Mainzerin erobert die Modewelt

Mainz · Paris, Mailand, New York: Anja Gockel ist in den Metropolen der Welt unterwegs, ihre Kraft schöpft sie aber in ihrer Heimat Mainz. Das Jubiläumsjahr mit ihrem Label startet sie auf der Fashion Week in Berlin.

Königin Silvia von Schweden , die Schauspielerinnen Diane Kruger , Gwyneth Paltrow und Model Heidi Klum tragen ihre Outfits. Von Mainz aus hat Designerin Anja Gockel , 47, die Modewelt erobert - mit Mainzer Wurzeln und internationaler Erfahrung. Sie studierte in Hamburg und London, arbeitete dort mit Vivienne Westwood und in Madrid für Agatha Ruiz de la Prada . "Ich bin die Europäerin in der deutschen Mode", sagt Gockel.

Diese empfindet sie oft als grau- und schwarzlastig. Im Gegensatz dazu will Gockel "Farbe zelebrieren." Aber auch mit schwarz kombinieren. "Ich finde Farben spannend, weil sie machen was mit einem."

Das wird Gockel auch wieder auf der Fashion Week Berlin vom 18. bis zum 22. Januar zeigen. Auch auf Bali ließ sich Gockel für die Kollektion inspirieren, die sie in ihrem Atelier in einem Mainzer Hofgelände, nicht weit von der Innenstadt, kreiert.

Näherinnen sitzen dort an ihren Maschinen, Gockels Angestellte schneiden Schnittmuster zurecht, stellen im Lager Ware zusammen. Die Chefin kümmert sich um alle, gibt Anweisungen und strahlt dabei stets. Helles Sonnenlicht fällt auf die Kleiderständer im Atelier, an denen nicht nur die aktuelle Kollektion hängt, sondern auch Modelle aus den vergangenen zwei Jahrzehnten. Gockel feiert mit ihrem Label ihr 20-jähriges Bestehen. Das soll groß gefeiert werden.

"Es bedarf natürlich viel Kreativität und immer wieder ein starkes und gutes Team im Hintergrund, was einem sehr treu ist." Als Designer sei man sehr verwundbar, sagt Gockel. "Man ist fast wie ein Künstler, aber muss sich auch in der Industrie zurechtfinden."

Startschuss für Gockels Partyjahr fällt auf der Fashion Week in Berlin. "Ich war immer ein absoluter Befürworter", sagt die Designerin, die sich fast etwas schüchtern in einen dunklen Sessel in ihrem Atelier kuschelt. Sie sieht die Veranstaltungen als große Chance für Deutschland. Im Vergleich zu Paris, Mailand und New York habe Berlin seinen eigenen Stellenwert - "einen gewissen Underground-Touch". Selbst nach so langer Zeit sei sie vor der Show angespannt "wie am ersten Tag, das ist echt unglaublich. Ich habe nach 20 Jahren nicht das Gefühl, es ist einen Tag langweilig gewesen."

In diesen 20 Jahren ist eine Menge passiert: Ihr Label gründete Gockel zunächst in London und kehrte 2000 der Liebe wegen in ihre Heimat Mainz zurück. "Mit schier unerschöpflicher Energie" und "aus dem Nichts" habe sie ihre Marke aufgebaut; so schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" einmal.

In Mainz lebt Gockel noch heute mit ihrem Mann und vier Kindern. Gockel ist neben ihrem Beruf eine von zehn Direktorinnen des "International Women's Forum", das einflussreiche Frauen aus 30 Nationen vereint, die sich für die Balance zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen einsetzen. Zwar ist die Designerin viel in der Welt unterwegs - gerade zählt Asien zu ihren Lieblingszielen - doch ihr Markenzeichen ist auch die Verbundenheit mit ihren Wurzeln: "15 Jahre war ich unterwegs - Hamburg, London, Amerika, Mailand. Aber mit dem Wissen, was da draußen so los ist, würde ich Mainz jetzt gegen nichts eintauschen wollen", sagt sie.

Designer-Kollege Harald Glööckler zog unlängst von Berlin ins pfälzische Kirchheim, wo er die Zwölf-Zimmer-Villa "Château Pompöös" bewohnt. "Kreativ kann man überall sein", sagt er. Aber: "Es ist nicht so, dass man in die Pfalz zieht und plötzlich wird man hier mit Aufträgen überschüttet." Man müsse weiterhin am Ball bleiben und hart arbeiten.

So macht es auch Gockel seit 20 Jahren für ihr Label: "Ich habe mein Traumteam gefunden", sagt sie heute.

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