Kultur in der Himmelsbergkapelle Lieder und Texte von Himmel und Hölle

Zweibrücken · In der Himmelsbergkapelle präsentierten die Künstler Wolfgang Ohler und Michael Wack ein mitreißendes Mundartprogramm.

 Wolfgang Ohler (links) und Michael Wack begeisterten das Publikum mit Blues und Mundarttexten.

Wolfgang Ohler (links) und Michael Wack begeisterten das Publikum mit Blues und Mundarttexten.

Foto: Cordula von Waldow

. Mal nachdenklich, mal heiter, immer jedoch bewegend und mitreißend, inspirierten der Zweibrücker Autor und Mundartdichter Wolfgang Ohler und Mundartsänger Michael Wack am Freitagabend ihre mehr als 100 Zuhörer in der Himmelsbergkapelle. Der zweite Vorsitzende, Wolfgang Ohler, hatte es sich nicht nehmen lassen, die fünfte Veranstaltung seit Gründung des Vereins „Kultur in der Himmelsbergkapelle“ selbst mitzugestalten. „Ich war sehr gespannt auf das gemeinsame Programm und bin total begeistert, wie gut die beiden und wie gut ihre Lieder harmonieren“, lobte Annabella Schlimmer, die die beiden bislang einzeln erlebt hatte. Mehr als 90 Minuten lang nahmen der Sänger und der Vorleser ihre Zuhörer mit in die Nachkriegszeit, zu kulinarischen Delikatessen, in Liebesgeflüster, Alpträume und Todesreisen, in Himmel und Hölle. So hatten die „Zweibrücker Blues Brothers“ ihr eigens für die Himmelsbergkapelle zusammengestelltes Programm überschrieben. „Wir haben unsere Gemeinsamkeiten gesucht“, berichtete Michael Wack, der einige Lieder von Wolfgang Ohler vertont, „bluesgerecht“ gestutzt und wortgewandt auf den Punkt gebracht hatte.

Als Beispiel zeichnete Wolfgang Ohler mit seinem kompletten Gedicht „die Nachtigall“ eine ausführliche Abendszene in der Vorstadt, die Michael Wack zu seinem Vorstadtblues verdichtet hatte. Auch das Lied „vom Bababette“, von dem Gerücht, sie sei von einem französischen Besatzer geschwängert worden bis zu dem Beweis „s Babette schiebt die Chaise“, erlebte das interessierte Publikum doppelt. Immer wieder ließ Michael Wack seine alten und neu gewonnen Fans den Refrain seiner Lieder mitsingen. So auch bei der „Grumbeersupp“.

Hier allerdings entspannte sich ein Wettstreit mit Wolfgang Ohlers „Keschdesupp“. Während der Sänger in seinem Lied hingebungsvoll Rezept und Zubereitung ausschmückte, fasste sich der sonst eher episch veranlagte Dichter würzig-witzig kurz.

Dazwischen las er aus seinen Büchern. Genüsslich weckte er Kindheitserinnerungen mit dem Bild von dem alten Radio und seinen Einstellknöpfen, den Geräuschen beim Suchen des Senders und Muttis Vorliebe für Radio Saarbrücken, während der Junge mehr auf Rock‘ n´ Roll und Elvis stand. In dem spannungsgeladenen Wechsel zwischen schnellen und langsamen, heiteren und besinnlicheren Titeln erfuhr das Publikum einiges über den Blues. „Lieber im Blues als im Minus“, erklärte der Zweibrücker Musiker. Die Themenbereiche seiner Lieder umfassen zumeist Geld, Religion, Essen und Trinken, Gesellschaftspolitik und natürlich die Liebe. In „Ich mach de Blues und du machsch die Wäsch“ schilderte er die Rollenverteilung in der Beziehung. Vokalmalerisch stellte er die Situation nach 40 Jahren Ehe nach. Nach dem witzigen, als Rollenspiel vorgetragenen, Blödel-Blues-Text über den Deiwel (Michael Wack), Wendelinus (Wolfgang Ohler) und den Lieben Gott (Michael Dillinger), folgte schwere Kost.

Der „Hurdy Gurdy Man“, bei dem „Der Leiermann“ aus Franz Schuberts Zyklus „Winterreise“ Pate stand, führte als anspruchsvolle Kunst ins Reich des Todes.

Mit seinem kraftvollen Lied mit dem Refrain „Hoffnung und Zusammenhalt, Herzschlag, … zusammen sind wir stark“, erinnerte Michael Wack an das Konzert auf dem Flugplatz für die syrischen Flüchtlinge, das er gemeinsam mit Wolfgang Ohler organisiert hatte. Schauspielerisch trug Wolfgang Ohler eine Geschichte von „Paul, Bruno und Ich“ vor.

Nach Wacks Liebeslied „Wo fangt de Himmel an“? erklatschte sich das begeisterte Publikum in der nahezu vollständig besetzten Himmelsbergkapelle als Kontrast eine „teuflische Zusage“.

„Ich liebe Mundart“, freute sich Gisela Als über den gelungenen Abend, der sie in die Zeit ihrer Oma zurückversetzt hat. Ursula Stiwitz verbindet viele Erinnerungen mit der ehemaligen Krankenhauskapelle. Sie sagte: „Ich bin traurig gekommen, doch die beiden haben mich sofort mitgerissen und jetzt gehe ich heiter heim.“

Das nächste Konzert in der Himmelsbergkapelle findet am Freitag, 13. April, um 19 Uhr statt. Dann wird mit Pfälzer Drehorgeln ein außergewöhnliches Programm geboten.

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