Kammerchor Zweibrücken Am Ende herrschte ergriffene Stille

Zweibrücken · Der Zweibrücker Kammerchor führte zusammen mit dem saarländischen Barockensemble die Johannespassion auf.

 Der Zweibrücker Kammerchor und das Saarländische Barock-Ensemble führten die Johannespassion am vergangenen Samstag in der Alexanderskirche auf.

Der Zweibrücker Kammerchor und das Saarländische Barock-Ensemble führten die Johannespassion am vergangenen Samstag in der Alexanderskirche auf.

Foto: Cordula von Waldow

Dank der großartigen Solisten, dem exzellenten Saarländischen Barock-Ensemble und dem einmal mehr über sich hinauswachsenden Zweibrücker Kammerchor erlebten Musikfreunde aus Zweibrücken und Umgebung am Samstagabend ein bewegendes und beeindruckendes Passionskonzert. Mit der Johannespassion von Johann Sebastian Bach hatte Chorleiterin Dorothea Jakob die frühere „Schwester“ der Matthäus-Passion ausgewählt. Ausgedehnte und äußerst komplexe Chorsätze – Johannes portraitiert im Gegensatz zu Matthäus mit dem duldsamen Opferlamm – einen kämpferischen Jesus Christus, der sein Schicksal voraussieht und offensiv für seine Sache eintritt. Im Zentrum der Johannespassion steht deshalb weniger die lyrische Betrachtung, als die lebendige Darstellung in bewegten, rhythmisch-synkopischen Sätzen. Wie in einer geistlichen Oper, werden in wuchtigen Chorsätzen, dramatischen Rezitativen mit pulsierenden Steigerungen sowie kontrastreichen Arien die Charakterzüge der Protagonisten schonungslos offengelegt. „Es ist diese bis an die Grenze der Zumutbarkeit reichende Plastizität, welche die Johannespassion auszeichnet und bei Chorsängern zum beliebteren der beiden Schwesternwerke macht“, erklärte Pressesprecherin Daniela Striegel die Auswahl. Emotional und mitreißend ließen die fast 40 Sängerinnen und Sänger, das Barock-Orchester mit seinen außergewöhnlichen Instrumenten aus der Bach-Zeit und die Solisten ihre Zuhörer das Leiden Christi miterleben. Zart und melancholisch, dramatisch anschwellend, rhythmisch aufgewühlt. Feinfühlig entfaltete Dirigentin und Gesamtleiterin Dorothea Jakob die jeweilige Stimmung.

Der Passionsbericht entspannte sich in einer dramatischen Wechselrede zwischen Evangelist (Tobias Mäthger), Christus (Carsten Crüger) und den übrigen Personen wie Pilatus (Stefan Lang), der Magd (Simone Lukas), Heinz-Ulrich Koch als Petrus oder Mathias Roth und Matthias Wolf als Servus. Dramatische Volkschöre, gesungen vom Zweibrücker Kammerchor, ließen mit ihrem dichten Fugensatz die biblische Geschichte lebendig werden. In der hervorragenden Akustik der Alexanderskirche und der exakten Intonation des Chores, waren die Texte auch auf der Orgelempore gut verständlich. Bei insgesamt zehn Chören benutzte Johann Sebastian Bach paarweise die gleiche Musik – erinnernd an „ein Haupt aus Schmerz und Wunden“. Mit Arien von brennender Zerknirschung (Ach, mein Sinn) und naiv-tapferer Zuversicht (Ich folge Dir gleichfalls) bis zum Mitleid (Erwäge) und zur regungslosen Trauer (Zerfließe, mein Herz) hat Bach das gesamte Spektrum an Gefühlen aufgegriffen.

Höchst professionell, übertrugen Chor, Orchester und Solisten die Stimmung dieses bombastischen Werkes in die mit rund 180 Zuhörern besetzte Alexanderskirche. Fast zweieinhalb Stunden lang begeisterten und berührten die rund 60 Sänger, Musiker und Solisten. Am Schluss herrschte ergriffene Stille, bis der Applaus losbrach. „Wir sind immer wieder gerne in Zweibrücken und absolut Fans des Chores“, lobte Doris Schuler aus Homburg. „Mir haben besonders der Bass und die weiche Altstimme gefallen“, sagte Helga Graumann. Monika Emmert fasste zusammen: „Einfach Spitze!“

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