Polizist filmte Kolleginnen in Umkleide

Saarbrücken · Wegen heimlicher Nacktbildaufnahmen von Kolleginnen muss sich ein Polizeikommissar vor dem Amtsgericht verantworten. Zum Prozessauftakt legte der derzeit suspendierte Beamte gestern ein Geständnis ab.

Der Sturz für den 31 Jahre alten Beamten war tief. Bis vor einem Jahr war er der sympathische Kommissar, der in seiner Freizeit für die Opferhilfeorganisation "Weißer Ring" tätig war. Damals gab er als Opferschützer sogar Tipps, wie sich Betroffene gegen peinliche Videoaufnahmen wehren können. Gemeinsam mit seinen Kollegen ging es darum, Opfer zu schützen und Täter zu fassen. Das war die eine Seite des Beamten.

Um die andere Seite des 31-Jährigen geht es seit gestern vor dem Saarbrücker Amtsgericht. Dort wird der Mann beschuldigt, zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012 in 30 Fällen insgesamt 13 Frauen heimlich in der Umkleide von zwei Polizeidienststellen oder bei sich zu Hause im Bad gefilmt zu haben. Dabei nutzte er eine als Kugelschreiber getarnte Minikamera. Den "Stift" stellte er entweder zu anderen Stiften, legte ihn passend ab oder er steckte ihn in der Umkleide in ein dort hängendes Diensthemd. Die Kamera wurde ausgerichtet und nahm rund eine Stunde lang alles vor der Linse auf. Die Filme wurden auf den Akt des Umziehens oder des Toilettenganges gekürzt. Das Ergebnis wurde auf einem USB-Stick gespeichert, den der Angeklagte immer bei sich in seinem Rucksack trug. Gelegentlich sah er sich die Filme alleine an. Er zeigte sie niemandem und stellte sie auch nicht ins Internet.

Aber dann rutschte der USB-Stick aus dem Rucksack und landete auf dem Parkplatz vor der Saarbrücker Polizeizentrale. Der Datenspeicher wurde gefunden, ausgewertet und die ganze Sache flog im Mai 2013 auf. Der damals frisch verlobte Beschuldigte wurde vom Dienst suspendiert und musste seine Funktionen beim "Weißen Ring" niederlegen. Nun war er kein Opferschützer mehr. Nun war er ein Verdächtigter, der die Taten einräumte.

Das tat der Angeklagte auch gestern vor Gericht. Zunächst ließ er von seinem Anwalt ein Geständnis zur Sache vorlesen, dann beantworte er selbst Fragen. Demnach habe den Filmen kein richtiger Plan zugrunde gelegen. Er habe auch kein besonderes Schema bei der Auswahl der Frauen gehabt. Alles sei spontan passiert. Er habe gesehen: Die Kollegin ist da, die Gelegenheit ist da. Dann habe er die Kamera heimlich vor Ort platziert und später wieder eingesammelt. An die Folgen habe er nicht gedacht.

Warum er seine Kolleginnen heimlich filmte? Darauf konnte der 31-Jährige keine richtige Antwort geben. Er sei seit Juni vergangenen Jahres in psychiatrischer Behandlung - zunächst sechs Wochen stationär und dann ambulant. Bei ihm sei eine psychische Störung (Voyeurismus) diagnostiziert worden. Deren Ursachen lägen wohl tief in seiner Psyche und in seinem Lebenslauf verborgen. Dort gebe es tief sitzende Unsicherheiten, die im Alltag zu einem krankhaften Kontrollzwang geführt haben. Deshalb habe er immer versucht, alles im Leben zu beherrschen. Gleichzeitig habe er wohl auch versucht, diesen Zwängen zu entfliehen und auszubrechen. Wohl deshalb die heimlichen Aufnahmen und der damit verbundene Nervenkitzel, vermutete er.

Der Angeklagte weiter: "Mein ganzes Leben ist ein Scherbenhaufen." Ihm sei bewusst geworden, was er da getan habe, und er werde so etwas nicht wieder tun. Er habe sich deshalb bei den betroffenen Frauen schriftlich entschuldigt und ihnen Schmerzensgeld gezahlt. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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