Bei Corona-Inzidenzen unter 100 an Mosel und Rhein Wieder Leinen los bei Ausflugsschiffen
Cochem/Rüdesheim · Pfingsten steht vor der Tür und die Zahl der Corona-Fälle sinkt. Hoffnung für Ausflugsschiffe: Am Wochenende starten sie auf Rhein und Mosel verspätet in die Saison – mit neuen Freiheiten und bekannten Einschränkungen.
Endlich wieder auf dem Wasser an Burgen und Fachwerkhäusern vorbeituckern: Leinen los heißt es pünktlich zu Pfingsten bei Ausflugsschiffen in Rheinland-Pfalz und Hessen. „Bei uns herrscht Aufbruchstimmung. Das Telefon klingelt wieder häufiger, die Leute waren lange genug eingeschlossen. Sie wollen einfach raus, sie sehen die Bilder vom Urlaub im Norden“, sagt etwa die Sprecherin der Schifffahrtsgesellschaft Köln-Düsseldorfer (KD), Nicole Becker.
An diesem Samstag (22. Mai) starten im Welterbe Oberes Mittelrheintal KD-Rundfahrten zwischen Boppard und St. Goar nahe dem berühmten Loreley-Felsen sowie zwischen Rüdesheim und Bacharach. Hinzu kommen KD-Moselrundfahrten bei Cochem.
Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen dürfen sich Gastronomie und Tourismus etwas lockerer machen. Für Ausflugsschiffe endet eine Zwangspause. Sie würden ungefähr wie die Außengastronomie behandelt, heißt es von den Landesregierungen in Mainz und Wiesbaden. Bei einer stabilen Zahl der Neuinfektionen von unter 100 pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen in einer Flussregion können mithin Schiffspassagiere auf Außendecks bewirtet werden.
Voraussetzungen für Schiffstouren sind Negativtests, Mindestabstände und Masken. Weniger schön für Ausflügler sind die Wetteraussichten: Tief „Marco“ soll für kühle, nasse und windige Pfingsten sorgen.
Die Gilles Personenschifffahrt in Vallendar bei Koblenz findet da eine kreative Lösung. Geschäftsführer Dennis Gilles: „Wir haben zwei Schiffe mit riesigen Schiebetüren an den Seiten. Die schieben wir auf, dann ist das Außengastronomie über die ganze Schiffsbreite mit einem Dach. Bei einem Regenschauer bleiben die Leute trocken.“ Auch das 101 Jahre alte Familienunternehmen Gilles startet an diesem Samstag verspätet in die Saison – mit einer Rundfahrt nach Koblenz und einer „Burgen-Schlösser-Tour“. Gewöhnlich beginnt die Saison vieler Ausflugsschiffe um Ostern.
Die Personenschifffahrt Gebr. Kolb nimmt ebenfalls an diesem Samstag ihre Rundfahrten auf der Mosel in Cochem auf. „Unsere Leute sind froh, dass es wieder losgeht“, sagt Geschäftsführer Martin Kolb. „Im Kreis Bernkastel-Wittlich ist die Inzidenz über 50, da gibt es nur Außengastronomie. Im Kreis Cochem-Zell aber ist sie unter 50, da dürfen die Leute auch im Salon auf dem Schiff sitzen.“ Also könnten sie bei Regen die Innengastronomie genießen. Mit 22 Schiffen – zwei davon auf dem Rhein – sieht sich das Unternehmen als „größten Anbieter von Schiffstouren auf der Mosel“.
Die Corona-Lage ist stets regional unterschiedlich. Mancherorts müssen die Ausflugsschiffe noch an Anlegestellen vertäut bleiben. KD-Sprecherin Becker erklärt: „In Nordrhein-Westfalen müssen sich die Gäste aufgrund höherer Inzidenzen noch ein wenig gedulden. Die KD hofft darauf, dass der Schiffsverkehr in Köln und Düsseldorf sowie ins Siebengebirge Anfang Juni aufgenommen werden kann.“
Die Schifffahrtsfirmen sprechen durch die Bank von Umsatzverlusten und Kurzarbeit. Becker etwa sagt: „Die Umsatzeinbußen gehen bei uns in die Millionen.“ Die Rückzahlung von coronabedingten Krediten werde das Traditionsunternehmen mit 14 Schiffen noch jahrelang belasten.
Die Gilles Personenschifffahrt hat kurzerhand von ihren sechs Schiffen eines zur fest vertäuten Corona-Schnelltest-Station umfunktioniert. „Wir haben unsere gastronomischen Mitarbeiter dafür geschult“, berichtet der Geschäftsführer. „Die Tests werden vergütet. Wir sind froh, dass wir unsere Personalkosten damit gedeckelt haben. Und unsere Mitarbeiter sind dankbar gewesen, dafür vom Sofa zu Hause hochzukommen.“
Die fünfte Generation um Dennis Gilles in dem Familienbetrieb hat auch für die Zukunft Ideen: „Wir wollen dieses Jahr die Saison verlängern und eine Almhütte auf ein Deck stellen.“ Die zu mietende Blockhütte werde eine Grundfläche von 100 Quadratmeter haben.