Bibbernde Gäste wegen Garderobenchaos Mallorca-Party endet mit Zähneklappern

Saarbrücken · Wegen Chaos an der Garderobe ist es am Samstag zu Tumulten während einer Veranstaltung im Saarbrücker E-Werk gekommen. Rund 2500 Besucher mussten bei Minusgraden ohne Jacken und Mäntel den Tanztempel verlassen.

 Polizisten sichern in der Nacht auf Sonntag die Garderobe in der Saarbrücker Eventhalle E-Werk. Dort war es vorher zu Tumulten gekommen, als Besucher ihre Jacken und Mäntel nicht zurückbekamen.

Polizisten sichern in der Nacht auf Sonntag die Garderobe in der Saarbrücker Eventhalle E-Werk. Dort war es vorher zu Tumulten gekommen, als Besucher ihre Jacken und Mäntel nicht zurückbekamen.

Foto: Brandon-Lee Posse

Hunderte von wütenden Besuchern einer ausverkauften Mallorca-Party im Saarbrücker E-Werk haben am Samstagabend ihrem Unmut Luft gemacht. Auslöser dafür war ein Chaos bei der Ausgabe an der Garderobe. Nur der Einsatz eines Polizeigroßaufgebotes verhinderte weitere Ausschreitungen während der Veranstaltung in der Großraumdisco. Tausende Menschen mussten daraufhin nach dem vorzeitigen Ende der Mallorca-Party ohne Mäntel und Jacken vor dem Gebäude in der Kälte ausharren.

Nach Angaben von Enrico Voß, Dienstgruppenleiter bei der Burbacher Polizeiinspektion, hatte sich der Tumult gegen 21 Uhr angebahnt, als die ersten Feiernden nach Hause wollten. Die Party war da schon mehrere Stunde im Gange, hatte um 15 Uhr begonnen. Auslöser für den Krawall: Kunden blitzen an der Garderobe ab, verlangten erfolglos ihre Kleidungsstücke, die sie dort zuvor gegen Bezahlung von 1,50 Euro abgegeben hatten, um sie anscheinend sicher aufbewahren zu lassen. Die Mäntel und Jacken waren aber nicht zu finden. „Sie waren nicht richtig zugeordnet“, berichtet der Beamte. Die an die Partygäste ausgegebenen Nummern, gegen deren Vorlage sie ihre Jacken bekommen sollten, waren falsch zugeordnet, so dass die Bediensteten diese nicht wiederfinden konnten. Voß: „Der Unmut war so groß, dass einige Besucher über den Tresen der Garderobe sprangen und selbst nach ihren Jacken suchten.“ Die Beschäftigten hatten die Lage nicht mehr im Griff, der Veranstalter alarmierte daraufhin die Polizei. „Wir mussten die Garderobe mit einem Großaufgebot schützen und absperren.“ Rund 20 Beamte riegelten den Zugang ab. Ab diesem Zeitpunkt wurde keine Kleidung mehr ausgegeben.

Dass die Garderobe „nicht richtig gemanagt“ war, sprach sich rasch in der Disco herum. Polizeisprecher Voß: „Rund 3500 Eintrittskarten waren für die Mallorca-Party verkauft. Zu dem Zeitpunkt, als das Problem auffiel, waren etwa 2500 Menschen da.“ Es entwickelten sich Tumulte. Einige Besucher, die Polizei spricht von zumeist alkoholisierten, attackierten Beamte, die zum Schutz der Garderobe abgestellt waren. Sie warfen mit allem, was ihnen in die Finger fiel, und trafen dabei einen Wache schiebenden Polizisten am Kopf. Er wurde leicht verletzt.

Da abzusehen war, dass sich die Lage nicht beruhigen wird, wurde die Party beendet. Enrico Voß betont: „Der Veranstalter ließ über Mikrofon durchsagen, dass die Party vorzeitig abgebrochen wird. Es war nicht, wie fälschlicherweise mitgeteilt, die Polizei.“ Die Ansage kam gegen ein Uhr in der Nacht auf Sonntag. Dabei sollten eigentlich noch weitere Künstler auftreten. Buh-Rufe und Pfiffe kamen auf, wie ein Augenzeuge berichtet.

Das Ausmaß des Schadens wurde im Laufe des Sonntags allmählich deutlich. Voß nochmal: „Fast minütlich melden sich bei uns Geschädigte, um Anzeige zu erstatten.“ Denn es verschwanden nicht nur Jacken, als einige die Garderobe stürmten. Aus zurückgebliebenen Stücken sollen Mobiltelefone und Geld gestohlen worden sein. „Da wird einiges an Schadenersatzansprüchen auf den Veranstalter zukommen“, prophezeit der Dienstgruppenleiter. Und nicht nur daraus kann sich Regress ergeben, der den Veranstalter teuer zu stehen kommen kann. Möglicherweise geht es auch um den Eintrittspreis, der zumindest teilweise zurückerstattet werden muss, weil die Party abgebrochen wurde. Voß dazu: „Das ist aber eine zivilrechtliche Angelegenheit. Hier müssen die Geschädigten selbst klagen. Wir ermitteln da nicht.“

Unterdessen öffnete das selbst ernannte Mallorca-Party-Team am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr das E-Werk, um geordnet die verbliebenen Mäntel und Jacken an die Besucher der verunglückten Feier zu verteilen. Es bildeten sich Warteschlangen am Eingang.

Melina (26) aus Kleinblittersdorf hatte sich gestern vergebens auf den Weg ins E-Werk gemacht: „Meine Jacke bleibt verschollen. Ich schreibe jetzt mal eine Mail an den Veranstalter und hoffe, dass ich sie ersetzt bekomme“, sagt die dunkelhaarige junge Frau und wirkt trotz des Ärgers noch sehr entspannt. Sascha (27) aus Saarbrücken hat seine graue Jacke zwar wiederbekommen, ist aber erstaunt, dass er sich beim Abholen durch nichts legitimieren oder die Rückgabe der Jacke quittieren musste. „Ich hätte mir jetzt da heute auch eine andere schöne Jacke aussuchen können, die gar nicht mir gehört. Das lief aus meiner Sicht nicht gut“, sagt er. Er bedauerte die Frauen, die nachts im dünnen Top ohne Jacke frieren mussten und jene, die nicht mehr an ihren Haustürschlüssel herankamen, weil dieser in der an der Garderobe abgegebenen Jacke steckte.

Der Organisator entschuldigte sich gestern via Internet bei den Besuchern. Er sieht aber auch eine Mitschuld bei den „drei ungeduldigen Gästen“, die über die Absperrung stiegen, das Personal abgedrängt und „aus Frust vier komplette Garderobenständer auf der Suche nach ihren Jacken“ umgerissen haben sollen. Danach sei eine Zuordnung nicht mehr möglich gewesen. Die Ausgabe wurde beendet. Wer die drei waren, ist bisher nicht bekannt.

Diesem Zwischenfall sei vorausgegangen, dass Mitarbeiter versehentlich 200 Mal die Nummern an Kunden doppelt vergeben hatten. Dadurch sei es zu längeren Wartezeiten bei der Ausgabe gekommen. Der Veranstalter mit dem eingetragenen Namen Eventful Deutschland UG mit Sitz in Merzig zeigt sich in seiner Internet-Botschaft überzeugt: „Bis zu diesem Zeitpunkt hätten wir das Problem, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, selbstverständlich in den Griff bekommen.“ Etwaige Verluste würden ersetzt, versichert das Mallorca-Team. „Bei allen, die heute Nacht auf dem Heimweg frieren mussten, entschuldigen wir uns ganz besonders.“ Es herrschten in der Nacht Außentemperaturen um den Gefrierpunkt.

Trotz des Wissens um den Ärger, dem sich viele Besucher im Netz Luft machten, heißt es im letzten Satz der Mitteilung: „Alles in allem glauben wir, Euch trotzdem eine geile Party geliefert zu haben und versprechen, aus unseren Fehlern zu lernen.“ Ein Sprecher des Unternehmens war gestern nicht zu erreichen.

 Nach dem Chaos bei der Mallorca-Party stehen Besucher am Sonntagmorgen Schlange, um ihre verschollenen Jacken abzuholen.

Nach dem Chaos bei der Mallorca-Party stehen Besucher am Sonntagmorgen Schlange, um ihre verschollenen Jacken abzuholen.

Foto: BeckerBredel

Geschädigte können sich wegen ihrer Kleidung per E-Mail an den Mallorca-Party-Veranstalter wenden:
info@mallorcaparty-saarbruecken.de

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