Notfallmediziner: Schuss- und Stichverletzungen nehmen zu

Ludwigshafen · Nach fast 30 Jahren an einem Ludwigshafener Krankenhaus hat Mediziner Bernd Vock viele verschiedene Verletzungen gesehen und weiß: Manch schlimme Wunde ist leichter zu behandeln als vermeintlich harmlosere.

Notfallmediziner könnten es nach Experteneinschätzung künftig verstärkt mit Schuss- und Stichverletzungen zu tun bekommen. "Es gibt genug Hinweise, dass solche perforierenden Verletzungen eher zunehmen werden", sagte Bernd Vock, der Leitende Oberarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie an der Berufsgenossenschaftlichen (BG) Klinik Ludwigshafen , der Deutschen Presse-Agentur. Die Versorgung schwer verletzter Menschen ist auch Thema des "11. Notfallmedizinischen Landessymposiums Rheinland-Pfalz", das am Samstag bei der BG Klinik auf dem Programm steht.

Dazu haben sich rund 200 Gäste aus Notfallmedizin und Rettungswesen angekündigt. Außerdem soll dabei Vock verabschiedet werden, der fast 30 Jahre an dem Krankenhaus tätig war - unter anderem als erster Oberarzt und ständiger Vertreter des Ärztlichen Direktors sowie als Leitender Hubschrauberarzt.

Von Schuss- und Stichverletzungen unterschied der Arzt Wunden , die durch "stumpfe Gewalt" verursacht werden, etwa durch tiefe Stürze oder Autounfälle. Aus medizinischer Sicht blieben solche Fälle das Hauptproblem, weil dabei ganze Organe oder das Organsystem beschädigt werden könnten und die Folgen sehr viel schwerer in den Griff zu bekommen seien.

Isolierte Schuss- oder Stichverletzungen bezögen sich dagegen nur auf einen Ort. "Und dieser Ort ist möglicherweise sehr viel besser therapeutisch angehbar." So komisch es klinge: "Diese Menschen haben eher eine bessere Prognose, was das Überleben anbelangt, wenn man früh etwas macht", sagte der Mediziner. "Als Laie denkt man immer: Wenn der aus dem dritten Stock fällt, ist das nicht so schlimm wie wenn er eine Stichverletzung irgendwo im Brustkorb hat. Es ist aber gerade umgekehrt."

Vock zufolge sinkt die Zahl von Verletzungen durch stumpfe Gewalt, auch weil es weniger Verkehrsunfälle gibt. Insgesamt hätten sich die Prognosen für Unfallopfer in den vergangenen Jahren durch strukturelle Veränderungen deutlich verbessert. Als Beispiel nannte er neben frühen Hilfsmaßnahmen Klinik-Netzwerke, die eine schnelle Aufnahme von Verletzten möglich machen.

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