Lea Grünnagel Der Leidenschaft für den Fußball gefolgt

Einöd · Lea Grünnagel war schon als kleines Kind vom Fußball fasziniert. Die junge Einöderin hat ein Stipendium bekommen und spielt seit ein paar Jahren in den USA.

 Das runde Leder bedeutet Lea Grünnagel aus Einöd alles.

Das runde Leder bedeutet Lea Grünnagel aus Einöd alles.

Foto: Susanne Lilischkis

Schon mit vier Jahren fing ihre Leidenschaft für Fußball an. Da nämlich nahm sie ihr Vater Bernd Grünnagel, Trainer bei der SpVgg Einöd-Ingweiler, mit auf den Platz. Ihre Fußballkarriere startete im beschaulichen Einöd. Heute, 17 Jahre später, spielt Lea Grünnagel in den USA. Ein Stipendium ermöglicht ihr ein Studium im Land des Frauenfußballs.

In Einöd spielte das ballbegeisterte Mädchen eine Weile, doch ihr fußballerisches Können öffnete ihr die Türen in andere Vereine. Mit einer Freundin wechselte sie zum Beispiel zu den Jungs beim FC 08 Homburg. „Das musste vom Verband genehmigt werden“, erzählt sie, „ich habe alles durchgespielt, ich war in der B-Jugend-Bundesliga, in der Auswahl U14 bis U18.“

Ihr erstes Länderspiel bestritt Lea Grünnagel für die U16-Nationalmannschaft bei einem Turnier in Italien. Für die Frauenmannschaft spielte sie beim 1. FC Saarbrücken, dann wechselte sie nach Elversberg und spielte ein Jahr in der Regionalliga.

Ihre Eltern haben sie immer unterstützt. Sie fuhren beinahe jedes Wochenende zu den Turnieren. Auch die Großeltern waren mit von der Partie. „Mein Opa ist auch fußballbegeistert“, erklärt Lea Grünnagel, „er ist jedes Wochenende auf dem Fußballplatz.“ Leas Leistungen auf dem Platz blieben nicht unbemerkt. „Es kam jemand von ProSoc auf meinen Vater zu“, erinnert sie sich. ProSoc ist ein Unternehmen, das Fußballtalente in die USA vermittelt. Auf ihrer Webseite schreibt die Organisation: „Wir von ProSoc bieten fußballbegeisterten Spielern und Spielerinnen die Chance über unser landesweites Netzwerk ein hochwertiges Fußballstipendium in den USA zu erhalten.“

Die Bewerbung für ein solches Stipendium umfasst einen Englisch- und Mathetest sowie ein Video der besten Spielszenen der Bewerberin. Sollte die Bewerbung erfolgreich sein, wird entschieden, an welche Uni die Stipendiatin gehen kann. In Leas Fall war es die Saginaw Vally State University in Michigan. Dort erwartete die junge Frau ein komplett anderes Leben. Auf einmal war sie auf sich alleine gestellt, zum Beispiel bei der Haushaltsführung oder bei der Eröffnung eines Bankkontos in einem fremden Land.

Das Studieren in den USA unterscheidet sich sehr vom deutschen System. Ganze 35 000 Euro verlangt ihre Uni im Jahr, Geld das Lea Grünnagel durch das Stipendium aufbringt. Die Regeln dafür sind streng. Lassen ihre Leistungen im universitären Bereich nach, wird sie vom Training ausgeschlossen. Bekommt sie gute Noten und kommt damit auf Bestenlisten, wird ihre Zuwendung erhöht. Es ist ein strenges Leistungs-System. Nebenher arbeiten kann sie als Fußball-Stipendiatin nicht, sie muss Training und Studium unter einen Hut bringen, sich ihre Kurse rund um die Trainingszeiten organisieren.

Freitags und sonntags finden Spiele statt. Da kann es schon mal vorkommen, dass auf den langen Busfahrten zum Spielort gelernt werden muss. Alkohol ist tabu. „In den USA darf man eh erst ab 21 Jahren Alkohol trinken“, sagt Lea, „in der Saison ist jeden Tag, außer am Dienstag, Training. 48 Stunden vor dem Training oder einem Spiel darf kein Alkohol konsumiert werden, das wird auch nachgeprüft.“ Feiern oder Party sind also während der Saison nicht drin.

Die strengen Regeln scheinen sich auszuzahlen. Ihre Uni schaffte es unter die landesweiten Top 16 im Frauenfußball. Dieser Erfolg motivierte ihren Trainer an eine andere Uni zu wechseln, die in der Division 1 spielt, etwa vergleichbar mit der Bundesliga in Deutschland. „Er hat gefragt, ob ich mit ihm die Uni wechseln möchte“, berichtet Lea Grünnagel. Und so wird sie im kommenden Semester an die Northern Illinois University wechseln, in einem Vorort von Chicago.

Frauenfußball in den USA unterscheidet sich sehr vom deutschen Ballsport. Beim Training wird viel mehr Wert auf Kraft und Ausdauer gelegt als in Deutschland, das Spiel ist robuster und man bekommt öfter blaue Flecke ab. „Entweder du spielst den Ball oder du liegst am Boden“, beschreibt die junge Fußballerin diesen Spielstil. In Deutschland werde mehr Techniktraining betrieben.

Eines findet sie aber wirklich gut in den Staaten: „Die Frauenfußball-Nationalmannschaft wird gleich bezahlt wie die Männer.“ Während man in Deutschland noch immer der Ansicht sei, Fußball wäre nur etwas für Männer, sei man in den USA schon viel weiter. Zwei Jahre wird Lea Grünnagel noch studieren, dann hat sie ihren Bachelor in International Business in der Tasche. Sie möchte wieder zurück nach Deutschland, denn studieren in den USA sei etwas anderes als dort zu leben. Die Schere zwischen arm und reich in dem Land klaffe immer weiter auseinander. Nur wer richtig viel Geld habe, könne in den Staaten gut über die Runden kommen. Trotzdem ist die junge Frau stolz, ihren Traum zu leben. Auch wenn sie womöglich für eine Profi-Karriere schon zu alt ist, ihrer Leidenschaft für den Fußball ist sie gefolgt und sie hat sie bis in die USA geführt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort