Frau will Haus in die Luft jagen

Saarbrücken · Eine 53-Jährige hat sich gestern mit einer Gasflasche in ihrer Burbacher Wohnung verschanzt. Sie drohte, sich und das Vierfamilienhaus in die Luft zu jagen. Ein Sondereinsatz-Kommando überwältigte die Frau.

 Großeinsatz in Burbach: Polizisten schlagen ein Fenster im vierten Stock eines Vierfamilienhauses ein, um eine Frau daran zu hindern, das Haus in die Luft zu jagen. Foto: Becker & Bredel

Großeinsatz in Burbach: Polizisten schlagen ein Fenster im vierten Stock eines Vierfamilienhauses ein, um eine Frau daran zu hindern, das Haus in die Luft zu jagen. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Es waren Szenen wie aus einem TV-Krimi gestern Mittag in Burbach - maskierte Polizeibeamte eines Sondereinsatz-Kommandos (SEK) steigen in den Leiterkorb der Feuerwehr und schlagen mit einem Brecheisen gegen einen Rollladen im vierten Stock eines Vierfamilienhauses, zertrümmern die Fensterscheibe und stürzen sich kopfüber in ein Schlafzimmer. Glas zersplittert auf dem Gehweg darunter, die Polizisten sind sichtlich angespannt, einer verheddert sich mit seiner Ausrüstung im Leiterkorb. Plötzlich hört man eine Motorsäge aufheulen, mit der die Eingangstür in Stücke geschnitten wird.

Frau wehrt sich heftig

Grund: Eine 53-jährige verwirrte Frau sitzt in ihrer Wohnung und hält ein Feuerzeug vor das Ventil einer Gasflasche. Sie droht damit, sich und das Haus in die Luft zu sprengen. Die SEK-Beamten dringen von zwei Seiten in die Wohnung ein und überwältigen die Frau. Haben dann aber Probleme, sie zum Rettungswagen zu bringen, weil sie sich heftig wehrt, die Beamten tritt und beleidigt.

Mehr als 100 Schaulustige verfolgen die Szene, filmen mit Handys und geben Kommentare ab. Dass die betroffene Frau psychisch krank ist, interessiert offensichtlich niemanden.

Der Einsatz in Saarbrücken-Burbach war jedenfalls gestern Ortsgespräch im Saarbrücker Westen, die Polizeiaktion fand trotz Absperrung der ganzen Straße In den Weihergärten in aller Öffentlichkeit statt. Mehrere Rettungs- und Notarztwagen waren vorgefahren, zwei Löschzüge der Feuerwehr im Einsatz und ein Großaufgebot der Polizei . "Wir mussten die Bedrohungslage ernst nehmen", sagte Polizei-Einsatzleiter Willibald Groß. "Die Dame hatte immer wieder das Gas angedreht, wir haben es von außen zischen gehört", so der Beamte. Die Verhandlungsgruppe der Polizei , ein Team, das auch vermittelnde Gespräche mit Tätern spezialisiert ist, war vor Ort. Doch letztlich half nur der gewaltsame Zugriff, so Groß.

Über das Dachfenster und die Eingangstür seien die SEK-Beamten zeitgleich in die Wohnung eingedrungen, wobei die Frau den Zugang "deutlich erschwert" habe. Ein erster Versuch, die Eingangstür aufzubrechen, sei gescheitert. Erst mit der Motorsäge habe man eine Öffnung in die Holztür schneiden können. Die 53-jährige Frau, die sofort in eine Klinik gebracht wurde, sei bereits im Vorfeld polizeibekannt gewesen. Es habe schon öfter Einsätze wegen ihrer psychischen Ausnahmesituationen gegeben. Der Einsatz gestern hatte nun aber eine neue Dimension, denn es wurden insgesamt vier Nachbarhäuser evakuiert, 25 Anwohner mussten ins Freie und hinter die Absperrungen gebracht werden. Sie konnten erst nach mehr als einer Stunde in ihre Wohnungen zurückkehren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort