40-Jähriger in Marienstraße erstochen Ermittler rätseln über Motiv für Bluttat von Zweibrücken

Zweibrücken · Die Aussage des Täters, er engagiere sich nicht mehr im „Nationalen Widerstand“, ist womöglich falsch. Doch sehen die Ermittler – aufgrund der Biographie des Opfers – derzeit keine Anhaltspunkte für ein fremdenfeindliches Motiv.

 Auch am Mittwoch erinnerten zahlreiche Grablichter, Blumen und Fotos in der Marienstraße an den 40-Jährigen, der am späten Montagabend dort Opfer einer brutalen Messerattacke geworden war. Ihm nahestehende Menschen hatten am Dienstag diese Dinge dort niedergelegt.

Auch am Mittwoch erinnerten zahlreiche Grablichter, Blumen und Fotos in der Marienstraße an den 40-Jährigen, der am späten Montagabend dort Opfer einer brutalen Messerattacke geworden war. Ihm nahestehende Menschen hatten am Dienstag diese Dinge dort niedergelegt.

Foto: Mathias Schneck

(eck) Die Suche nach dem Motiv: Das ist eine der wesentlichen Aufgaben, die die Ermittler jetzt zu lösen haben. Auch am Mittwoch war noch völlig unklar, warum ein 34-Jähriger im Streit mit seinem 40-jährigen Nachbarn diesen in der Marienstraße brutal erstochen hatte. Was war der Grund dafür, dass der 34-Jährige derart ausrastete und seinem Opfer ein Fleischermesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge in die linke Brust stach?

Am Mittwoch gab es manche Spekulationen in den Sozialen Medien über das mögliche Motiv. Schließlich hatte sich am Dienstag herausgestellt, dass der 34 Jahre alte Messerstecher (der gegenüber dem Haftrichter die Tat zugab, allerdings behauptete, in Verteidigungsabsicht gehandelt zu haben) alles andere als unbescholten ist.

Es gibt drei Vermerke im Bundeszentralregister über ihn, der letzte aus dem Jahr 2013, hatte Oberstaatsanwalt Thomas Lißmann am Mittwoch dem Merkur auf Anfrage gesagt. Und: Der 34-Jährige sagte, er sei im „Nationalen Widerstand“, einer rechtsradikalen Vereinigung, engagiert gewesen. Allerdings nur bis 2016 – danach nicht mehr.

Doch scheint diese Aussage zumindest fraglich. In den Sozialen Medien gibt es bereits Foren, in denen über den Namen des Täters spekuliert wird – und es wird dokumentiert, dass eine Person dieses Namens zuletzt eben doch wieder an Demonstrationen des „Nationalen Widerstandes“ teilgenommen habe.

Oberstaatsanwalt Lißmann sagte am Mittwoch auf Anfrage, mittlerweile sei ein Rundfunksender, der ebenfalls diesbezüglich recherchiere, auch mit einer entsprechenden Anfrage auf ihn zugekommen.

Es wird also vielerorts nach einem Motiv gesucht. Aber selbst wenn es stimmt, dass der 34-Jährige zuletzt wieder beim „Widerstand“ mitmarschierte – wäre damit automatisch ein Motiv erklärt?

Lißmann sagte, bislang werde noch geprüft, ob die Aussage des Täters, er habe nichts mehr mit den Rechtsradikalen zu tun, wirklich stimme. Aber damit sei nicht zwangsläufig das Motiv erklärt, verdeutlicht er. Es gebe nach derzeitigem Stand keinen Anhaltspunkt dafür, dass das Opfer einen Migrationshintergrund hatte. Man müsse also vorsichtig sein, was die Spekulation über das Motiv anbelange, machte der Oberstaatsanwalt deutlich.

Lißmann sagte, das 40 Jahre alte Opfer stamme aus Contwig, der Mann hinterlasse zwei schulpflichtige Kinder. Er sei zwar noch in Contwig gemeldet, habe aber zuletzt in einem Anwesen in der Nachbarschaft zum Tatort gelebt.

Der Täter sitzt aktuell im Gefängnis in Zweibrücken in Untersuchungshaft, womöglich werde er aber (wegen Bauarbeiten dort und damit einhergehenden Platzproblemen) demnächst ins Gefängnis in Wittlich verlegt.

Eine Anklageerhebung binnen der nächsten drei Monate nannte Lißmann am Mittwoch als wahrscheinlich. Nach der Strafprozessordnung dürfe die Untersuchungshaft grundsätzlich nicht länger als sechs Monate dauern, von daher gelte es, hier Fristen einzuhalten. Bis zum Prozessbeginn müsse noch ein Gutachten, das den geistigen Zustand des Täters untersucht, erstellt werden. Derzeit läuft zudem eine Obduktion des Leichnams des Opfers an der Uniklinik in Homburg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort