Waldführung mit Michael Miersch Den Wald mit anderen Augen sehen

Homburg/Zweibrücken · Eine Wandergruppe erlebte die Faszination Wald mit Waldführer Michael Miersch. Von Umweltaspekten bis zum sozialen Wesen der Bäume, von der Historie der Baumarten und ihren Eigenschaften bis zu den Auswirkungen der modernen Forstwirtschaft reichte die interessante Tour durch den Homburger Rabenhorst-Wald.

 Fasziniert hörte die Gruppe zu, was Waldführer Michael Miersch über die Bäume, ihr Wesen und ihre Wirkung erzählte. Für die meisten Wanderer gab es viel Neues zu erfahren.

Fasziniert hörte die Gruppe zu, was Waldführer Michael Miersch über die Bäume, ihr Wesen und ihre Wirkung erzählte. Für die meisten Wanderer gab es viel Neues zu erfahren.

Foto: Cordula von Waldow

„Ich wünsche mir, dass ihr den Wald hinterher mit anderen Augen seht“, hatte Waldführer Michael Miersch von „Waldeffekt“ vor der gut zweieinhalbstündigen Tour durch den Wald am Homburger Rabenhorst und dem Kirrberger Wald gesagt. Ein Ziel, das der 47-jährige Waldführer aus der Südwestpfalz auch diesmal wieder erreichte. Bereits nach wenigen Schritten in einem schmalen Weg gegenüber dem Hotel Rabenhorst blieb die Gruppe stehen. Sie erfuhr: Birkenbäume sind Pioniere. Ihre Samen sind besonders leicht und fliegen daher sehr weit. Vom Wind getragen, besiedeln sie so regelmäßig neue Gebiete. Dafür sind die Bäume weit weniger langlebig als etwa Buchen oder Eichen, die ungestört gerne ein paar Hundert Jahre alt werden können, während ein Birkenleben oft schon im niedrigen dreistelligen Bereich ende.

An den Randbäumen erklärte Michael Miersch den „Sonnenbrand“, der die Baumborke so rissig macht, wie die Haut beim Menschen. So geschwächt, werden Fichten dann eine leichte Beute für den Borkenkäfer. Da nütze nicht einmal das „Wald-Wide-Web“ etwas. So nennt der Waldführer die über viele, viele Kilometer hinweg reichende Vernetzung der Bäume untereinander über ihre Wurzeln sowie über das Pilzgeflecht im Boden. Dieses transportiert Informationen aus den Bäumen, etwa die Warnung vor einem Schädling, mit der 60-fachen Geschwindigkeit, wie das Wurzelwerk selbst. „Die feinen Haarwurzeln der Bäume ähneln den Synapsen des menschlichen Gehirns“, zog Michael Miersch einen seiner zahlreichen Vergleiche zwischen Mensch und Baum.

Ein Stückchen weiter erklärte er an zwei umeinander verschlungenen Bäumen, einer Buche und einer Fichte, deren Kampf ums Überleben. Dieser beginne bereits mit dem Milieu im Boden: Während Laubbäume basisch verstoffwechseln, benötigen Nadelbäume einen sauren Boden, um gut gedeihen zu können. Einen Kampf, der in unseren Mischwäldern zumeist die Laubbäume gewinnen, da die Buche hier heimisch ist und, würde der Mensch den Wald in Ruhe lassen, auch wieder die Alleinherrschaft übernähme.

Fichten, Kiefern und Co. seien in der maximal 18 Grad warmen, deutlich feuchteren Taiga oder Tundra, in Sibirien oder Skandinavien zu Hause. Dort, wo es viel Nebel gibt, der über die Nadeln aufgenommen werde. Die Buche strecke ihre Zweige weit in den Nadelbaum hinein und nehme ihm so das Licht zur Assimilation, erklärte Michael Miersch.

Unter einem geschlossenen Buchenlaubdach wartete die Gruppe trockenen Hauptes einen kurzen Regenschauer ab und staunte dabei über das Wunderwerk „Buchenfamilie“.

Dies beeindruckte Rabenhorst-Hotelchef Ronald Niemeijer rückblickend am meisten. „Das habe ich nicht gewusst, dass Bäume so soziale Wesen sind, die sogar ihre Familien bilden, die sich gegenseitig verteidigen und sogar miteinander kämpfen.“ Den ehemaligen Personaldirektor bei einer niederländischen Reederei faszinierte zudem die Kommunikation der Bäume untereinander sowie mit anderen Pflanzen.

Auch Klaus Noller, der bereits an Waldführungen mit Michael Miersch teilgenommen hatte, war erneut fasziniert davon, dass Buchenmütter ihre Kinder erkennen und sie „stillen“, wie eine Menschenmutter ihr Baby. Unter Umständen werden sogar von Eichhörnchen gesäte „Kuckuckskinder“ mit ernährt, denn die Buche trachtet immer überall danach, ihr Blätterdach zu schließen. Nur noch drei Prozent Licht erreichen dann den Boden und lassen Gestrüpp wie stacheligen Brombeeren oder Zeckenträgern wie Gräsern oder Ginster keine Chance.

Die Fotografin Angelika Klein aus Saarbrücken hatte neben der vielfältigen Waldinformation Freude an dem Kräuterwissen, das die Vorsitzende des Naturheilvereins Südwest-Pfalz, Sandra Miersch, auf dem Rückweg entlang an Knoblauch-Rauke, Giersch, Baldriankraut oder der giftigen Wolfsmilch teilte. Uwe Bernhard hatte keine so professionelle Führung erwartet. Ihm gefiel der Fokus auf die Symbiose unter den Pflanzen oder die zahlreichen Umweltaspekte. Dazu gehören die negativen Auswirkungen von Ernteschneisen oder die flächenweise Abholzung von Waldstücken, die so den Weitertransport von Feuchtigkeit und eine weite Wasserversorgung durch natürlichen Regen verhindert sowie die dadurch fehlende Temperatur-Regulierung. In einem Laubwald ist die Durchschnittstemperatur 15 Grad niedriger als in der Stadt, in einem Nadelwald zehn Grad.

Ronald Niemeijer freut sich, dass Michael und Sandra Miersch mit ihrem „Waldeffekt“ künftig regelmäßig zu Gast im Hotel Rabenhorst sein werden.

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