Mehrere tausend Elsässer haben am Samstag zum dritten Mal in Folge lautstark gegen eine Fusion des Elsass mit Lothringen und Champagne-Ardenne demonstriert. An den vergangenen Sonntagen wurde in Colmar und Mülhausen protestiert, nun kamen sie in Straßburg zusammen. Mehr als die Hälfte der Frauen trug demonstrativ die traditionelle elsässische Schlupfhaube. Auch das Meer von Fahnen in den Landesfarben Rot und Weiß ließ keinen Zweifel am Anliegen der Protestierenden. Die Polizei geht von 1600 Demonstranten aus. Der Veranstalter, das Kollektiv "Alsaciens réunis" (Elsässer vereint), geht von rund 5000 Menschen aus.

Im Elsass formiert sich in der Politik, der Wirtschaft und Gesellschaft seit Monaten eine breite Front gegen die Gebietsreform. Aus den 22 französischen Regionen sollen auf Initiative von Präsident François Hollande 13 Regionen werden. Elsass , Lothringen und Champagne-Ardenne werden dabei zu einer Großregion. So wird heute im Senat in letzter Lesung wohl auch entschieden. Anträge elsässischer Abgeordneter und Senatoren, das Elsass als eigenständige Region zu erhalten, wurden nicht angenommen. Am Dienstag wird die Nationalversammlung das Gesetz verabschieden. Es soll am 1. Januar 2016 in Kraft treten.

Die elsässische Politik ist verunsichert. Die Verwaltungsregion "Région Alsace" mit Straßburg als Hauptstadt ist seit der Reform von 1973 amtlich. Wie die neue Region heißen und wo die Hauptstadt mit Präfektur, Regionalrat und Verwaltungen sein wird, steht noch nicht fest. Das Elsass befürchtet, sein Prestige als Region zu verlieren und den Status der Hauptstadt der neuen Region an Metz oder Reims abgeben zu müssen. Die Elsässer fürchten nicht nur um ihre kulturelle Identität, sie sehen auch das Lokalrecht mit Regelungen zu Arbeits- und Kirchenrecht bedroht. Das Lokalrecht mit Gesetzen aus der deutschen Zeit von Elsass-Lothringen sichert ihnen Leistungen, die es im Rest Frankreichs nicht gibt.