Überlegungen in Ludwigshafen Neue Ideen zu Ehren von Helmut Kohl

Ludwigshafen · Die Stadt Ludwigshafen will zu Ehren des verstorbenen Altkanzlers einen Ort nach ihm benennen. Die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck hat eigene Vorschläge. Wichtig sei ein gemeinsamer Nenner.

 In Deutschland gibt es schon ein paar Straßen zu Ehren von Helmut Kohl. In seiner Heimatstadt Ludwigshafen wird noch diskutiert.

In Deutschland gibt es schon ein paar Straßen zu Ehren von Helmut Kohl. In seiner Heimatstadt Ludwigshafen wird noch diskutiert.

Foto: dpa/Stefan Sauer

In Helmut Kohls Heimatstadt Ludwigshafen will sich die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) mit eigenen Vorschlägen an der Suche nach einem geeigneten Ort beteiligen, der nach dem Altkanzler benannt werden soll. Zunächst wolle sie im Januar aber die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen einladen, um zu hören, welche Vorstellungen es gebe, sagte Steinruck, deren Amtszeit am 1. Januar begann.

„Ich selbst habe Ideen im Kopf, will die aber nicht öffentlich machen“, ergänzte sie. Sie sehe aber Möglichkeiten, eine Straße, einen Platz, „was auch immer“, nach Kohl zu benennen, ohne dass es deshalb einen Namenswechsel geben müsse. Umbenennungen seien für Privat- und Geschäftsleute immer mit Aufwand verbunden, sagte Steinruck. „Das fängt bei der Visitenkarte an, beim Telefonbucheintrag.“ Sie wolle aber nicht bestimmen, sondern nach einem gemeinsamen Nenner Ausschau halten. Wenn Bürger und Unternehmen von konkreten Plänen betroffen seien, wolle sie diese im Vorfeld fragen.

Um die Benennung einer Straße nach dem im Juni verstorbenen Kohl gab es in Ludwigshafen bereits Diskussionen. Anfang September hatten die Koalitionäre CDU und SPD mit FDP-Hilfe im Stadtrat durchgesetzt, dass die Rheinallee in Helmut-Kohl-Allee umbenannt werden soll. Die kleineren Fraktionen hatten sich wie Anwohner und ansässige Unternehmen übergangen gefühlt. Letztere beklagten, dass die erneute Umbenennung der Straße innerhalb kurzer Zeit für sie mit Kosten verbunden sei. Es gab eine Resolution. Das Thema spielte auch im Oberbürgermeister-Wahlkampf eine Rolle. Die Wahl gewann Steinruck, die den Beschluss als unnötigen Schnellschuss kritisiert hatte.

Inzwischen hat der Ludwigshafener Stadtrat den Beschluss auf Initiative von CDU und SPD wieder kassiert. Zugleich wurde die Stadtverwaltung beauftragt, einen Vorschlag für eine angemessene Ehrung Kohls und seiner Verdienste zu erarbeiten. Auch die betroffenen Bürger sollen beteiligt werden. „Man muss die Betroffenen einbeziehen“, sagte Steinruck. „Aber mein Ziel wäre es tatsächlich, gar keine Betroffenheit entstehen zu lassen.“

Sie befürworte eine Ehrung Kohls, auch wenn es ein offenes Geheimnis sei, dass er in der Stadt polarisiere, so die scheidende Europaabgeordnete. „Ich weiß, wie viel Wertschätzung ihm in Europa als Kanzler der Einheit entgegengebracht wird und damit auch als ‚Schmied’ des vereinigten Europas.“ Er sei Ludwigshafener Ehrenbürger und der einzige Ehrenbürger Europas – „so eine Ehrung wird nicht einfach so verliehen“. Selbst als Sozialdemokratin sei sie der Ansicht, dass er eine Würdigung verdient habe. Es sei „angemessen, dass seine Heimatstadt ihm eine Straße oder einen Platz widmet“, sagte Steinruck, die als Oberbürgermeisterin parteiübergreifend für alle Bürger da sein will.

Auf die Frage, weshalb Kohl in der Stadt polarisiere, sagte sie: „Mein Eindruck ist, dass sich mancher Ludwigshafener und manche Ludwigshafenerin mehr gewünscht hätte, dass Helmut Kohl zu Ludwigshafen steht.“ Er habe seine Staatsgäste zu sich nach Hause in den Stadtteil Oggersheim eingeladen, aber die Stadt nicht so vertreten, wie mancher Ludwigshafener Bürger das gern gesehen hätte. Am Ende hatte Kohl es vorgezogen, in Speyer statt im Familiengrab in Ludwigshafen beerdigt zu werden.

Zu den größten Problemen der Stadt zählte Steinruck neben der Wohnungsnot und dem Zustand der Innenstadt auch den geplanten Abriss der Hochstraße Nord, eines wichtigen Verbindungsstücks zwischen der Nachbarstadt Mannheim und der Pfalz. Sie soll ab Ende 2019 entfernt und durch eine ebene Stadtstraße ersetzt werden. Jahrelange Verkehrsprobleme werden erwartet. „Es wird eine schwierige Zeit für die Stadt“, sagte Steinruck. Man müsse den Menschen klarmachen, dass sie besser auf den ÖPNV umstiegen – und sich für flexiblere Arbeitszeiten einsetzen, „damit nicht alle um acht Uhr morgens auf der Brücke sind“. Auch müsse die finanzielle Unterstützung von Land und Bund für den Bau ausgeweitet werden. Steinruck will außerdem den Bau von 3000 Wohnungen anstoßen und für mehr Sauberkeit in der City werben.

(dpa)
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