Pia Rennollet ermöglicht in Loutzviller Pferden einen würdigen Lebensabend Wo Pferde in Frieden alt werden können

Brenschelbach/Loutzviller · Pferdeflüsterin Pia Rennollet ermöglicht Pferden aus dem Tierschutz einen würdigen Lebensabend auf der Loutzviller Mühle. Die Corona-Verordnungen und die Grenzlage erschweren die Finanzierung durch Live-Seminare. Patenschaften für die Pferde sind jedoch weiterhin möglich.

 Bei Pia Rennollet auf der Loutzviller Mühle zwischen Hornbach und dem lothringischen Volmünster genießen Pferde artgerecht einen behüteten Lebensabend. Einige wurden vom Tierschutzverein aus katastrophalen Bedingungen befreit.

Bei Pia Rennollet auf der Loutzviller Mühle zwischen Hornbach und dem lothringischen Volmünster genießen Pferde artgerecht einen behüteten Lebensabend. Einige wurden vom Tierschutzverein aus katastrophalen Bedingungen befreit.

Foto: Cordula von Waldow

Die meiste Zeit des Tages verbringt Pia Rennollet mit ihren Pferden. Dabei stehen die 15 Vierbeiner meistens auf den weitläufigen Koppeln an der Loutzviller Mühle am Radweg zwischen Hornbach, Brenschelbach und der Eschviller Mühle. Die meisten von ihnen stammen aus dem Tierschutz. Viele sind bis zum heutigen Tage traumatisiert von dem, was Menschen ihnen angetan haben. Oft sei es schlicht Unwissenheit, bedauert die 54-jährige, gebürtige Saarländerin.

Mit elf Jahren lernte Pia Rennollet Reiten, in einem ganz gewöhnlichen Reitstall. Doch schon das Kind wollte Pferde „nicht benutzen, sondern sie wirklich verstehen, in ihrer ganzen Wesenheit“. Ihr erstes Pony, der Welsh-Isi-Mix Maruschka, war bereits „sehr schwierig“ und danach bekam sie immer mehr Pferde, die mit der Welt der Menschen ebenso wenig zurechtkamen wie das als „schwierig“ verschriene Mädchen.

Aus dem Schulsystem gefallen, platzte der Traum, Germanistik und Philosophie zu studieren und Pia Rennollet lernte Schuhmacherin. Mit 30 Jahren stieg sie endgültig aus und zog für vier Jahre in einen Bauwagen auf die Pferdekoppel. Sie studierte ihre Herde und lernte, mit ihr auf differenzierte Weise zu kommunizieren: auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene.

Seit 20 Jahren lebt sie jetzt in der Gemeinschaft auf der Loutzviller Mühle und ermöglicht neben den eigenen auch den einst misshandelten Pferden einen schönen Lebensabend. „Wenn sie nicht gerade irreparable gesundheitliche Probleme mitbringen, werden sie bei mir sehr alt“, lächelt sie mit Blick auf die „weise Stute Arielle“ mit ihren bald 40 Jahren und andere der Über-30-Jährigen. Denn kein Pferd wird aus dem Schutz und der Geborgenheit auf der Mühle wieder verkauft. Aus diesem Grund ist auch die Kapazität des „Gnadenhofes“ aktuell ausgereizt.

Finanziert hat Pia Rennollet die Pferdehaltung – Futter, Hufschmied, Tierarzt – bislang unter anderem über Seminare zur Kommunikation mit dem Pferd auf allen Ebenen, denn „die Pferde spiegeln die Themen unserer menschlichen Seele“. Corona ließ diese Einnahmequelle versiegen. „Einzelunterricht darf ich aber geben. Das liegt mir ohnehin mehr, weil ich dann individuelle Themen besser berücksichtigen kann“, freut sie sich auf neue Schüler.

Auch Patenschaften für die einzelnen Pferde könnten helfen. Die Pferdeflüsterin weiß: „Viele von ihnen sind emotional sehr bedürftig.“ Ihnen würde es guttun, wenn sie jemand putzt, mit ihnen schmust, Kontakt hält, spazieren geht und einen finanziellen Beitrag zum Unterhalt leistet.

Willkommen sind auch Sachspenden von Heu-Cops oder Rübenschnitzeln für die Pferde bis hin zu Futter für die drei Hofhunde, die drei Hofkatzen und die 13 Meerschweinchen. Ihren eigenen Lebensunterhalt bestreitet die Pferdefrau als Lektorin für den saarländischen Verlag „Neue Erde“ und bildet sich dabei automatisch selbst fort.

Folgerichtig erwuchsen aus Pia Rennollets jahrzehntelangen Erfahrungen mit ihren Pferden zwei Bücher: „Der Traum vom Pferd“ hilft Zweibeinern in Theorie und mit erprobten Praxisbeispielen dabei, wirklichen Zugang zu den edlen Tieren zu finden, ihr Vertrauen zu gewinnen und tiefe Freundschaften zu schließen.

In den tief philosophischen Botschaften der „Herzensgefährten“ übermittelten ihre Pferde ihr, wie sie die Menschen betrachten. Pia Rennollet ist überzeugt: „Wir brauchen Lichtblicke in diesem Chaos, das wir selbst erschaffen haben.“ Deshalb baut die Mühlengemeinschaft ihr Gemüse und Getreide selbst an. In dem ganzheitlichen Lebensprojekt werden Pferde jetzt auch wieder in der Landwirtschaft eingesetzt – ein Miteinander von Mensch, Tier und Pflanze.

Kontakt: Pia Rennollet, Telefon in Frankreich (0033) 3 87 96 75 24. „Der Traum vom Pferd“ ISBN 3-89060-452-8, 24,80 Euro, „Herzensgefährten“ ISBN 978-3-89060-737-5, 14 Euro.

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