Immer mehr Bütten bleiben leer

Ludwigshafen/Bad Marienberg · Große Tanzgruppen, aber leere Bütten: Vielen Fastnachtsvereinen fehlen die Redner, weil sich der Nachwuchs nicht traut, es nicht kann oder große Vereine die Talente abwerben. Die Liste der Gründe ist lang.

Die gute Nachricht kurz vor dem Höhepunkt der fünften Jahreszeit vorweg: In Rheinland-Pfalz mangelt es nicht an närrischem Nachwuchs. Vor allem Tanzgruppen sind beliebt, dafür fehlt es aber oft an sprachgewandten Humoristen für die Bütt. Abhilfe sollen mancherorts Seminare für angehende Redner schaffen.

Trotz der bisherigen Schulungen sei es aber immer schwerer, an Büttennachwuchs zu kommen, erklärte Rainer Holzhauser von der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine (BDK) etwa mit Blick auf die Pfalz. Deshalb arbeite die BDK an neuen Seminarkonzepten für 2017 und rufe bundesweit Fastnachter dazu auf, Schulungen anzubieten.

Auch im Westerwald gibt es bei jungen Fastnachtern den Trend hin zur Garde, aber nicht zur Bütt - etwa beim MCV Bad Marienberg . Der Verein hat laut seinem Vorsitzenden Randy Püttmann 120 Mitglieder, fast 70 davon gehören zum Nachwuchs. Trotzdem sei es schwer, neue Büttenredner zu finden. "Wenn man irgendwo welche herkriegt, wollen die halt gut bezahlt werden." Viele andere trauten sich nicht, allein auf der Bühne zu stehen. Die Bütt sei eine Kunst, die nunmal nicht jeder beherrsche. Sein Verein habe derzeit eine dreiköpfige Vortragsgruppe mit schon älteren Mitgliedern. Bei Bedarf leihe sich der MCV Redner von befreundeten Vereinen aus.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Karnevalsgesellschaft (KG) Klotzgrumbeer in Ludwigshafen. Und ältere Redner hörten auf, sagte die Kassierin der KG, Elisabeth Seelinger. Um wieder mehr Fastnachter in die Bütt zu bekommen, gebe es im Raum Ludwigshafen seit dem vergangenen Jahr Seminare . Rund 20 Teilnehmer, darunter auch Kinder, seien beim ersten dabei gewesen. Ein zweites sei dieses Jahr geplant. Beim Nieder-Olmer Carneval Club (NOCC) ist laut Präsident Hans-Valentin Kirschner rund ein Drittel der Mitglieder minderjährig. Aber kaum einer wolle in die Bütt. Das mache ihm Sorgen, sagte Kirschner. Er spricht von einer Hemmschwelle, denn neben der "gewissen Grundveranlagung" zur Bütt sei auch das Schreiben einer guten Rede eine Herausforderung. Hinzu komme die Konkurrenz durch professionelle Vereine . "Die großen Vereine holen sich die Leute vom Land, und die treten dann im Fernsehen auf." Von Nieder-Olm ist Reudelsterz im Kreis Mayen-Koblenz etwa anderthalb Autostunden entfernt. Auch dort ist die Lage ähnlich. Für den rund 120-köpfigen örtlichen Karnevalsverein werde es "zunehmend schwerer", neue Büttenredner zu finden, sagte der Vorsitzende Thomas Stolz. Die Ansprüche seien so hoch, dass sich viele nicht trauten.

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