Historischer Verein Vortrag Amerika Mit Kind und Kegel unterwegs nach Amerika

Zweibrücken · Roland Paul begeisterte mit einem detailreichen und unterhaltsamen Vortrag über die Auswanderung der Pfälzer das Publikum beim Historischen Verein Zweibrücken.

 Roland Paul bei seinem Vortrag in der Karlskirche.

Roland Paul bei seinem Vortrag in der Karlskirche.

Foto: Susanne Lilischkis

Es war kein Unbekannter, der beim Historischen Verein am vergangenen Mittwoch einen Vortrag über die Auswanderung von Pfälzern nach Amerika hielt. Roland Paul ist ehemaliger Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern.

Seine Vortrags- und Forschungsreisen führten ihn immer wieder zu den pfälzischen Siedlungsgebieten in Nordamerika. So konnte er den zahlreich erschienenen Zuhörern einen spannenden und unterhaltsamen Eindruck zum Thema Auswanderung geben.
Die Pfälzer wanderten in so großer Zahl in Amerika ein, dass Benjamin Franklin vor einer Überfremdung mit Pfälzer Bauernburschen warnte. Er sah sogar einen Unterschied in der Hautfarbe zwischen Pfälzern und den Einheimischen. Grund für die Auswanderung waren zum einen Missernten und Hungersnöte, hohe Geburtenzahlen und die Realteilung. Zum anderen versprachen auch Flugschriften und Auswanderungsagenten das Blaue vom Himmel herunter. Einen realistischeren Eindruck über die Zustände im Land bekommt man aus Briefen der Auswanderer an die Daheimgebliebenen. Roland Paul las Passagen daraus vor, zur großen Belustigung der Anwesenden.
Elisabeth Singer aus Zweibrücken schrieb zum Beispiel: „New York ist nicht schön. Keine Steinhäuser, nur Bretterbuden mit Wanzen, Küchenschaben und Moskitos. Die gehen lieber an die Deutschen, denn die haben süßes Blut. Hier kann es niemanden gefallen, der ein wenig Ordnung gewohnt ist, denn die Schweine laufen auf der Straße.“

Trotzdem ist Elisabeth Singer in New York geblieben. War die Überfahrt doch auch für manche eine wahre Tortur. Unter Deck auf Segelschiffen eingepfercht, fuhren die Auswanderer zwei bis drei Monate über den Atlantik. Ihren Proviant mussten sie selbst mitbringen. Ein weiterer Zeitzeuge berichtet von den Pfälzern, die ihre Kartoffeln für die Überfahrt unter dem Bett lagerten und von einem schlimmen Sturm, bei dem er glaubte, sein Leben lassen zu müssen. Er bereute, seinen Weinvorrat nicht vorher ausgetrunken zu haben. Ein berühmter Auswanderer aus Zweibrücken war Heinrich Hilgard. Statt Jurisprudenz zu studieren, wie es der Vater wollte, machte er sich nach Amerika auf und wurde ein bekannter Kriegsberichterstatter im Bürgerkrieg. Später, als er seinen Namen schon lange in Henry Villard geändert hatte, war er maßgeblich an der Fertigstellung der Northern Pacific Railroad beteiligt. Als Partner von Thomas Alva Edison finanzierte er die Verwertung von dessen Erfindungen und gründete die General Electric Company. Die pfälzischen Landesherren wollten der Auswanderung einen Riegel vorschieben und verhängten ein Verbot. Nur die Habenichtse und Tagelöhner durften außer Landes, man war froh sie los zu sein. Doch das hielt die Menschen nicht wirklich von der Reise nach Amerika ab, ganz Dörfer machten sich in langen Trecks ohne Erlaubnis auf den Weg.

„Friedrich Trump, der Großvater von Donald Trump, ist auch illegal ausgewandert“, bemerkte Roland Paul, „so viel zum Thema illegale Migration.“ Doch nicht nur arme Bauern wanderten aus. Auch die politischen Aktivisten rund um das Hambacher Fest versprachen sich mehr Freiheit in den USA. Ludwig August Wollenweber aus Ixheim zum Beispiel druckte politische Zeitungen und musste vor der Obrigkeit fliehen. In Amerika gab er die Zeitung „Der Demokrat“ heraus, von der heute noch ein Exemplar erhalten ist – allerdings in schlechtem Zustand, wie Roland Paul bemerkte.

Der Forscher reist gerne in die USA und hat dort zahlreiche Freunde unter der pfälzischstämmigen Bevölkerung. „Mit meinen Bekannten in Amerika rede ich nur Pfälzisch“, erklärte er, „einmal war ein Kollege aus Hannover dabei. Den haben die nicht verstanden.“ Er findet es bedauerlich, dass das Pennsylvania Deutsch langsam ausstirbt und nur noch die alten Leute diesen besonderen Dialekt beherrschen.

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