Narrenschar feiert auf den Straßen

Mainz/Trier · Lasst die Narren los! Bei kühlem aber trockenem Wetter haben Fastnachtsfans in Rheinland-Pfalz den Rosenmontag in den Straßen gefeiert – mit Gesängen, Kostümen und Alkohol. Die aus Braunschweig herübergeschwappte Terrordiskussion spielt keine große Rolle.

 Ein Mottowagen des Mainzer Carneval-Vereins mit den „Meenzer Schwellköpp“ beim Rosenmontagszug. Fotos: Christoph Schmidt/dpa

Ein Mottowagen des Mainzer Carneval-Vereins mit den „Meenzer Schwellköpp“ beim Rosenmontagszug. Fotos: Christoph Schmidt/dpa

Die Narren haben sich von der Diskussion um die Sicherheitslage den Höhepunkt der Straßenfastnacht nicht verderben lassen. Allein in Mainz feierten nach Angaben der Organisatoren geschätzt 550 000 Menschen am Rande des Rosenmontagszugs - und damit mehr als im vergangenen Jahr. Auch in Trier, Koblenz und anderen Städten waren gestern Zehntausende Kostümierte auf den Beinen.

"Gerade an Fastnacht halten die Leute doch noch mehr zusammen", sagte die 18 Jahre alte Evelyn Fröhlich, die sich mit Freundinnen den Zug in Mainz anschaute. Trotz kühler Temperaturen kamen die Menschen scharenweise an die mehr als sieben Kilometer lange Zugstrecke, riefen "Helau" und fingen Bonbons.

Am Sonntag war der Braunschweiger Karnevalsumzug nach einer Terrordrohung abgesagt worden. In Mainz hatte es nach Angaben der Polizei hingegen keine Hinweise auf eine Bedrohung gegeben - und deshalb auch keinen Grund, etwas am geplanten Ablauf zu ändern. Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) bezifferte die Zahl der Menschen, die bei dem Umzug mitliefen, mitfuhren oder mitritten auf über 9500.

Die Mainzer Polizei erklärte, das bunte Treiben sei zunächst einigermaßen im Rahmen geblieben. Allerdings hätten die vom Alkohol befeuerten Schlägereien etwas früher angefangen als in den Jahren zuvor. Hingucker waren wie in jedem Jahr die aufwendigen Kostüme vieler Fastnachter und die Motivwagen, mit denen Politik, Kirche und Gesellschaft auf die Schippe genommen wurden. Dabei spielte am Rande auch das Thema Meinungsfreiheit eine Rolle. Ein Motivwagen in Mainz thematisierte den Fall des Kabarettisten Dieter Nuhr, der wegen islamkritischer Witze angefeindet worden war. Zu sehen war auf dem Wagen denn auch das Grundgesetz und der Spruch "Hier gelte nu(h)r ich". "Ich find' den Wagen gut", sagte der 20 Jahre alte Florian Mende, der aus Mannheim angereist war. "Wenn man sich von so etwas den Spaß verderben lässt, braucht man ja gar nicht vor die Tür gehen."

Um ihren gestorbenen "Boten vom Bundestag", Jürgen Dietz, zu würdigen, wurden laut MCV die Wagen des Vereins vor dem Start mit einem Trauerflor ausgestattet. Dietz, eines der Aushängeschilder der Fernsehfastnacht "Mainz bleibt Mainz , wie es singt und lacht", war Anfang Februar mit 73 Jahren gestorben.

Auch in anderen rheinland-pfälzischen Städten ging es bunt zu. In Koblenz wurde aus Tausenden Kehlen eifrig "Olau" geschrien. In der Stadt herrschte ungetrübte Feierstimmung. "Es war ein sehr friedlicher Rosenmontagsumzug", fasste ein Sprecher der Polizei zusammen. Rund 120 000 Menschen seien als Zuschauer dabei gewesen. Knapp 5000 marschierten mit. Aufgegriffen wurde etwa das Thema Flüchtlingspolitik. "Ertrinkende Flüchtlinge machen uns Kummer, die Politik berät nur bei Schampus und Hummer", stand auf einem Schild.

Die Polizei in Trier schätzte, dass dort wohl Zehntausende den Fastnachtsumzug besuchten. Der Trierer Umzug stand unter dem Motto "Karneval ohne Grenzen".

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