Historisches Museum Speyer Gurs-Ausstellung mit pfälzischem Teil

Kaiserslautern · Der Bezirksverband Pfalz eröffnet im Historischen Museum Speyer am 8. April digital eine Ausstellung zur Deportation von mehr als 6500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland.

 Vom Kind bis zum Greis: auch der 14-jährige Hans Kahn aus Ludwigshafen wird zunächst nach Gurs und dann nach Auschwitz deportiert.

Vom Kind bis zum Greis: auch der 14-jährige Hans Kahn aus Ludwigshafen wird zunächst nach Gurs und dann nach Auschwitz deportiert.

Foto: Stadtarchiv Ludwigshafen

(red) „Gurs 1940“, die Ausstellung der Berliner Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, die sich mit der Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden beschäftigt, wird vom Bezirksverband Pfalz bis voraussichtlich 23. Mai im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, Domplatz 4, bei freiem Eintritt gezeigt. Die Eröffnung findet digital am Donnerstag, 8. April, um 16 Uhr statt und kann im YouTube-Kanal BVPfalz verfolgt werden. Nach einer Begrüßung durch Museumsdirektor Alexander Schubert, stellt Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder das Projekt vor und geht auf seine heutige Bedeutung ein. Weitere Sprecher sind unter anderen Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und Jennifer Heidtke von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz Berlin sowie Marina Nikiforova, Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz.

Ein Kurzfilm gibt einen Eindruck von der Schau, die als Wanderausstellung konzipiert ist und für die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schirmherrschaft übernommen hat.

Die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz (GHWK) hat die 28 Tafeln umfassende Ausstellung in deutscher und französischer Sprache erarbeitet. Sie entstand im Auftrag und mit Unterstützung der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie der Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs, in der badische Städte und Gemeinden sowie der Bezirksverband Pfalz zusammengeschlossen sind. Das Projekt wird zudem vom Auswärtigen Amt unterstützt.

Die Ausstellung zeigt den Ablauf der Deportation und das Verhalten der lokalen Bevölkerung. Sie beschreibt die furchtbaren hygienischen Zustände im Lager Gurs anhand von Berichten, Fotos und Zeichnungen der dort internierten Menschen und beleuchtet die Zusammenarbeit der Vichy-Regierung und der Nationalsozialisten. Weitere Kapitel widmen sich der Erinnerungskultur und der Aufarbeitung. Neun weitere Stellwände gehen auf das Schicksal pfälzischer Jüdinnen und Juden ein. Sie ergänzen zusammen mit Briefen von nach Gurs verschleppten Pfälzerinnen und Pfälzern die Schau im Historischen Museum.

Die Deportation von mehr als 6500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland ist Thema einer umfassenden Ausstellung, an vielen Orten in Südwestdeutschland sowie in Frankreich gezeigt wird. Bei den Verschleppungen am 22. und 23. Oktober 1940 handelt es sich um eine der ersten systematischen Deportationen durch die Nationalsozialisten.

Das Ziel der Züge, die in zahlreichen Städten gestartet waren, war das Lager Gurs, das am Fuße der Pyrenäen in Südfrankreich 1939 für Flüchtlinge aus Spanien errichtet worden war. Viele der Deportierten starben dort oder in anderen Lagern Südfrankreichs. Die in Gurs Internierten wurden ab dem Sommer 1942 nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor verschleppt und ermordet. Nur wenige Menschen überlebten.

Weitere Informationen zur Ausstellung sowie ergänzende Materialien finden sich unter www.gurs1940.de und www.bv-pfalz.de/gedenken-erinnern/80-jahre-gurs/. Dort finden sich auch Informationen zum digitalen Begleitprogramm, das der Bezirksverband Pfalz zusammengestellt hat.

Die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer ist – sobald es wieder öffnen kann – dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Voranmeldung ist dann erforderlich – montags bis freitags zwischen 10 und 16 Uhr unter Tel. (0 62 32) 62 02 22. Am Museum werden bei Wiederöffnung zusätzlich dienstags bis sonntags zwischen 10 und 17 Uhr Vorausbuchungen am Fenster neben dem Haupteingang entgegengenommen.

 Stolperstein in der Saarbrücker Schlossstraße.

Stolperstein in der Saarbrücker Schlossstraße.

Foto: B&K/Bonenberger/
 Quer durch Frankreich führte die Schreckensreise Tausender Deportierter.

Quer durch Frankreich führte die Schreckensreise Tausender Deportierter.

Foto: Thorsten Wolf

Die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie die Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs haben im Herbst 2019 eine Vereinbarung geschlossen, um gemeinsam die Erinnerung an die deportierten Jüdinnen und Juden wachzuhalten und die etwa 2000 noch vorhandenen Gräber auf südfranzösischen Friedhöfen zu sanieren und zu erhalten. Im Auftrag der beteiligten Partner wurden unter anderem 246 Gräber auf dem Friedhof von Portet-sur-Garonne in der Nähe von Toulouse saniert.

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