Hunderttausende feiern Rosenmontag in Mainz

In Mainz hat die Fastnacht mit dem Rosenmontagszug ihren Höhepunkt erreicht. Ein Jahr nach der wetterbedingten Absage war es diesmal ein besonders langer Zug.

 Für den Mainzer Rosenmontagszug waren 154 Zugnummern angemeldet – so viele wie noch nie. Hier ein Wagen, mit dem die Narren die britische Premierministerin Theresa May im Boot „Brexit“ auf die Schippe nehmen. Foto: Andreas Arnold/dpa

Für den Mainzer Rosenmontagszug waren 154 Zugnummern angemeldet – so viele wie noch nie. Hier ein Wagen, mit dem die Narren die britische Premierministerin Theresa May im Boot „Brexit“ auf die Schippe nehmen. Foto: Andreas Arnold/dpa

Foto: Andreas Arnold/dpa

Mainz () Rosenmontag mit Rekord: Hunderttausende Narren haben in Mainz den bisher längsten Rosenmontagszug gefeiert. Der närrische Lindwurm aus fast 10 000 Teilnehmern rollte mit einer Länge von neun Kilometern durch die Innenstadt, nachdem er im vergangenen Jahr wegen einer Sturmwarnung abgesagt worden war. Bei frühlingshaftem, trockenen Wetter säumten am gestrigen Montag zahlreiche Zuschauer die Straßen und riefen "Helau!". Der Zug fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Polizei sprach jedoch von einem friedlichen Verlauf.

Der Mainzer Carneval-Verein (MCV), der den Umzug organisiert, rechnete mit mehr als einer halben Million Besuchern. Es dürfte so voll sein wie vor zwei Jahren, sagte MCV-Sprecher Michael Bonewitz. Damals seien es geschätzt 550 000 Menschen gewesen. Bei der Straßenfastnacht laufe es in diesem Jahr auf eine Rekordbeteiligung hinaus. Am Donnerstag, Samstag und Sonntag sei schon sehr viel los gewesen.

Mit dabei waren beim Rosenmontagszug 70 Musikgruppen, 120 Reiter, 32 Zugpferde und 92 Fahnen- und Schwellkopp-Träger, also Träger überdimensionierter Köpfe aus Pappmaché. Natürlich fehlten auch die beliebten und aufwendig gestalteten Motivwagen nicht. In diesem Jahr zogen US-Präsident Donald Trump (als "Trumpeltier"), der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan und der Brexit den Spott der Mainzer Narren auf sich. Beim Zug durch die Innenstadt wurden laut MCV etwa 150 bis 160 Tonnen Süßigkeiten geworfen.

Nach der Zwangspause für den Zug im vergangenen Jahr waren diesmal 154 Zugnummern angemeldet - so viele wie noch nie. Der vorherige Zugnummernrekord lag nach Angaben des MCV bei 150 im Jahr 2015. Für mehr als 154 reicht der Platz zum Aufstellen nach Angaben von Zugmarschall Markus Perabo nicht. Künftig müsse der MCV auch mal dem Wunsch nach einer Teilnahme eine Absage erteilen. Eine kleine Spitze in Richtung Kölner Karneval folgte: "Wir wollen nicht den längsten, wir wollen den schönsten Rosenmontagszug haben."

Viele Politiker feierten mit. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) - in roter Jacke und einem Schal in den Mainzer Fastnachtsfarben - sagte auf die Frage, ob sie es genieße, eine Pause von der politischen Arbeit zu haben: "Ja, aber fröhlich bin ich ja eigentlich immer." CDU-Landeschefin Julia Klöckner war gleich doppelt mit von der Partie. Sie lief in der Uniform der Mainzer Ranzengarde mit, zum anderen saß eine Karikatur von ihr auf einem Motivwagen eingeklemmt in der "Maus(s)efalle" - eine Persiflage auf die Affäre um anonyme Spenden an die CDU in Rheinland-Pfalz, die dem ehemaligen Geheimagenten Werner Mauss zugerechnet werden. "Das ist Fassenacht", sagte Klöckner lachend dazu.

Die Wagen setzten sich um 11.11 Uhr in Bewegung. Rund um den Zug mit dem Motto "De Dom gehört zu Meenz am Rhoi, wie Fassenacht, Weck, Worscht un Woi" wurde geschunkelt, getanzt und gefeiert. Größere Einsätze habe es bisher nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Viele Narren seien auch der Bitte nachgekommen, keine echt aussehenden Spielzeugwaffen mitzunehmen. Es seien nur vereinzelt welche sichergestellt worden.

Auch die Rettungskräfte in der Stadt sprachen von einer entspannten Situation. Es habe ein paar Schnittverletzungen oder verstauchte Knöchel gegeben - "aber nichts Dramatisches", betonte der Organisationsleiter Gesundheit, Mathias Hirsch.

Für die Sicherheit sollten rund 1000 Polizisten sorgen, dazu etwa 200 Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste. In der Mainzer Innenstadt galt ein Fahrverbot für Lastwagen ab 3,5 Tonnen. Größere Fahrzeuge wie Müllautos und Drehleiterwagen der Feuerwehr wurden so positioniert, dass Zufahrten zur Zugstrecke blockiert waren. Zum Sicherheitskonzept gehörten auch Kontrollstellen, die niemanden mit Glasflaschen durchlassen sollten.

Vergleichsweise entspannt blickte so mancher Narr auf das Thema Sicherheit. Kirsten und Eckehardt Manz waren extra aus Berlin nach Mainz gereist. "Wenn wir uns nur noch heiß machen, dass etwas passiert, macht man sich das Leben kaputt", sagte die Berlinerin. Ähnlich klang das bei ihrem Mann: "Ich lasse mir das nicht vermiesen."

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 Der Motivwagen „Giftzwerge“ (oben) rollt an den Zuschauern vorbei – im Hintergrund der Dom –, während die Mainzer Prinzengarde bei ihrem neun Kilometer langen Marsch durch die Innenstadt für musikalische Unterhaltung der Narren am Straßenrand sorgt (unten). Fotos: Andreas Arnold/dpa

Der Motivwagen „Giftzwerge“ (oben) rollt an den Zuschauern vorbei – im Hintergrund der Dom –, während die Mainzer Prinzengarde bei ihrem neun Kilometer langen Marsch durch die Innenstadt für musikalische Unterhaltung der Narren am Straßenrand sorgt (unten). Fotos: Andreas Arnold/dpa

Zugende dieses Mal ohne "Zug-Ente" Anders als in früheren Jahren hat in diesem Jahr die "Zug-Ente" nicht den Abschluss des Mainzer Rosenmontagszuges gebildet. Das Gefährt - nach Angaben des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) ein mehr als 30 Jahre alter VW Käfer mit übergestülpter Ente - fiel kurzerhand aus. Vermutlich sei ein Marderschaden die Ursache gewesen, sagte MCV-Sprecher Michael Bonewitz.

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