Historisches Museum der Pfalz Museum in Speyer zeigt „We love Playmobil“
Speyer · „Playmobil passt durchaus in ein historisches Museum“: Die Figuren und Spielmöglichkeiten begeisterten Kinder für Geschichte, sie begegneten historischen und zeitgenössischen Persönlichkeiten, erklärt der Museumsleiter.
„We love Playmobil – 50 Jahre Spielgeschichte(n)“ lautet der Titel der Jubiläumsausstellung im Historischen Museum der Pfalz. Freunde der Spielzeugfiguren können vom 1. Oktober 2023 bis 15. September 2024 in einer interaktiven Familienausstellung in die Playmobil-Welt eintauchen.
Tablets, I-Pads und Apps führen durch Themen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vor dem ägyptischen Fenster gibt es die Möglichkeit, den eigenen Namen in Hieroglyphen zu schreiben. Bei den Seefahrern lernen Interessierte Seemannsknoten zu knüpfen, an einer Riechstation können ehemalige Kolonialwaren erschnuppert werden. An einer Stop-Motion-Station erhalten Besucher Gelegenheit, unter die Regisseure zu gehen und ihren eigenen Playmobil-Film zu drehen.
„Playmobil passt durchaus in ein historisches Museum“, ist der Museumsleiter Alexander Schubert überzeugt. Die Figuren und Spielmöglichkeiten begeisterten Kinder für Geschichte, sie begegneten historischen und zeitgenössischen Persönlichkeiten. Das Museum präsentiere die dritte Playmobil-Ausstellung nach 2003 und 2013 auf rund 1000 Quadratmetern Fläche.
Die Ausstellung zum 40. Playmobil-Geburtstag habe mit etwa 211 000 Besuchern Rekorde gebrochen, erinnert der Museumsleiter an den großen Ansturm aller Generationen auf die Spielewelten, die 1974 zunächst Ritter, Bauarbeiter und Indianer zum Leben erweckt haben. Zwei Jahre später kam die erste Frau mit Staubsauger hinzu. Mittlerweile bevölkern mehr als 3,8 Milliarden Playmobil-Figuren Kinderzimmer auf der ganzen Welt, über 4000 Figurenvarianten sind in einem halben Jahrhundert entstanden.
Die inzwischen nicht mehr korrekte Bezeichnung Indianer hat dennoch Einzug in die Ausstellung gehalten. Kuratorin Cathérine Biasini erklärt das damit, dass der „sogenannte Indianer“ eine Kunstfigur ist und die Bezeichnung Mitte der 1970er Jahre unproblematisch war. Mit Hinweisen an der entsprechenden Spiellandschaft gehe das Junge Museum auf diese Entwicklung ein.
20 große Spielgeschichten werden jeweils in der Ausstellung erzählt und können von den Besucherinnen und Besuchern an 16 Spiel- und Mitmachstationen weiterentwickelt werden. So stehen beispielsweise Exponate des Museums historischen Szenen zur Seite.
Für Oliver Schaffer ist die Ausstellung eine überaus emotionale Angelegenheit. Der Hamburger ist wohl der größte Playmobil-Sammler. In einem 350-Quadratmeter-Hochregallager verwahrt er nach eigenen Angaben rund 400 000 Playmobil-Figuren und etwa drei Milliarden Einzelteile. Gemeinsam mit dem Museum hat er die aktuelle Ausstellung konzipiert und ist für Inszenierungen verantwortlich. Zum 50. Geburtstag des Spielzeugs hat Schaffer eine Playmobil-Sonderfigur mit exklusiven Eigenschaften entwickelt. Die kultige Zackenfrisur ist eine Hommage an die Klickies der 1970er Jahre, der blaue Geburtstagsballon gratuliert allen vergangenen und zukünftigen Geburtstagskindern und der transparente Körper trägt das blaue Herz am rechten Fleck.
„Meine Karriere als Ausstellungsmacher hat vor 20 Jahren in Speyer begonnen“, berichtet Oliver Schaffer von der ersten Jubiläums-Schau zum 30. Playmobil-Geburtstag 2003. „Geschäftliche Beziehungen zum Playmobil-Inhaber gibt es nicht“, stellt Schaffer klar und weist darauf hin, dass weder er noch das Historische Museum finanziell unterstützt würden.
Playmobil baut Stellen ab: Der Playmobil-Hersteller geobra Brandstätter Stiftung will seinen Formenbau auslagern und 74 Stellen streichen. Das teilte das Unternehmen am Freitag in Zirndorf bei Nürnberg mit. Der Formenbau (Herstellung von Gussformen) gehöre nicht mehr zu den Kernkompetenzen des Unternehmens und habe an Bedeutung verloren. „In Zukunft werden Formen in deutlich geringerem Umfang benötigt, so dass eine verbesserte Kostenstruktur, aber auch mehr Flexibilität bei der Entwicklung dringend notwendig werden“, hieß es in der Mitteilung. Das Unternehmen versuche, die Mitarbeiter in anderen Bereichen weiterzubeschäftigen. „Allerdings ist davon auszugehen, dass der Personalabbau nicht ohne Kündigungen umsetzbar sein wird“. (dpa)