vertreter haben bereits an einem Tisch gesessen - weitere Treffen folgen wohl.

Dritter Veranstalter kommt

Noch weniger durchschaubar macht die Lage der jüngste Paukenschlag im Festivalgeschäft. Neben MLK/Eventim und dem Konkurrenten Deag will von 2016 an ein dritter großer Veranstalter, der US-Gigant Live Nation, mit einem neuen deutschen Ableger auf dem hiesigen Markt mitspielen - mit Lieberberg als Chef. Er soll die jährlich weltweit 23 000 Shows des US-Unternehmens um mehr als 700 Shows ergänzen. Lieberberg verlässt also seine Konzertagentur, obwohl sie seinen Namen trägt und mit der Muttergesellschaft Eventim weiterhin die Rechte an den Festivals "Rock am Ring" und "Rock im Park" hält. Veranstaltet Lieberberg künftig mit Live Nation ein ganz neues Spektakel am Nürburgring in Konkurrenz zur MLK? Nein, heißt es bei seiner jetzigen Agentur. Langfristig sei vielmehr an eine Zusammenarbeit gedacht. Tatsächlich hat Lieberberg bereits mit Live Nation zusammengearbeitet, etwa bei Konzerten von U2 und Madonna.

Wie auch immer, am Nürburgring wäre "Rock am Ring" wieder hoch willkommen. Längst hat die Geschäftsführung der Rennstrecke die Trennung von Lieberberg öffentlich als Fehler bezeichnet. Denn mit der Deag gab es ein Debakel: Deren Folgefestival "Grüne Hölle" erlebte im Frühling am Ring einen so kümmerlichen Vorverkauf, dass es Hals über Kopf als "Rock im Revier" nach Gelsenkirchen verlegt wurde.

Gesprächsfaden nie abgerissen

So passt es, dass Ring-Sprecher Uwe Baldes sagt: "Der Gesprächsfaden mit Marek Lieberberg ist nie abgerissen." Der Nürburgring sei sehr an Festivals interessiert. "Jetzt werden die Chancen dafür größer, weil es mit Live Nation mehr Anbieter geben wird." Es bleibt spannend in der schönen strukturschwachen Eifel.

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