Zweibrücker Triathlet Oliver Spurzem Ein schön hartes „Testrennen“
Zweibrücken · Mit dem Ironman in Thun steht für Oliver Spurzem seine erste von drei Langdistanzen des Jahres an. Seine 15. insgesamt. Da der Zweibrücker die Quali für die Weltmeisterschaft auf Hawaii bereits in der Tasche hat, kann er in der Schweiz ohne Druck starten. So gut er das eben kann.

Für den Zweibrücker Triathleten Oliver Spurzem (links) – hier bei der Militär-WM in Spanien – steht an diesem Sonntag in Thun seine erste Langdistanz des Jahres an. Das Rennen in der Schweiz gilt als eines der schönsten – dass Spurzem das Bergpanorama genießen kann, ist aber zweifelhaft.
Foto: PrivatVon der atemberaubenden Natur um sich herum wird Oliver Spurzem am Sonntag kaum etwas wahrnehmen. Wenn der Zweibrücker Triathlet im schweizerischen Thun die zum schönsten Ironman gewählte Langdistanz angeht, wird er im Tunnel sein. Voll fokussiert auf sich, seinen Körper, die Abläufe auf der Strecke – und all das immer mit Blick auf seinen fünften Start beim legendären WM-Rennen auf Hawaii im Oktober.
Was Spurzem in der Schweiz erwartet – von der Umgebung und auf den gut 226 Kilometern im Rennen – kann er schon ganz gut einschätzen. Denn obwohl er ohne großen Druck auf die Strecke gehen kann – das Ticket für Hawaii hat er bereits in der Tasche – war er vor zwei Wochen bereits einmal auf Erkundungstour in Thun. „Es ist wirklich sehr schön da. Es ist auf jeden Fall was für’s Auge. Im Wettkampf habe ich zwar keine Zeit dafür, aber das ist schon wirklich nett“, beschreibt der 45-Jährige seine Eindrücke. Und das, obwohl „ich von vier Tagen Erkundung drei Tage Regen hatte“, erzählt Spurzem lachend und fügt an: „Da regnet es schon echt viel. Aber scheinbar wissen die Schweizer genau, wohin sie denn Wettkampf legen müssen.“ Denn seit Mitte der Woche sieht es besser aus. „Das Wetter kommt gut. Es soll trocken bleiben. Da sind die Abfahrten meins, da kann ich schön ausrasten.“
Die 3,8 Kilometer Schwimmen absolvieren die Athleten am Sonntag im Thunersee, in dem sich die majestätischen Alpen spiegeln. Die 180,2 Kilometer lange Radstrecke führt in Richtung Spiez, durch das Gürbental, Richtung Bern und durch den Naturpark Gantrisch zurück. Dabei müssen die Teilnehmer auf den zwei Runden insgesamt 2200 Höhenmeter überwinden. Die abschließenden drei Laufrunden über 42,2 Kilometer führen entlang des Seeufers und durch den Schadaupark.
Und so langsam wird es für Spurzem Zeit, dass er sich dort beweisen kann. Dem ehrgeizigen Athleten ist deutlich anzuhören, dass er schon ganz zappelig wird. In dieser Woche standen nur noch ein paar lockere Einheiten an, um sich auf Spannung zu halten „und nicht auszurasten“. Am Donnerstag ging es in die Schweiz. „Ich bin schon im Modus. Ich habe jetzt Bock, einfach loszulegen.“
Wenn der Zweibrücker das dann am Sonntagmorgen tut, wird er nach der Militär-WM in Spanien und der Halbdistanz in Maxdorf seine erste von drei Langdistanzen des Jahres angehen. Denn zwei Wochen nach Hawaii steht noch sein bereits mehrfach verschobenes Rennen in Sacramento/Kalifornien auf dem Plan. Drei Langdistanzen in einer Saison hören sich verrückt an, „aber das bekommt man schon hin. Man muss halt differenzieren, was sein A-Wettkampf ist.“ Für Oliver Spurzem ganz klar die WM auf der Pazifikinsel. Doch er muss zugeben, dass er, sobald er im Rennmodus ist, nie wirklich sagen kann: „Ich mach das mal gemütlich. Nee, ich muss schon immer was tun.“
Und das macht er nun schon seit vielen Jahren. Am Sonntag bestreitet Spurzem seine 15. Langdistanz. An die er vollkommen anders herangeht, als eine seine erste – 2010 in Florida. „Bei deinem Debüt weißt du ja gar nicht, was auf dich zukommt. Damals habe ich gesagt, ich will mal einen Ironman machen“, blickt er lachend zurück, dass das eigentlich eine einmalige Geschichte hätte werden sollen. Zwölf Jahre und 14 Langdistanzen später hat er von den quälend langen gut 226 Kilometern, auf denen so viel passieren, auf denen das Leiden so groß werden kann, noch immer nicht genug. „Ich habe die ganzen Jahre immer was zurückgehalten, bin auf Sicherheit Rad gefahren. Jetzt nähere ich mich in den Wettkämpfen einem höheren Niveau an.“
Voll aufs Ganze werde er aber auch am Sonntag nicht gehen, „weil ich ja noch eine Saison hinten dran habe“. Aber er fühle sich beim Schwimmen derzeit sehr gut. Das Radfahren werde durch die Höhenmeter „schon sehr sehr hart“. Das wird Körner kosten, sodass Spurzem abwarten muss, was bei seiner Paradedisziplin, dem Laufen, auf einer „sehr verwinkelten“ Strecke, hinten raus noch geht. Im Großen und Ganzen sieht Spurzem Thun jetzt „als Testrennen“ an. In das er mit der Hoffnung und dem Ziel reingeht, dass alles rund läuft. Dass alles, was er im vergangenen Jahr hinsichtlich Training, Verpflegung und Taktik erarbeitet hat, funktioniert. Immer mit Blick auf Hawaii.
„Ich habe am Sonntag aber keinen Druck. Weder in Thun, noch in Kalifornien zum Saisonabschuss habe ich Druck. Ich habe nur in Kona Druck.“ Darauf ist alles ausgerichtet. Darauf, auf Hawaii bei seiner fünften Teilnahme endlich die Zehn-Stunden-Marke zu knacken. Spurzems Ironman-Bestzeit aus Frankfurt liegt bei 9:14, auf Hawaii bei 10:03 Stunden. Und solange er nicht seinen „Frieden damit gemacht“ hat, wird Oliver Spurzem auch die außergewöhnliche Natur auf der Vulkaninsel, die Atmosphäre bei dem legendärsten Ironman-Rennen der Welt immer wieder mitnehmen.